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Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition)

Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition)

Titel: Schalck-Golodkowski: Der Mann, der die DDR retten wollte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schumann , Heinz Wuschech
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DDR gebrühten Kaffees wird als private »Geschenksendung, keine Handelsware«, wie es vorschriftsmäßig auf den Paketen steht, in die DDR eingeführt. Dieser individuelle Import soll ein Volumen von geschätzten 120 Millionen DM pro Jahr haben, was aber vermutlich so unbewiesen ist wie die in einer Dissertation im Westen aufgestellte These, Schalck sei 1978 mit seinem Vorschlag gescheitert, wegen des Mangels an Mandeln, Korinthen und Orangeat den Versand privat gebackener Weihnachtsstollen an die Verwandten in der Bundesrepublik zu untersagen. Mit diesem angeblichen Stollenschenkverbot hoffte er, die offizielle Einfuhr von Zutaten drosseln und Devisen sparen zu können.
    Die sogenannte Entwicklungshilfe des Westens für die Dritte Welt ist gering – gemessen am Leistungsvermögen der Industriestaaten der Ersten Welt, dennoch erheblich mehr im Vergleich zu den Möglichkeiten der Zweiten, der sozialistischen Welt. Auch ist deren Ansatz ein anderer. Es geht um die Gewinnung von Verbündeten, von politischen Partnern, nicht primär um Absatzmärkte und die Erschließung von Rohstoffen.
    Gleichwohl ist das zunehmend ebenfalls ein Thema. Die afrikanischen Staaten haben kaum Chancen, ihre wenigen Waren dort zu verkaufen, wo es Devisen gibt. Die DDR in Gestalt von KoKo hat Erfahrungen und Verbindungen, die sich dafür nutzen lassen. Also sucht SchalckGolodkowski auftraggemäß nach Wegen, wie sich die ökonomischen Interessen der Ersten, Zweiten und Dritten Welt handelspolitisch unter einen Hut bringen lassen.
    Auf Initiative von Lamberz bildet Ende 1977 das Politbüro eine Kommission für Entwicklungsländer, der ungefähr ein Dutzend Spitzenfunktionäre angehören, darunter auch SchalckGolodkowski. Vorsitzender, wie könnte es anders sein, ist der ZK-Wirtschaftssekretär Günter Mittag, weshalb dieses Gremium auch bald »Mittag-Kommission« heißt. Aufgrund guter Beziehungen zu Libyen, wo seit Ende der 60er Jahre ein Revolutionärer Kommandorat herrscht – der dafür sorgen wird, dass binnen weniger Jahrzehnte das Land laut UNO-Feststellungen zum höchstentwickelten Staat des afrikanischen Kontinents werde soll, ehe Gaddafi gestürzt wird –, initiiert die Kommission Anfang 1978 ein sogenanntes Drittlandabkommen (DDR-Libyen-Entwicklungsländer). Libyen und die DDR wollen in ausgewählten Ländern gemeinsam zusammenarbeiten. Man will komplette Anlagen und Ausrüstungen, Waren und Konsumgüter liefern, Rohstoffe erkunden, erschließen und verarbeiten und mit Hilfe von Experten Untersuchungen für weitere Investitionsvorhaben anstellen. »Die vorgesehenen Lieferungen und Leistungen erfolgen auf der Grundlage von kommerziellen Verträgen.« Das Drittlandabkommen sollte zunächst bis zum 31. Dezember 1990 gelten.
    Dem Dokument angefügt war ein konkretes Lieferangebot von Waren und Technologien aus der DDR für zehn Entwicklungsländer im Volumen von etwa 1,614 Milliarden Dollar, darunter ein Feinwalzwerk für Syrien. Mocambique stand mit 70 und Angola mit 139 Millionen Dollar auf dieser Liste. Der Tod von Lamberz – er verunglückte 1978 in Libyen mit einem Hubschrauber Gaddafis, der ihn zum Flugplatz in Tripolis bringen sollte, von dem Lamberz und seine Delegation weiter nach Äthiopien fliegen wollten – bedeutete zwar einen Rückschlag, änderte aber nichts am Engagement der DDR in jungen afrikanischen Nationalstaaten. Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Äthiopien kühlten sich aber nach dem Besuch Erich Honeckers 1979 merklich ab, was nicht zuletzt auf die wachsenden eigenen wirtschaftlichen, will heißen finanziellen Schwierigkeiten zurückzuführen war. Und diese wiederum wurzelten auch in der neuen von der NATO provozierten Rüstungsrunde. Berlin konzentrierte sich deshalb auf die Kooperation mit Angola und Mocambique. Schalck schickte Expertendelegationen, ließ in Mocambique die Steinkohlegruben von Moatize neu aufschließen und besorgte Rohkaffee, Erdöl und Kohle aus Angola.
    Doch die politische Lage dort war instabil, dem Westen passten die Entwicklung und die Verbindungen nicht und stachelte Fehden im Lande mit der Absicht an, das diese den propagandistischen Anlass für vermeintlich Frieden stiftende Interventionen lieferten, etwa von Südafrika oder Rhodesien aus. Und auch wenn es nicht soweit kam, führte es doch dazu, dass sich diese Nationalstaaten politisch und wirtschaftlich nicht konsolidieren konnten. Auch DDR-Bürger starben bei Überfällen.
    SchalckGolodkowski hatte geologische Erkundungstrupp

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