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Schampanninger

Titel: Schampanninger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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meinen alten Kutter auf Kurs zu halten, war großes navigatorisches Geschick erforderlich. Von Lenken in dem Sinne, dass auf eine Aktion eine Reaktion erfolgt, konnte bei meinem Bus keine Rede mehr sein. Ich glitt auf seifigem Untergrund dahin und musste mich hinterrücks von den Nebelscheinwerfern der mühelos dahinrollenden Geländepanzer durchbohren lassen. Das steckte ich weg, aber nicht den mitleidigen Seitenblick, den sie mir im Moment des Überholens zuwarfen. Da hätte ich gern zugelangt, wenn ich mit meiner Hand hinübergereicht hätte.

44
    Bei Julius und meinem Laden konnte ich nur auf einen Sprung vorbeischauen, ich hatte ordentlich Druck und eine Menge anstehen. Julius verbreitete gute Laune, er wuchs immer besser ins Verkaufen hinein und sagte, auch heute sei noch einiges über die Theke gegangen.
    – Dann mach den Laden dicht und setz das Geld in pommersche Gänsebrüste, Räucherlachs und hochwertige Alkoholika um, was du eben so zusammenraffen kannst, dass wir anständig was zu konsumieren haben über die Feiertage.
    Ich zog mir trockene Strümpfe und Schuhe an und tippte auf meinem PC noch einen kurzen Text, den ich mir bereits zurechtgelegt hatte und den ich mit Presseerklärung überschrieb. Ich steckte ihn in ein gefüttertes Kuvert, das richtig wertig aussah. Dann machte ich mich gleich wieder auf den Weg. Mein erster Besuch galt Dieselhofer. Ich erzählte ihm, was ich von Berni hatte erfahren können. Er stöhnte und winkte ab.
    – Wir haben schon ein halbes Dutzend Geschädigter. Hundertfünfzigtausend im Schnitt. Übergabe im Geldkoffer gegen Quittung. Und jetzt sind sie alle nur noch eines: Bürger, die von uns ihren Schutz einfordern. Und natürlich vor allem ihr Geld. Aber da kann man nur sagen: Weg ist weg!
    Diese Koffer waren bei Bernis Soireen über den Tisch gegangen, vielleicht hatten sie sich auch unten herum schwarz und steuerfrei angeschlichen.
    – Es geht um nichts, weil nichts gestohlen oder beschädigt worden ist, aber wer da beim Maillinger eingebrochen hat, das würde uns schon interessieren.
    – Alois, sagte ich ohne zu zögern. Alois Hieber.
    – Der Cousin?
    Jetzt wurde mir klar, was der Grund für Alois’ hündische Ergebenheit gegenüber Berni war. Er würde seinen erfolgreichen Verwandten immer decken und den Handlanger machen.
    – Der Maillinger war abgängig, fuhr ich fort, und er sollte nachschauen, weil den Verdacht, dass er sich etwas antun könnte, den gab es offenbar schon.
    Dieselhofer faltete die Hände.
    – Dann lassen wir es gut sein. Für Sie liegt jetzt nichts mehr an, und mit allem anderen müssen wir halt schauen, wie wir da zurande kommen. Schöne Feiertage!
    Das war mal eine nette Abwechslung, so aus dem Revier hinauskomplimentiert zu werden. Das Bedürfnis, mich festzuhalten, hatte sonst eher überwogen.
    Und jetzt stand an, was einem Münchner Bürger in außerordentlichen Krisenfällen eigentlich grundsätzlich gestattet sein sollte: Besuch und Aussprache mit dem gewählten Stadtoberhaupt. Bei allem Weiteren konnte mir nur noch der Oberbürgermeister helfen. Ich selber war dieser Spezies gegenüber ja auch nicht ungefällig gewesen.
    Von der Ettstraße ins Rathaus hinüber war es nur ein Katzensprung. Dass ich diese Unterredung auf regulärem Weg herbeiführen könnte, fasste ich erst gar nicht ins Auge. Ich musste es nur schaffen, mich zu ihm durchzuschlagen, wenn ich erst ans Reden kam, dann würden wir uns schon einig werden.
    Der Haupteingang des Rathauses war verschlossen, also arbeitete ich mich weiter durchs Gewühle des Einkaufsfinales zum Fischbrunnen. Der dortige Eingang war tatsächlich noch besetzt. Jetzt galt es.
    – Grüß Gott!
    Der Pförtner streckte den Kopf heraus und begutachtete das schöne Kuvert, das ich ihm hinstreckte. Ich nagelte es geräuschvoll vor ihn hin.
    – Die zwei Opernkarten für heute Abend. Direkt an das Vorzimmer von OB Ude.
    Immer noch visitierte der Pförtner das Kuvert.
    – Bringen Sie es doch gleich hoch!
    Mein forscher Anweisungston machte ihn sichtlich grantig.
    – Nichts da. Die Pforte bleibt nie unbesetzt. Das legen wir ins Fach.
    Ich klopfte auf den Umschlag.
    – Können Sie nicht lesen? Persönliche Zustellung per Boten. Jetzt seien Sie so freundlich und gehen endlich hoch. Ich muss ja auch weiter.
    Nun platzte ihm der Kragen.
    – Ja, Herrschaftszeiten, bringen Sie Ihre Sachen doch selbst hinauf, wir sind doch hier keine Laufburschen.
    Scheinbar widerwillig nahm ich den Umschlag wieder an

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