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Schalmeienklänge

Schalmeienklänge

Titel: Schalmeienklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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niemals den Rücken zu! Der König wird wiederkommen, und Ihr ebenso, mein zurückhaltender Lord. Vielleicht sollte ich mir noch ein anderes Bett suchen oder viele andere… würde Euch das erregen? Oder vielleicht sollte ich mich einfach nur zu Schweinen schlafen legen wie Eure schmutzige Bäuerin Ard…«
    Ein schneller Schritt; sie blieb stehen. Zitternd hörte ich die Geräusche eines kurzen Handgemenges und dann Brants leises Fluchen.
    »Blutet nur!« schrie Cynda. »Ich will, daß Ihr blutet! Ich sähe gerne, wie alles Blut aus Eurem Körper strömt, wenn man Euch kopfüber aufhängte und bei lebendigem Leib häutete. Ich würde es genießen!«
    »Dann sorgt doch dafür«, sagte Brant mit heiserer Stimme, als ihm endlich die Geduld ausgegangen war. »Ihr braucht nur dem König von Ard und mir zu erzählen. Was sollte Euch daran hindern? Die Hälfte habt Ihr doch schon vollbracht. Warum habt Ihr Euch mit ihrer Folterung zufrieden gegeben, wenn Ihr doch auch meine wollt? Euren Einfluß auf den König werdet Ihr zurückgewinnen. Und diesmal, als Ehefrau, könntet Ihr sogar zusehen.«
    Stille. Dann hörte ich Cyndas Stimme, deren überreizte Hektik sich in tödliche Boshaftigkeit gewandelt hatte. »Dann könntet Ihr mir niemals mehr den Rücken zudrehen.«
    Ein scharfes Atemholen; damit hatte Brant nicht gerechnet. Aber Cynda lachte wieder. »Schaut nicht so drein, Mylord. Haltet Ihr mich für so verrückt wie Ard, daß ich den Priestern verraten würde, daß Ihr mit ihr zusammengelebt habt? Ich weiß, daß Ihr kein Seelenjäger seid. Ich wünschte nur, so etwas wäre möglich, damit ich Eure Seele zu meiner Beute machen könnte! Denkt Ihr, nur weil ich Euch und sie in diesem Schweinestall ertappt habe, müßte ich den kastrierten Priestergeschichten glauben? Ich erkenne körperliche Lust sehr wohl. Ihr nahmt Euch ein Bauernmädchen: das Recht eines Mannes; ich habe sie vernichtet: das Recht einer Ehefrau. Aber nicht Euch, Liebster… doch nicht Euch. Ihr gehört mir. Ich würde Euch niemals vernichten, nicht diesen Teil von Euch und nicht den hier…« Nun lullte sie ihn verführerisch und erschreckend erotisch ein. Ich konnte durch den Vorhang nichts sehen und war dankbar dafür.
    »Haltet Ihr mich für geil, Mylord? Ja? Früher mochtet Ihr das, nicht; wahr, warum solltet Ihr es heute nicht mögen? Aber Ihr mögt es ja, ich kann es fühlen, hier, wo Ihr nicht lügen könnt… Ihr könnt mich ohnehin nicht belügen, wißt Ihr, ich kenne jeden Zentimeter von Euch, den man nur kennen kann. Ihr gehört mir…«
    Ich machte mich daran, die Treppe hinabzukriechen.
    »… mir, und Ihr wißt es. Ihr könnt Euch nicht von mir abwenden, ebensowenig wie der König. Ich kenne euch alle, weiß alles, was zu wissen ist, alles… außer, wer der Junge war, den Ihr vor dem Mittsommerfest nach Norden geschickt habt.«
    Mir blieb fast das Herz stehen. Von oben kam kein Laut. Dann Brants Stimme, diesmal tödlich ruhig. »Welchen meiner Männer bezahlt Ihr?«
    »Spielt das eine Rolle?« Sorglos, triumphierend. »Nun habe ich Eure Aufmerksamkeit gefesselt, Mylord, nicht wahr? Wer war das Kind, und wohin habt Ihr es geschickt? Ihr wollt es mir nicht sagen. Nun gut, dann wollt Ihr eben nicht. Ich weiß, daß Ihr Eure Lustgefühle nicht auf Knaben richtet, und alles andere ist mir gleichgültig. Aber Ihr werdet mir nicht verbieten, nach Lust und Laune in die Berge zu reiten, wenn Ihr nach Lust und Laune fremde Jungen dorthin fortschickt.«
    Sie lachte, und nun war es das Lachen, das ich immer wieder im Großen Saal oder bei einer Kahnpartie gegenüber Rofdal gehört hatte: fröhlich, gedankenlos, leicht sinnlich, das Lachen einer Frau, die sicher ist, im Mittelpunkt männlicher Aufmerksamkeit zu stehen. Das ließ mich mehr als alles andere ihre Geschichte erkennen. Eben noch hatte sie gebettelt, war grausam gewesen und zu allem bereit, um eine intensive Reaktion hervorzurufen. Nun, da es geglückt war, leugnete der Ton ihrer Stimme selbst, daß etwas anderes auch nur möglich wäre, ebensowenig wie die Sonne am Himmel aus der Bahn geraten könnte; Cynda war eine gnädige Sonne, deren Wärme alle sterblichen Menschen auf der Erde unten suchten, sonst wären alle Naturgesetze verkehrt. Ich hatte solche Frauen schon früher erlebt, wenn auch keine jemals so anmaßend gewesen war wie diese. Und auch nicht so schön.
    »Welchen meiner Männer, Cynda?« wiederholte Brant, und beim Klang seiner Stimme verlor selbst ich den Mut, die ich in der

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