Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
Vom Netzwerk:
weil der Bauer den Deckel zurückgeschlagen hatte. Mir ist das erst aufgefallen, als wir den Korb abtransportierten.«
    »Und das hast du mir nicht gleich gemeldet?«
    Der Polizist antwortete bockig: »Das hätte ich bestimmt getan, wenn ein Name darauf zu finden gewesen wäre. Aber da gibt es nur bahnamtliche Nummern!«
    »Nur?« rief Pawel Bobak außer sich. Seine Wangen waren rot vor Aufregung. Er beugte sich über das Etikett. Die Nummern waren verwaschen, jedoch noch gut lesbar. Sie lauteten: 10-25-7744-34. Für ihn waren die Zahlen soviel wie Hieroglyphen. Er zweifelte aber nicht daran, einen bedeutsamen Hinweis gefunden zu haben.
    Tatsächlich erhielt er am Bahnhof von Nowo-Radomsk eine Auskunft, die sein Herz schneller schlagen ließ. Die Zahl 10 hieß: Südwestbahn: 25 war das Kennzeichen der Bahnstation, die den Korb zur Beförderung angenommen hatte: 7744 bezeichnete die Nummer des Transportes; 34 war die Stückgutnummer. Damit stand fest, daß der Korb in Kremenetz, der Kreisstadt des russischen Gouvernements Wolhynien, aufgegeben und von dort nach Czenstochau befördert worden war.
    Czenstochau! Pawel Bobak frohlockte. Mit seinen Ermittlungen hatte er gar nicht so falsch gelegen. Jetzt brauchte er nur noch festzustellen, wer den Korb in Kremenetz abgeschickt hatte und wer in Czenstochau sein Empfänger gewesen war.

3
    Pawel Bobak zählte nicht zu jenen Polen, von denen Honoré de Balzac einmal sagte: ›Man braucht ihnen nur den Abgrund zu zeigen, und schon springen sie hinein‹. Das Streben des Kriminalmeisters war es, sich zu behaupten; sein Ziel, ein erfolgreicher Mensch zu sein. Es fiel ihm deshalb schwer, auf das Ergebnis der Recherchen des Kriminalamtes von Kremenetz zu warten, das er darum gebeten hatte, den Absender des Korbes zu ermitteln. Er würde etwas dafür gegeben haben, wenn er die Nachforschungen selbst hätte anstellen können; eine so weite Dienstreise ließ sich aber beim besten Willen nicht verantworten. Ihm blieb daher nichts anderes übrig, als seine Ungeduld zu zähmen.
    Nach drei Tagen traf der sehnlichst erwartete Bescheid ein. Zusammengefaßt lautete der Bericht: Der Korb wurde im November vorigen Jahres von der Fabrik Borenstein an den Korbwarenhändler Potak in Czenstochau gesandt.
    Endlich hatte Pawel Bobak einen Punkt, an dem er einhaken konnte. Und der sofort von ihm aufgesuchte Händler, ein dürres altes Männchen mit weißem Spitzbart und buschigen Augenbrauen, erinnerte sich sehr genau an den großen Korb.
    »Der stand lange bei mir herum«, sagte er und wies mit einer fahrigen Bewegung in den Hintergrund des Ladens, in dem Korbmöbel, Wäschebehälter, Strohmatten, Fußabstreifer, Teppichklopfer, Nähkörbchen, Peitschen und viele andere Dinge wie Kraut und Rüben gestapelt waren. »Dahinten hat der Korb gestanden. Für den Normalbedarf war er viel zu groß. Ich hatte ihn für einen Herrn bestellt, der nach Amerika ausreisen wollte. Aber dann kam das gute Stück nicht rechtzeitig an, und ich blieb auf ihm sitzen.«
    »Die Vorgeschichte interessiert mich nicht«, drängte Kriminalmeister Bobak. »Für mich ist nur wichtig zu wissen, wer ihn gekauft hat.«
    Der Korbwarenhändler sah ihn mißbilligend an. »Das will ich Ihnen ja gerade erzählen. Es ist nämlich purer Zufall, daß ich weiß, wohin der Korb geliefert werden sollte. Wenn der keinen Fehler gehabt hätte … Der Bauer hatte den nicht einmal bemerkt.«
    Pawel Bobak wurde kribbelig. »Von welchem Bauern sprechen Sie?«
    »Nu, von dem, der den Korb gekauft hat.«
    »Und wie heißt der?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber Sie haben doch gesagt …«
    »Sie lassen mich ja nicht ausreden«, ereiferte sich der Händler unwillig. »Also, das war so: der Bauer – ich glaube jedenfalls, daß es einer war, denn er trug den weißen Sukmana – hatte den Fehler überhaupt nicht bemerkt. Da hab' ich ihm gesagt: ›Hör zu, der Korb hat einen Fehler. Ich muß also einen Preisnachlaß gewähren. Und damit alles seine Ordnung hat, brauch' ich deinen Namen.‹ Da hat er gesagt: ›Wieso? Der Korb ist doch nicht für mich.‹ – ›Für wen denn?‹ hab' ich ihn gefragt. ›Weiß ich nicht‹, hat er gesagt. ›Ein feiner Herr hat mich im Kaffeehaus angesprochen und gebeten, ich solle ihm den Korb beschaffen. Er hat mir Geld gegeben und gesagt: Was übrigbleibt, darfst du behalten.‹«
    »Aber Sie haben eben noch erklärt, Sie wüßten, für wen der Korb bestimmt war.«
    Der Alte warf die Arme hoch.

Weitere Kostenlose Bücher