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Schalmeienklänge

Schalmeienklänge

Titel: Schalmeienklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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hat nicht das Recht, mir irgend etwas zu verbieten.« Und dann ein Lachen, weit schriller als die Worte, daß die Zyrette sich im Schlaf regte. Das Lachen und die Worte stammten von Cynda, aber einer Cynda, die ich nie zuvor gehört, immer nur hinter ihrer übertriebenen Fröhlichkeit und den allzu strahlenden Augen gesehen hatte. »Woher kommt dieses plötzliche Recht, mir etwas zu verbieten? Glaubt Ihr, nur weil Ihr Euch mit meinem Körper vergnügt habt, könntet Ihr entscheiden, was ich damit mache?«
    Gemurmel, dessen Worte unverständlich blieben, von einer männlichen Stimme.
    Rofdal? Wäre ich beinahe in einen Streit mit dem König hineingeplatzt? Aber der mußte sich doch gewiß irgendwo in Leonores Nähe aufhalten, deren Wehen schon vor Stunden eingesetzt hatten.
    »Den Wunsch, über meinen Körper zu herrschen, hattet Ihr aufgegeben, erinnert Ihr Euch? So lange ist das noch gar nicht her. Oder habt Ihr Eure Ansicht schon wieder geändert, Mylord? Habt Ihr beschlossen, wieder mit mir zu Bett zu gehen?«
    Weiteres Gemurmel. Cyndas Stimme wurde heftig und ein wenig hysterisch. »Seid Ihr gekommen, mir das zu sagen, Mylord? Daß Ihr meine Brüste wieder haben wollt? Hier, sie sind Euer. Sie haben sich nicht verändert.«
    Das Geräusch von reißendem Stoff. Ich begann, rückwärts die Stufen zurückzuweichen. Wenn Rofdal mich beim Lauschen erwischte…
    »Und meine Hüften sind die Euren, wenn Ihr es wollt, ganz wie früher. Ihr wendet Euch ab! Aber warum, Mylord? Gewiß sind meine Hüften doch die gleichen geblieben. Und auch mein Bauch, auf den Euren Kopf zu betten Ihr einst keine Skrupel hattet. Noch meine…«
    »Hör auf«, befahl die männliche Stimme, und ich erstarrte mitten auf der Treppe.
    Brant.
    Cynda lachte wieder, und ihr Gelächter enthielt einen Beiklang, den ich nur zweimal in meinem Leben vernommen habe: einmal bei einem Verbrecher, der sogleich öffentlich gehenkt werden sollte, das andere Mal von einer Fischfrau, der man gerade mitgeteilt hatte, daß ihr Sohn gefallen war und mit ihm der Sinn ihres Lebens.
    »Womit aufhören, Brant? Was soll ich aufhören? Doch nicht nur alleine in die Berge zu reiten. Aufhören, Euch meinen Körper anzubieten, während Ihr ganz und gar unwillig seid? Früher einmal wart Ihr nicht so unwillig. Ihr nicht und nicht der König…«
    »Cynda«, sagte Brant tonlos und verstummte.
    »Cynda was? Was wolltet Ihr mir sagen, Mylord? Daß der König zu mir zurückkehren wird, wenn dieses verfluchte Kind erst geboren ist? Das braucht Ihr mir nicht zu sagen.«
    »Damit habe ich auch nicht gerechnet«, erwiderte Brant kalt. Wenn er hoffte, daß Kühle sie beruhigte, so täuschte er sich.
    »Damit habt Ihr nicht gerechnet! Ihr nicht? Was denkt Ihr denn dann? Was denkt ein Ehemann, der mit seiner eigenen Frau nicht mehr schlafen will?«
    »Ihr habt einen anderen Schlafplatz auserwählt, Mylady.«
    »Genau wie Ihr, Mylord. Oder solltet Ihr das vergessen haben?«
    Schweigen.
    »Die Vier Schutzgötter mögen Euch verfluchen, Brant. Ihr schlaft mit Euren Bauernflittchen und macht mir Vorwürfe, wenn der König mich auserwählt.«
    Brants Stimme war hart wie Eis. »Ihr wißt, warum ich mich von Euch abgewendet habe.«
    »Tatsächlich? Weiß ich das wirklich? Oder ist das nur eine windige Ausrede, die Ihr mir und Euch selbst vormacht? Früher wart Ihr nicht so wählerisch.«
    »Ich gehe nun, Cynda, ehe Ihr uns beide noch mehr zu Narren macht. Aber denkt an meine Anweisung. Ihr werdet nicht mehr alleine in die Berge reiten.«
    »Ich reite, wohin ich will. Genauso, wie ich schlafen werde, mit wem ich will.«
    Brant antwortete nicht. Schritte näherten sich dem Wandteppich, und ich schaute mich in wilder Panik um. Aber die Schritte hielten inne, und ich vernahm das heftige Aufeinanderprallen von Körpern, als hätte sie sich ihm entgegengeworfen. Aus ihrem rasenden Wortschwall hörte ich wieder den Verbrecher und die Fischfrau, die ihre verschiedenen Leben aus ihren Händen gleiten sahen.
    »Ich werde mich frei entscheiden! Der König wird zu mir zurückkehren, daran besteht kein Zweifel… und Ihr ebenfalls, Mylord! Ihr werdet nicht ewig widerstehen. Das könnt Ihr gar nicht. Ich kann mich noch zu genau erinnern, und Ihr ebenfalls. Ich weiß noch alles von Euch, Brant, was Euch Vergnügen bereitete und was nicht, was Ihr zu mir sagtet, wie Ihr mich angeschaut habt… was bedarf es, damit Ihr mich so wieder anschaut? Das hier… oder das? Dreht mir nicht den Rücken zu… dreht mir

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