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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bergius C.C.
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Polizeiausweis vor. »Es wird doch jemanden geben …«
    Der Pauliner änderte augenblicklich seine Haltung. Er entschuldigte sich und versuchte, seine Kratzbürstigkeit mit dem Hinweis verständlich zu machen, daß er tagtäglich viele Menschen abzuwehren habe, die Offiziale in nichtigen Angelegenheiten zu sprechen wünschten. Er werden natürlich sogleich den stellvertretenden Custos verständigen.
    Dies war ein gewitzt aussehender Pater namens Bazil, der den Kriminalisten mit fast weltmännischem Gehabe begrüßte, das in krassem Gegensatz zu seinem harten Nußknackergesicht stand. »Ein Mißverständnis«, sagte er und bat Platz zu nehmen. »Ein bedauerliches Mißverständnis. Aber nun ist es ausgeräumt, und ich stehe ihnen zu jeder Auskunft über unseren französischen Freund Henri Martell zur Verfügung. Über ihn möchten Sie ja. wie mir gesagt wurde, einiges wissen, nicht wahr?«
    »Ja, ich hörte, er habe hier im Kloster gewohnt.«
    Die Hände des Mönches beschrieben einen großen Bogen.
    »Gewohnt ist zuviel gesagt. Er hat einige Male bei uns übernachtet. Wir gewähren ihm diese Möglichkeit, weil er täglich bis tief in die Nacht hinein arbeitete. Aus der Bibliothek, die Prior Rejman ihm für seine Studien freigegeben hatte, war er kaum herauszubekommen.«
    »Ich denke, er war für fünf Tage verreist.«
    Die Augenbrauen des Pauliners hoben sich. »Da sind Sie falsch informiert. Er war nur drei Tage fort.«
    Pawel Bobak registrierte, daß ihm nichts vorgemacht wurde. »Wissen Sie zufällig, wohin er gefahren ist?«
    Pater Bazil nickte. »An die galizische Grenze. Unser Freund mußte nach seinem intensiven Studium einfach einmal ausspannen. Da hat er das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden und ist zur Grenze gefahren, um sich ein eigenes Bild über die Verhältnisse in unserem geteilten Land zu machen. Aber warum interessiert sie das?«
    Der Kriminalist antwortete in aller Offenheit: »In Verfolgung einer Mordsache stieß ich zufällig darauf, daß Henri Martell über eine Woche nicht in das Gasthaus zurückkehrte, in das er sich einquartiert hatte. Ich glaubte schon, er sei der Ermordete.«
    Den Pauliner schien diese Erklärung zu irritieren. Er machte plötzlich den Eindruck, als mißfalle ihm das Gespräch.
    Pawel Bobak entging dies nicht. Aber noch bevor er sich Gedanken darüber machen konnte, trat ein Laienbruder in den Raum.
    »Verzeihen Sie, wenn ich störe«, sagte er devot. »Dies Telegramm wurde soeben zugestellt.«
    Der stellvertretende Custos übernahm die Depesche und bat den Kriminalmeister, kurz feststellen zu dürfen, ob das Telegramm etwas enthalte, das keinen Aufschub dulde. Dann öffnete er das Kuvert und las die Mitteilung.
    Pawel Bobak beobachtete ihn und sah, daß der Pauliner jäh erblaßte und sichtlich um Haltung rang. Seine Hände fingen an zu zittern. »Eine unangenehme Nachricht?« fragte er besorgt.
    »Oh, nein.« Pater Bazil griff sich an den Kopf. »Es ist nur …« Er schloß die Augen, wie um sich zu konzentrieren. »Ich habe einen Fehler gemacht, der mir peinlich ist. Das Telegramm ist nicht für mich, sondern für einen Ordensbruder bestimmt.«
    »So was kann doch vorkommen«, beruhigte ihn Pawel Bobak und dachte: Ich wette zehn zu eins, daß der Herr stellvertretende Custos mir diesmal nicht die Wahrheit sagt. Die Depesche scheint eine schlimme Nachricht zu enthalten.
    Der Wunsch, seinen Eindruck bestätigt zu sehen, bewog den Kriminalisten, kurz vor Antritt seiner Rückfahrt nach Nowo-Radomsk das Telegrafenamt aufzusuchen. Er wußte, daß er nicht korrekt handelte, legte dem diensthabenden Beamten aber dennoch seinen Polizeiausweis vor und verlangte Einsicht in das Telegramm zu nehmen, das am Nachmittag den Paulinern zugestellt worden war. Es dauerte nicht lange, bis ihm der Morsestreifen vorgelegt wurde. Die Punkte und Striche konnte er nicht deuten; der Beamte übersetzte ihm den Text. Er lautete:
    ›An Pater Markus Kloster Jasna Góra stop 17 und 22 werden gefährlich stop tritt sofort die besprochene Reise an stop alles Gute Domnik.‹
    Die Brisanz des Telegrammes ließ Pawel Bobaks Nerven wie eine Stahlfeder schwingen. Sein rundes Gesicht wirkte plötzlich flach. Der Zufall hatte ihn auf eine mysteriöse Sache aufmerksam gemacht. Er wurde beinahe eifersüchtig: Warum gab es in seinem Mordfall keinen so aufregenden Hinweis? Am liebsten wäre er gleich nach Jasna Góra zurückgekehrt, um die Patres Bazil und Markus ins Kreuzverhör zu nehmen. Doch mit

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