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Schampanninger

Titel: Schampanninger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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zufrieden joviales Mündchen.So gestärkt kehrte ich zu meinen Kundinnen zurück. Tatsächlich durfte ich ihnen wenig später ein Taxi rufen, damit sie ihre Beute ins Heim zurückbefördern konnten. Nachdem sie auch noch einen graugusseisernen Christbaumständer aus praktisch unverwüstlichem Schwedenstahl erworben hatten, legte ich jeder noch eine Packung Stanniollametta obendrauf.

19
    Nachts gegen elf Uhr ging ich hinüber zum Marienplatz. Der Schnee war verschwunden, stattdessen ging Regen herunter. Gesprüht, nicht geschüttet. Frostig war es nicht, aber feucht, sodass eine klamme Kälte durch die Kleider kroch. Die ersten Buden standen bereits am Rindermarkt, inzwischen alle dicht verrammelt, optisch ein Vorteil, denn ohne den ganzen Plunder sahen die tannenzweiggeschmückten Holzhütten recht gut aus. Die Aura von Glühwein, gebrannten Mandeln, Maroni und Bratwürsten verschwand den ganzen Dezember über nicht, aber auch das mutete mit dem feierabendlich gedämpften Restaroma durchaus weihnachtlich-appetitlich an.
    Allerdings hatte auch dieser Adventstag seinen Tribut gefordert, den Unerfahrene wie so oft zollen mussten: Unter den Arkaden gegenüber dem Alten Peter lag paketweise neben- und aufeinandergeschichtet ein Rudel hickehacke zugeglühweinter Amerikanerinnen, wahrscheinlich Highschoolgirls, die man in Texas schon ihrer Fahne wegen eingeknastet hätte.Süß, warm, lecker, denkt man nur drei Becher lang, dann nagt der aufgezuckerte Bauerntrunk selbst an der Kondition eines Quartalssäufers.
    Im Weißbräu checkte ich zunächst die Lage. Susi war nicht da, also musste ich vor allem auf Alois achten. Von ihm war glücklicherweise nichts zu sehen. Nur Berni fuhrwerkte herum, hatte allerdings eine betriebliche Weihnachtsfeier zu betreuen, die im Saal nebenan stattfand. Außerdem durfte ich darauf zählen, dass mehr als ein zweiter, genauerer Blick von ihm notwendig sein würde, um mich als Nikolaus in Zivil erkennen zu können. Und den brachte der Vielbeschäftigte nicht auf. Ich setzte mich in die Garmischer Stube, einen Schankraum, in dem sich vorwiegend einheimische Biernasen an ungedeckten Holztischen zusammenfinden. Von dort aus hatte man einen guten Überblick über das, was draußen auf dem Gang vor sich ging, und den unschätzbaren Vorteil, in einer Gruppe sitzen zu können, ohne das Maul aufmachen zu müssen. Reden muss hierzulande nur der, der den Drang dazu in sich spürt. Der schweigende Gast, der über seinem Bier brütet, ist normal.
    Man sah, dass Berni da draußen in seinem Element war. Höchstpersönlich verabschiedete er die Gäste der Weihnachtsfeier, um sie aus seinem Lokal hinaus in ihren Heimathafen zu winken. Eine Gruppe animierter Damen umstand ihn, die seine Schlutzkrapferl als besonders gelungen feierten. Was der Auswärtige für eine liebkosende Bezeichnung hält, soll nur eine besonders kleine Portion anzeigen. Berni tönte, dass weder der Kardoffi noch das Biofleisch ihr Geheimnis bildeten, sondern die schmackigen Gewürze. Das kleine Berghammer-Set im verschließbaren Tascherl war in einer Vitrine ausgestellt und an der Theke käuflich zu erwerben.
    Ich trank noch ein letztes Weißbier, dann kam auch schon die Bedienung zum Abkassieren.
    – Zahlen bitteschön. Wir schließen.
    Ich ging auf die Toilette. Dort gab es ein unvergittertes Fenster zum Innenhof hin, das ich mir bereits als Auslass ausgeguckt hatte. Mit einem Stück Bierfilz, den ich unter den Schenkel schob, klemmte ich das Fenster fest, dass es wie geschlossen aussah. Ich prüfte mein Provisorium noch einmal, ließ jedoch ab und fuhr erschrocken herum. Ich meinte, den Schatten eines Mannes wahrgenommen zu haben. Außerdem war ein deutlicher Luftzug von der Tür her zu spüren gewesen. Ich hielt still und lauschte. Alles war ruhig.
    Als ich die Toilette verließ, war ich besonders vorsichtig, jetzt durfte mich keiner sehen. Auf leisen Sohlen schlich ich in den Keller hinunter. Ich verbarg mich in einer Kammer, in der Werkzeug und Geräte gelagert waren. Reparaturen würden heute Nacht keine mehr anfallen. Dort wickelte ich mich in meinen Mantel und setzte mich auf einen der dort abgestellten Reservestühle. Bald war es komplett dunkel und ruhig im Lokal. Aus dem Werkzeugschrank vor mir besorgte ich mir ein Stemmeisen. Zum Öffnen der Tür würde ich es vielleicht brauchen, außerdem fühlt man sich mit so einem Stahltrumm in der Hand sicherer.
    Stufe für Stufe tastete ich mich hoch und vergewisserte mich, dass alles

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