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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einfach nach dem ersten Durchgang mit ein, und wir lassen es langsam angehen.«
    Ich fing an. Als das Stakkato der Gitarre durch den Raum fetzte, spürte ich, wie sie in mir aufstieg. Die Energie. Der Song hieß »Machine-Gun Love«. Ich hatte ihn selbst geschrieben. Schnell, kraftvoll und total punkig - meine Finger rasten durch die Akkorde. Theo starrte mich an, als sei ich verrückt. Ich hörte auf zu spielen. »Stimmt was nicht?«
    »Heilige Scheiße, Poe! Langsam angehen lassen? So was kann man doch nicht langsam angehen!«
    Ich verdrehte die Augen und lächelte. »Wäre dir ein Song von Elton John lieber?«
    Er knurrte. »Schon gut. Fang noch mal an, und ich steig mit ein. Aber ich bin etwas eingerostet, also behalt deine Kommentare für dich.«
    Ich fing wieder an, meine Finger waren aufgewärmt, und ich ballerte voll rein, die Akkorde kamen wie aus der Maschinenpistole. Der Song hieß schließlich nicht umsonst »Machine-Gun Love«. Theo kam ein paarmal mit der Kick-Drum ins Stolpern, ließ sich aber nicht aus der Bahn werfen. Ich lächelte und zählte nickend meinen Einsatz an, dann beugte ich mich vor und röhrte die ersten Zeilen ins Mikro. Die Trommeln verstummten. Stille. Ich sah Theo an. »Was ist denn jetzt?«

    »Was jetzt ist? Himmelarsch, Poe! Du kannst ja singen! Ich meine singen -singen. Ich hab noch nie eine Punksängerin gehört, die singen kann. Verdammt, kein Wunder, dass du im Chor bist! Du solltest die erste Solistin sein.«
    Ich lächelte. »Bin ich auch.«
    Ihm klappte der Unterkiefer herunter. »Und Anna Conrad?«
    Ich warf ihm einen verschlagenen Blick zu. »Jetzt nicht mehr.«
    Er spitzte die Lippen. »Da kommt also der wahre Grund ans Licht.«
    »Welcher wahre Grund?«
    »Warum du in den Chor eingetreten bist.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich sing eben gern.«
    »Nichts da. Du bist angetreten, um sie von ihrem Thron zu stoßen. Die Rache ist mein, so sprach die Freundin Velveetas.«
    Ich kicherte. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Du wirst es wohl nie erfahren.«
    »Und so bleibt das Poe’sche Rätsel auf ewig ungelöst.«
    »Rätsel?«
    »Ja. Die halbe Schule fragt sich, was es mit dir auf sich hat.«
    »Dann soll sich die halbe Schule ruhig weiter fragen. Wollen wir nun spielen oder hier rumsitzen und tratschen?«
    Er nickte. »Ich steig mit ein. Na los!«
    Und dann ging es richtig ab. Wir spielten über eine Stunde lang und drehten die Lautstärke immer weiter auf, bis schließlich die Tür zum Studio geöffnet wurde. Dort stand Theos Dad und hinter ihm mehrere Partygäste. Theo lächelte. »Zu laut, Dad?«

    Er trat ein, gefolgt von den Gästen, die allesamt ihre Drinks mitgebracht hatten. »Nun, angesichts der Tatsache, dass wir einen Anruf aus dem übernächsten Verwaltungsbezirk bekommen haben, könnte die Musik vermutlich als laut eingestuft werden, ja.«
    »Entschuldigung.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht der Grund, warum wir hier sind.« Er sah mich an. Der letzte Song, den wir gespielt hatten, war eine alte Ballade von Mötley Crüe. »Wir sind nur heruntergekommen, um dich zu sehen.«
    Ich nahm die Gitarre ab. »Mich?«
    »Du bist doch die Person, zu der diese Stimme gehört, oder nicht? Es sei denn, mein Sohn hätte sich kastrieren lassen.«
    Ich werde eigentlich nie rot, aber da dann doch. »Schätze schon.«
    Einer der Gäste trat vor, ein Mann in mittleren Jahren in einem babyblauen Polohemd und weißen Shorts. »Unglaublich. Unglaubliche Stimme.«
    Theos Dad trat vor. »Poe, das ist mein guter Freund Bill Conrad. Seine Tochter singt ebenfalls.«
    Anna Conrads Vater, es sei denn, es gab in dieser winzigen Stadt noch eine Familie Conrad. Ich schüttelte ihm die Hand. »Nett, Sie kennenzulernen.«
    »Ja.« Er hielt inne. »Meine Tochter ist die erste Solistin des Elitechors. Anna. Hast du sie schon kennengelernt?«
    Ich warf Theo einen Blick zu, dann nickte ich. »Ja. Gewissermaßen.«
    Mr Conrad lächelte. »Sie ist wirklich eine ziemlich gute Sängerin. Ihr zwei solltet euch irgendwann einmal zusammensetzen.
Anna könnte dir bestimmt den einen oder anderen Tipp geben. Sie ist ein großartiges Mädchen.«
    »Davon bin ich überzeugt, Sir.«
    Er zog eine Braue hoch. »Hast du schon mit Mrs Baird gesprochen, der Chorleiterin? Das Vorsingen ist natürlich bereits abgeschlossen, aber ich bin mir sicher, dass sie für eine so herausragende Stimme noch Platz schaffen würde.« Er zwinkerte mir zu. »Wahrscheinlich könnte ich sogar ein gutes Wort für dich

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