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Schampanninger

Titel: Schampanninger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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hinten und drückte ihn hoch, sodass er sich vorbeugen musste, und stieß ihn in sein Haus zurück. Dass er draußen Lärm machte, sollte in jedem Fall verhindert werden. Und dass er drinnen jemanden bei sich hatte, musste ich riskieren. Er stolperte in die Garderobe, einen mit roten Läufern ausgestatteten Vorraum. Haxn abkratzn! – wie es seine Fußmatte vorschlug, diesen Gefallen konnte ich ihm nicht tun. Mir war klar, dass ich in dem kräftigen Mannsbild einen giftigen Gegner hatte.
    Schnell hatte er sich gefangen und sprang hoch, um sich auf mich zu werfen. Damit war zu rechnen. Zwar hatte ich meine Stahlrute in der Hand, aber ernsthaft verletzen wollte ich ihn nicht. Also trat ich ihm in die Eier. Jaulend krümmte er sich. Ich zog meinen Totschläger pfeifend durch die Luft.
    – Wenn du Ärger machst, klopfe ich dich windelweich, sagte ich.
    – Geld habe ich keines da. Nichts. Da ist null zu holen, japste er.
    – Schon recht. Vorwärts, gehen wir hinein.
    Die große Stube war holzgetäfelt, wie es sich für einen bayerischen Gastronomen gehörte. Solides Handwerk konnte man ja noch goutieren, die aufgehängten Bastwichtel, die Trockenblumen, die Anemonen in Aquarelltechnik und vor allem der Dreschflegel raubten einem jedoch den Atem. Unsereiner hat durch seinen Beruf schon so viel Geschmackloses in Wohnungen erlebt, dass ich mich frage, ob es nicht eine der großen Aufgaben der Kulturpolitik wäre, den Denkmalschutz nach innen hinein zu erweitern.
    Berni schlich ängstlich voraus und zog den Kopf ein. Er traute dem Frieden nicht. Er trug einen Trainingsanzug mit Kapuzenshirt, logischerweise ein Werbegeschenk derBrauerei, deren Emblem aufgedruckt war. Wir setzten uns auf seine lustig geblümte Sitzlandschaft, die dekormäßig das Flair einer Almwiese atmete.
    – Was willst du denn von mir, raunzte Berni.
    Ich schaute auf meine Uhr. Es ging auf ein Uhr.
    – Wir zwei unterhalten uns jetzt in aller Ruhe, bis wir unsere ganzen Geschichten aufgearbeitet haben.
    Berni fixierte mich, konnte mich aber noch nicht einordnen.
    – Ich bin es: der Nikolaus.
    Berni schoss hoch.
    – Du unverschämter Kerl, du. Was bildest du dir ein?
    Nun musste ich doch noch meinen Tatzenstock ziehen. Ich köpfte die erste Trockenblume.
    – So machen wir weiter. Bis du die Deko von deinem Heustadel vom Boden aufsaugen kannst.
    Berni knirschte. Der bayerische Herrenmensch ist nur schwer kleinzukriegen.

41
    Nun hätte mir etwas von der Systematik und guten Vorbereitung Inspektor Dieselhofers gutgetan. Man hat aber leider keine Polizeischule besucht und auch kein Diplom in Verhörtechnik erworben.
    – Wer hat Maillinger umgelegt?
    Berni zog amüsiert über so viel Naivität die Augenbrauen hoch.
    – Darf ich dazu erst mal meinen Anwalt sprechen, Herr Hilfspolizist?
    Ich packte die Kordeln seines Kapuzenshirts und zog sie zusammen, bis er rot anlief.
    – Pass auf, Berni. Dein Emmelmann hat recht. Ich habe Unterlagen, von dir persönlich übrigens, dass euer Verein bis vor Kurzem einen Überschuss von gut und gern hunderttausend Euro auf der hohen Kante gehabt hat. Und zweitens: Warum sollte Maillinger das Koks nicht auch für dich besorgt haben? Köche nehmen gerne mal eine Nase. Und drittens: Dass du deinen Bedienungen an die Wäsche gehst, ist immerhin eine nette Klatschgeschichte.
    Berni winkte lachend ab.
    – Von denen wirst du so was nie hören.
    – Weiß ich. Ist mir aber wurscht. Die Mischung macht’s. Wo veruntreut und gekokst wird, da passt Sex immer gut dazu. Weil Testosteron der Stoff ist, der die meisten Existenzen ruiniert. Geld, Koks und Sex, da sind doch Geschichten dabei, die jeder gern liest. Und ich habe ja auch einiges mitgekriegt, das will ich gern jeder Münchner Zeitung gegenüber wiederholen. In allen Details. Dazu die Sache mit Maillinger ist ja auch nicht ohne. Einmal ganz ehrlich, Berni: Ein bissel was bleibt doch immer hängen, oder? Wenn du gerüchtemäßig unter die Räder kommst, bist du nicht mehr der Strahlemann, sondern der Schmutzfink. Geschäftlich gesehen ein Aussätziger.
    Berni schaute mich mit Dackelaugen an.
    – Höre ich jetzt was?
    Er seufzte und nickte schließlich.
    – Also dann: Wer hat Maillinger umgelegt?
    – Niemand. Er hat sich selber umgebracht.
    – Warum sollte er denn?
    – Der war fix und fertig. Total verspekuliert.
    – Und das soll ich glauben?
    Berni zuckte die Achseln.
    – Spätestens nach den Feiertagen kannst du es nachlesen. Was meinst du, was zurzeit bei der

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