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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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nächsten Moment erhob sich ein Schwarm junger Enten von einem nahe gelegenen Teich. Wieder schossen die Männer in den Himmel und trafen ein paar der Tiere, deren Federn nur so flogen und deren blutige, leblose Kadaver der Reihe nach auf die Schotterpiste fielen. Wie alberne Jungs, die sich um die besten Plätze balgten, rannten sie hinunter zum Weg, um ihre Beute zu inspizieren.
    Leonid atmete spürbar auf und rappelte sich auf die Knie. Immer noch geduckt, rannte er, von Ajaci gefolgt, zu Hirku hin und löste dessen Zügel vom Baum.
     
    Durch die Hektik im Lager fand Bashtiri erst später die Gelegenheit, den eingetroffenen Kommandeur den übrigen Bewohnern als einen ehemaligen Oberst der Sowjetarmee und besten Freund vorzustellen. Andrej Lebenov war der Sektionschef für Westsibirien in der Sicherheitsabteilung des Unternehmens GazCom .
    Sven Theisen streifte ihn mit einem abschätzenden Blick. Die vertraute Art, wie er und Bashtiri miteinander umgingen, erinnerte ihn an zwei Mafiosi, die schon jahrelang gemeinsam ihre Geschäfte betrieben. Nachdem er mitgeholfen hatte, Viktoria auf einer Trage zur provisorischen |139| Krankenstation des Camps zu geleiten, wurde er Zeuge, wie groß die Macht des Kommandeurs war. Beiläufig beriet er sich mit Frau Doktor Parlowa, wie man mit der deutschen Forscherin verfahren sollte. Auf ein Fingerschnippen Lebenovs wurde der Helikopter gestartet. Rodius, der seine wissenschaftliche Assistentin in die Krankenstation von Vanavara begleiten wollte, wurde von Bashtiri zurückgehalten.
    »Wir haben noch etwas zu besprechen, Professor«, erklärte der Kommandeur. »Frau Doktor Parlowa wird Frau Doktor Vanderberg ins Hospital begleiten. Das sollte reichen.«
    Niemand wagte zu widersprechen.
    »Einmal Vanavara hin und zurück«, rief Lebenov dem wartenden Co-Piloten zu.

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    9
    Februar 1905, Sibirien – Ogdy
    Eingepfercht zwischen Tungusen und Kosaken lagen Leonard und die übrigen Deportierten Rücken an Rücken im Zelt. Der Boden war trotz der Felle und Teppiche eiskalt, und auch das Innere der traditionellen Behausung hatte sich merklich abgekühlt. Was blieb, waren die Menschen, ganz gleich, ob Freund oder Feind, die sich gegenseitig ein wenig Wärme spendeten.
    Das Feuer war beinahe heruntergebrannt, als Leonard endlich in einen unruhigen Schlaf fiel. Der Schamane spukte immer noch in seinem Hirn herum, und auch das wachsbleiche Gesicht der toten Frau des alten Wassiljoff wollte ihm keine Ruhe gönnen. Ihre hellen Augen starrten ihn an, und ihr Mund bewegte sich, als ob sie ihm etwas Wichtiges zuflüstern wollte. Doch er konnte sie nicht verstehen. Plötzlich spürte er, wie ihn jemand am Kragen seines Pelzmantels zupfte.
    »Leonard?« Kissanka war so leise, dass es auch das Wispern des Windes hätte sein können. Kaum merklich wandte er sich um und drehte Pjotr, der leise schnarchte, den Rücken zu.
    Das Mädchen hatte sich in der Dunkelheit – von ihrem jähzornigen Vater unbemerkt – schon eine ganze Weile an Leonards Rücken geschmiegt, als ob sie selbst im Schlaf bei ihm Schutz suchen wollte. |140| Leonard ließ sie gewähren. Sie musste den Tod ihrer Mutter verkraften und obendrein Schwester und Bruder trösten, die, dicht an sie gedrängt, vor Erschöpfung zu einem tiefen Schlaf gefunden hatten. Bei ihrem Vater bewirkte der Wodka sein Übriges – wie bei den meisten der Männer, denen die Kosaken in seltener Großzügigkeit ihre Proviantkisten geöffnet hatten.
    »Ja?«, flüsterte Leonard zurück. Dabei war er ihrem Gesicht so nahe, dass er ihren Atem auf seinen Lippen spüren konnte.
    »Sag, warum bist du hier?«
    Was sollte er darauf antworten? Er wusste ja selbst nicht einmal, warum ihm das Schicksal so grausam mitspielte.
    »Ich weiß es nicht«, gestand er ehrlich.
    »Du musst mir nichts verschweigen. Es ist nicht schlimm, solange es nichts ist, wofür Gott der Herr dich bestrafen würde. Oder hast du jemanden umgebracht?« Das Flüstern war atemlos geworden.
    »Nein«, sagte Leonard mit heiserer Stimme. »Es sei denn, selbst Gott hätte etwas gegen die Bolschewiki. Man wirft mir vor, mit den Widersachern des Zaren gemeinsame Sache gemacht zu haben.«
    »Dann bist du also ein Terrorist?« Ihre Hand legte sich sanft auf sein Gesicht und streichelte über seinen Bart.
    »Nein, das bin ich mit Gewissheit nicht«, sagte er fest und fragte sich, ob er ihr die näheren Umstände seiner Verhaftung offenbaren sollte.
    »Das macht mich froh«, flüsterte sie, und

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