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Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska

Titel: Schamanenfeuer: Das Geheimnis von Tunguska Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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beauftragte sie die beiden Männer, im Supermarkt am Ort, der eher einem Tante-Emma-Laden glich, Kekse und Saft einzukaufen. Als die Männer gegangen waren, legte sie im unbeheizten Bad der Krankenstation ihren geliehenen Morgenmantel ab und stolzierte auf Zehenspitzen unter die lauwarme Dusche. Ein Luxus, weil es im Camp nur kaltes Wasser gab. Doktor Parlowa hatte ihr am Tag zuvor einiges an Kleidung aus ihrem Rucksack mitgebracht, der die große Flut an einem Wandhaken unbeschadet überstanden hatte.
    Einigermaßen zufrieden rubbelte sie ihr Haar trocken und schlüpfte danach in ein olivgrünes Trekking-Outfit. Ein paar Bürstenstriche unter einem uralten Fön mussten reichen, um ihre halblange Mähne zu bändigen.
    Ins Krankenzimmer zurückgekehrt, packte Viktoria ihre Tasche zusammen, als sich mit einem Mal die Zimmertür öffnete. Zuerst dachte sie, ihre beiden Kollegen seien zurückgekehrt, doch es war ein Fremder, der eine Art militärischer Uniform trug und dessen grobe Gesichtszüge ihr alles andere als sympathisch erschienen.
    »Sind Sie Viktoria Vanderberg?« Der Mann sprach in gebrochenem Deutsch.
    Viktoria antwortete ihm auf Russisch – ein wenig unterkühlt und mit spöttischem Blick.
    »Darf ich fragen, wer Sie sind und was Sie ohne Aufforderung in meinem Krankenzimmer zu suchen haben?«
    »Mein Name ist Andrej Lebenov«, sagte er mit einem unechten Lächeln, das einen blinkenden Goldzahn zum Vorschein brachte.
    »Ich gehöre zur Sicherheitsabteilung des Unternehmens GazCom . Die Sonderregion Ewenkien fällt in meine Zuständigkeit.«
    Viktoria betrachtete ihn beiläufig. Bullig, mit breiten Schultern und einem Stiernacken, streckte er ihr herausfordernd seine flache, von einer wulstigen Narbe gezeichnete Stirn entgegen. Sein eckiger Brustkasten |166| hob und senkte sich unter der viel zu engen Uniformjacke und drohte bei jedem weiteren Atemzug die silbernen Knöpfe abzusprengen.
    »Hat Bashtiri Sie beauftragt, mich aufzusuchen?« Bevor er antworten konnte, beschloss Viktoria, sich aufs Bett zu setzen, weil ihr immer noch ein wenig schwindelig war.
    »Sagen wir, er hat unsere Sicherheitsabteilung um Hilfe gebeten, was die Aufklärung des Unfalls betrifft und noch ein paar andere Ungereimtheiten, die damit verbunden sind. Unter anderem Ihre Entführung.«
    »Es war keine Entführung«, erwiderte Viktoria. »Irgendjemand hat mich gerettet. Ich würde dem Unbekannten gerne danken, wenn ich wüsste, um wen es sich handelt.«
    »Einer unserer Suchtrupps hat Ihren Taucheranzug gefunden«, fuhr Lebenov ungerührt fort, dabei hob er eine seiner buschigen Brauen und schaute sie an, als ob er von ihr eine Erklärung erwartete. »Einen Kilometer nordwestlich vom See, am Ufer des Kimchu.« Er verschränkte die Arme und nahm eine abwartende Haltung ein.
    Viktoria entschied sich, ihrerseits Fragen zu stellen. »Und haben Sie auch meinen Badeanzug gefunden? Ich vermisse ihn.«
    »Ich dachte,
Sie
könnten mir etwas dazu sagen«, antwortete Lebenov mit einer Miene der Enttäuschung. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich so darauf, dass er seine Hände auf der Rückenlehne abstützen konnte. Dabei folgte sein lauernder Blick jeder ihrer Bewegungen.
    Viktoria beschlich das Gefühl, sich in einem Verhör zu befinden. »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht helfen. Ich weiß nur, dass der Mann, der mich offensichtlich gerettet hat, einen festen Platz in meinem Herzen behalten wird.«
    »Ich habe da eine Idee, wie wir Ihren Herzensmann in ein lebendiges Wesen verwandeln könnten«, erklärte Lebenov und taxierte ungeniert ihre Figur. »Doktor Parlowa hat mir von ihrer – wenn auch spärlichen – Personenbeschreibung berichtet. Soweit ich es beurteilen kann, müsste es sich um einen Einheimischen handeln, dem Sie Ihr Leben zu verdanken haben. Ihre Beschreibung passt eher auf einen ewenkischen Stammesangehörigen als auf einen Russen. Wenn Sie einverstanden sind, begleiten Sie mich zum Stammesältesten von Vanavara. Vielleicht kann er uns sagen, um wen es sich handeln könnte.«
    |167| Viktoria nickte zögernd. Im Grunde genommen war es eine gute Idee. Weitaus lieber wäre sie allerdings ohne Lebenov zu diesem Stammesältesten gefahren. Doch der Sicherheitschef würde den Mann ohnehin aufsuchen, und wenn sie ihn begleitete, konnte sie einen gewissen Einfluss auf seine Fragen nehmen.
    Kolja stand draußen vor der Tür und wartete auf Theisen, der noch einmal zum Laden zurückgegangen war, weil er etwas vergessen hatte.

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