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Schampanninger

Titel: Schampanninger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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einmal Streit ums Geld und dann …
    Er hatte ja recht. Seine Geschichte klang ziemlich gut, einiges war belegt, ich hatte dem nichts Plausibles entgegenzusetzen, außer eben, dass es so nicht gewesen war.
    – Kann ich mal in Ruhe eine Zigarette rauchen und nachdenken?
    Dieselhofer patschte sich mit der Hand auf den Oberschenkel.
    – Tätest du, Dieter …? Dann würde ich geschwind …
    – Freilich, erwiderte Dieter.
    – Du auch, oder?
    – Aber ohne Gelee.
    – Kännchen oder Haferl?
    – Haferl.
    – Und Sie, Herr Gossec, darf es was sein?
    – Bitte schön. Haferl, Obstkuchen mag ich auch nicht, da schließe ich mich an.
    Mit solchen Menschen konnte man doch klarkommen!

33
    Der Käsekuchen schmeckte wirklich ausgezeichnet, saftig und mit feinem Vanillearoma. Wahrscheinlich wurde der Beamte im Präsidium nachmittags von einem psychischen Tief gebeutelt. Mit einer gut ausgestatteten Kuchentheke war daviel auszurichten, und der Weinbrand im Aktenschrank blieb unangetastet.
    Schon beim Rauchen wurde mir klar, dass ich nur eine Chance hatte, wenn ich alles auspackte. Aber zunächst einmal musste der schlimmste Fall abgeprüft werden.
    – Hausfriedensbruch, wie viel brummen sie mir denn da auf, wenn es hart kommt?
    Dieselhofer lachte.
    – Mit oder ohne?
    – Was?
    – Widerstand gegen die Staatsgewalt.
    – Ohne.
    – Normalerweise geht das mit ein paar Tagessätzen über die Bühne. Und angezeigt werden muss auch.
    – Okay, sagte ich, dann packen wir es an.
    Ich erzählte ihnen die komplette Geschichte.
    Dieselhofer machte sich Notizen und stöhnte dabei wiederholt auf.
    – Und vorgestern Abend war ich bei Ihrem Kollegen Dorst hier im Haus. Und was das Stemmeisen angeht: Bei Rechtsanwalt Emmelmann existiert ein Foto, wo ich mit dem Ding in der Hand, aber an einem anderen Ort zu sehen bin.
    – Sie laden uns was auf, sagte Dieselhofer.
    Er schaute auf die Uhr.
    – Heimatland. Es geht ja schon auf sechs Uhr zu. Dieter, gehst du?
    Der andere nickte.
    – Zwei könnte er auch vertragen, sagte Dieselhofer.
    Dann sperrten sie mich mit zwei Bierschinkensemmeln in die Zelle für Untersuchungshäftlinge.
    – Wenn alles glattgeht und Sie uns nicht angeschwärzthaben, sind Sie morgen früh wieder draußen. Ich sage schon mal gute Nacht!
    Im Grunde genommen tat mir eine Alkoholpause und früh zu Bett gehen ganz gut. Mit positiver Einstellung brachte man den Buddha in sich immer zum Lächeln.

34
    Dieselhofer machte sein Versprechen wahr. Am anderen Morgen gegen neun Uhr durfte ich mein mit Steuermitteln finanziertes Nachtasyl wieder verlassen. Er gab mir die Hand.
    – Wir bleiben aber in Kontakt. Und machen Sie mir keine Dummheiten!
    Ich spielte kurzzeitig mit dem Gedanken, meinen Hendlfonds für Bedürftige in Kalbshaxen für Dieselhofer anzulegen, aber der Mann war wohl viel zu reell, als dass er sich von einem Verdächtigen einladen ließ.
    Im nächsten Laden kaufte ich Zeitungen, um nachzulesen, wie der Fall jetzt verhandelt wurde. Zum ersten Mal wurde mir glasklar vor Augen geführt, was Berni Berghammer in dieser Stadt für ein Rad drehte. Maillinger und seine Aktivitäten wurden in vielen Details dargestellt, aber Bernis Name fiel in diesem Zusammenhang nicht. Gelöscht, ausradiert. Dafür arbeiteten die Emmelmänner. Normalerweise wäre ich wild entschlossen gewesen, mir Berni höchstpersönlich vorzuknöpfen. Aber nach diesen Unmengen Adrenalin, die ich meinem Kreislauf in letzter Zeit zugeführt und umgepumpt hatte,war ich einfach ausgebrannt und sehnte mich nach Ruhe und Vergessen.
    Ich fuhr in meinen Laden zurück, um mal wieder einen geregelten Arbeitstag einzuschieben. Julius hatte alles gut im Griff gehabt und war heilfroh, dass ich wieder auf freiem Fuß war. Wenn es so weiterging, dann konnten wir beide doch noch zusammenziehen. So war wenigstens gewährleistet, dass einer von uns dauerhaft zu Hause anzutreffen war.

35
    Zwei Tage noch bis Heiligabend und etwas wirklich Wunderbares passierte: es schneite. Man hatte sich in den letzten Jahren an Osterverhältnisse zu Weihnachten gewöhnt. Die Wetterberichte bekamen etwas Triumphales, als hätten die Verkünder der Botschaft das Ding eigenhändig gedreht. Die weiße Schneedecke ließ viel Hässliches verschwinden, und die Stadt mit ihren unterschiedlichen baulichen Elementen zeigte plötzlich etwas Zusammengehöriges wie Geschwister, die dieselbe Mütze und denselben Anorak tragen. Als es mit dem Segen von oben aufgehört hatte, genügte das spärliche

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