Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition)
in Marsch gesetzt, die in Mocambique seltene Minerale und Goldvorkommen suchen sollten. Mit der Regierung war verabredet, dass 50 Prozent der Erträge zur Bezahlung der Erkundungs-, Erschließungs-und Vertriebskosten genommen würden. Dem stimmte man dann aber nicht zu mit der Begründung, man wisse ja nicht, wie groß die Lagerstätten und Erlöse wären. Schalck schlug daraufhin als Kompromiss vor, dass die DDR zu 100 Prozent das von einer Gemischten Produktionsgesellschaft geförderte Gold erwerben und bezahlen, im Gegenzug aber die Erkundungsarbeiten in Rechnung stellen würde. Das Gold sollte über eine Firma in Südafrika, zu der bereits seit Jahren ein Unternehmen von KoKo Geschäftsbeziehungen unterhielt, in den internationalen Markt eingespeist werden.
Jedoch: Die Suchtrupps wurden nicht fündig, und Mocambique verweigerte daraufhin die Bezahlung der Rechnung über die geologischen Erkundungen. Schalck fand schließlich einen Weg, die geforderten 1,9 Millionen Dollar mit den Leistungen von in der DDR tätigen Vertragsarbeitern zu verrechnen. Das waren zwischen 1979 und 1989 weit über zwanzigtausend. Sie erhielten eine Ausbildung und kehrten nach einiger Zeit in ihr Heimatland zurück. Auch dies eine solidarische Unterstützung durch die DDR. Interessante, aber weitgehend unbekannte Details über das Engagement der DDR in Afrika bietet der von Matthias Voß 2005 herausgegebene Sammelband »Wir haben Spuren hinterlassen! Die DDR in Mocambique«. Er gehört zu der Publikationsreihe »Die DDR und die Dritte Welt«, mit der sich kompetente Fachleute mit den umlaufenden tendenziellen Darstellungen auseinandersetzten. Etwa mit der Tatsache, dass die DDR an ihrem Ende – nicht zuletzt durch das Engagement SchalckGolodkowski – weit über acht Milliarden D-Mark Guthaben in Staaten der Dritten Welt hatte, legitime Forderungen aus wirtschaftlicher Tätigkeit, die interessanterweise nie mit den »Schulden« der DDR verrechnet wurden.
Die Regierung de Maizière wollte den meist armen, hoch verschuldeten Ländern diese Verbindlichkeiten erlassen, doch angesichts der inzwischen veränderten Machtverhältnisse hieß es am 26. Juli 1990 auf einer Beratung von Vertretern der zwei Entwicklungshilfeministerien in Konstanz, dass ein Schuldenerlass nur möglich sei, wenn »die Finanzminister beider deutscher Staaten zustimmen«. Bonn verweigerte die Zustimmung und begründete das mit dem Hinweis, dass Verträge, abgeschlossen von souveränen Staaten, eingehalten werden müssten.
Wenn es um Geld ging, das man eintreiben konnte, war die DDR ein »souveräner Staat«, für dessen »Rechtsnachfolger« der Grundsatz galt: pacta sunt servanda.
Hingegen galt das vergleichbare Rückwirkungsverbot für die DDR und ihre Staatsdiener – etwa für SchalckGolodkowski – nicht. Da ging es ja um eine politische, nicht um eine wirtschaftliche Abrechnung.
Schalck-Golodkowski und das Sonderkonto 0628
Potentaten und Diktatoren pflegen in der Schweiz Konten anzulegen, die im Falle ihres Sturzes und nach geglückter Flucht vor dem Volkszorn geplündert werden. Über die Höhe wird nur spekuliert, das Bankgeheimnis steht der Wahrheit ebenso entgegen wie die geheime Buchführung des oder der Einzahler.
Um die DDR und ihr Führungspersonal zu kriminalisieren und zu diskreditieren, wurde auch Ulbricht solches nachgesagt, seiner Witwe Lotte wurde gar der ganze Alterssitz in die Schweiz verlegt. Dergleichen üble Nachrede erfolgte auch bei seinem Nachfolger Honecker. Dieser besaß jedoch nie ein persönliches Konto im Ausland, schon gar nicht in der Schweiz.
Sodann aber kommt der Einwurf: Und was ist mit dem Sonderkonto 0628? Auf dem befanden sich Ende 1989 immerhin etwa 2,2 Milliarden D-Mark.
Das »Honecker-Konto« war im März 1974 bei der Deutschen Handelsbank, einem Geldhaus der DDR, eingerichtet worden.
Alexander Schalck-Golodkowski war von der Messe in Leipzig kurzfristig zum Generalsekretär nach Berlin einbestellt worden. Es handelte sich, ganz nebenbei, um die erste persönliche Begegnung des Staatssekretärs mit dem Staatsratsvorsitzenden.
An diesem Gespräch nahmen Günter Mittag und Erich Mielke, der Minister für Staatssicherheit, teil. Und wie den Ausführungen Honeckers zu entnehmen war, ging die Initiative zu dieser Runde vom »kleinen Erich« aus, wie Mielke, der den gleichen Vornamen wie Honecker trug, zur besseren Unterscheidung intern genannt wurde. Er wurde nicht von allen gemocht, auch in diesen Kreisen nicht, wofür
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