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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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wann Waclaw Wojkowski das Geld von der Bank abgehoben hatte und ob es sich um einen Betrag handelte, der aus dem Vermögen seiner Frau stammte. Des weiteren wollte er die Postkarte mit anderen Schriftstücken Wojkowskis vergleichen. Darüber hinaus schien es ihm notwendig zu sein, Frau Wojkowski unter die Lupe zu nehmen. War sie wirklich in Warschau gewesen?
    Die Fahrt nach Kielce hätte Pawel Bobak sich ersparen können. Nicht der geringste Zweifel konnte darüber bestehen, daß Waclaw Wojkowski mit dem Vermögen seiner Frau durchgebrannt war.
    Diese Erkenntnis setzte dem Kriminalisten mächtig zu. Es gab nun keine Fährte mehr, die er verfolgen konnte. Außer dem Ermordeten, von dem er weder den Namen kannte noch wußte, an welchem Ort er umgebracht worden war, existierte nichts, was einen Hinweis hätte geben können. Wie sollte er da Ermittlungen anstellen?
    In seiner Verzweiflung klammerte er sich an die Vorstellung, der Franzose könnte der Erschlagene sein. Er fuhr deshalb von Kielce nach Czenstochau zurück und suchte den Gastwirt auf, um ihn nochmals gründlich zu befragen. Dazu kam es jedoch nicht. Der Wirt begrüßte ihn mit der freudigen Erklärung, Henri Martell sei wiederaufgetaucht.
    »Er ist allerdings schon wieder über alle Berge«, fuhr er lebhaft fort. »Er kam nur, um zu zahlen und seine Sachen zuholen. Als ich ihm sagte, daß Sie nahe daran gewesen seien, ihn für den aufgefundenen Toten zu halten, hat er schallend gelacht und gesagt: ›Bestellen Sie dem Herrn, ich sei quicklebendig und lediglich ein wenig mit der Droschke die Grenze entlanggefahren.‹« Die Erwähnung der Droschke brachte Kriminalmeister Bobak auf eine neue Idee. Bot sich ihm hier nicht die Möglichkeit zu prüfen, ob den Kutschern zu trauen war? Wenn sie auf seine Frage nach dem Franzosen ebenso negativ reagierten wie in der Angelegenheit der nächtlichen Fahrt durch Rudniki, dann wußte er, daß er belogen wurde. Aber dann gnade ihnen Gott. Dann würde er massiv werden. Er mußte endlich zu einem Ergebnis kommen. Die Aussage der Männer von Rudniki war allerdings das einzig Konkrete, was ihm bisher zur Verfügung stand.
    Das Glück war Pawel Bobak hold. Noch am gleichen Tage machte er eine Feststellung, die ihm weiterhalf. Er hatte sich zum Droschkenplatz vor dem Kloster begeben und einige dort miteinander plaudernde Kutscher gefragt, ob sie wüßten, wer von ihren Kollegen mit einem Franzosen zur galizischen Grenze gefahren sei.
    »Das war Jendrek«, sagten sie und wiesen auf einen älteren Mann, der inmitten der Wagenreihe auf seinem Bock saß. »He, Jendrek, hier will dich jemand sprechen.«
    Der Kriminalist war verblüfft. Er hatte mit einer verstockten Haltung der Kutscher gerechnet. Sollten die Männer von Rudniki sich doch getäuscht haben? Oder waren die beiden Droschken aus einer anderen Stadt gewesen? Er ging dem alten Kutscher entgegen. »Ich hab' nichts Besonderes«, sagte er. »Wollte mich nur erkundigen, was so eine Fahrt kostet, wie Sie sie kürzlich entlang der Grenze gemacht haben.«
    Der Alte blickte nachdenklich vor sich hin. »Auch wieder für drei Tage?«
    »Waren Sie mit dem Franzosen nicht über eine Woche unterwegs?«
    »Nó, genau drei Tage. Dann hab' ich ihn wieder hier oben abgesetzt.« Der Kriminalist wurde lebhaft. Seine pfiffigen Augen glänzten. »Wieso hier oben?«
    »Er kam doch vom Kloster. Und dorthin ist er auch zurückgekehrt.«
    »Wann war das?«
    »Vorgestern.«
    Pawel Bobak ließ sich nicht anmerken, daß er enttäuscht war. Er hatte gehofft, die Gilde der Kutscher auf Grund einer falschen Aussage unter Druck setzen zu können. Nun war auch diese Chance dahin.
    Plötzlich aber legte seine Stirn sich in Falten. War das Verhalten des Franzosen nicht merkwürdig? Quartierte sich im Gasthaus ein und wohnte offensichtlich im Kloster? Ihm schien es angeraten zu sein, in Jasna Góra vorzusprechen. Ohne Grund hatte der Franzose sich dort gewiß nicht aufgehalten.
    Der Pförtner des Officiums verhielt sich ähnlich wie an jenem Tage, da Tadeusz Minka bei ihm vorstellig geworden war. Er erklärte ruppig, über Henri Martel keine Auskunft geben zu können.
    »Dann melden Sie mich Ihrem Vorgesetzten«, forderte Pawel Bobak nunmehr energisch.
    Den Mönch beeindruckte das nicht. »Bedaure«, sagte er, »der Custos ist verreist.«
    »Dann wünsche ich den Prior zu sprechen!«
    »Der ist zur Zeit in Rom.«
    Alle Welt scheint sich auf Reisen zu befinden, dachte Kriminalmeister Bobak und legte seinen

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