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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kommt’s.« Er stopfte die Hände in die Taschen. »Ja, ich war während der ganzen Junior High in sie verknallt.«
    Ich lachte. »Du in sie? Oh mein Gott, Theo!«
    »Hey, sie ist echt heiß, und bevor man ihr einen Stock in den Arsch geschoben hat, war sie richtig nett. Du musst verstehen, dass hier eine bestimmte Mentalität herrscht. Auch wenn ich ein Außenseiter bin, halten alle Stadtbewohner trotzdem zusammen.«
    Ich verdrehte die Augen. »Hugh - der Häuptling hat gesprochen! Und wird das hier ein Problem für sie?«
    »Das?«
    »Wir.«
    »Es gibt ein Wir?«
    »Na ja, du hast mich gerade geküsst, und ich küss grundsätzlich keine Jungs, mit denen ich nicht zusammen bin.«
    Er lächelte. »Kein Problem. Sie hat seit zwei Jahren kein Wort mit mir gesprochen.«

    »Seid ihr miteinander ausgegangen?«
    »Nicht mal das. Ich reiche eben nicht an das gesellschaftliche Kaliber heran, das sie braucht, um ihren guten Ruf zu bewahren.«
    »Oh, eine bittere Liebe also.«
    »Ein klein wenig, aber nichts, womit ich nicht fertig werden würde. Und man kann es sowieso nicht als Liebe bezeichnen. Ich wollte einfach nur mit ihr schlafen, weil sie von den Siebtklässlern die Erste war, die einen richtigen Busen bekam.«
    Ich feixte. »Typisch Mann.«
    Er lächelte. »Voll und ganz, und herzlichen Dank! Ich brüste mich förmlich damit, Möpse zu mögen.«
    »Also bin ich jetzt mit einem männlichen Chauvinistenschwein zusammen? Na, klasse.«
    »Nein, du bist mit einem Typen zusammen, der auf Brüste steht. Ich kann einfach nicht anders, und davon mal abgesehen, glaub ich nicht, dass du gern mit einem Typen ausgehen würdest, der auf Schwänze steht.«
    Ich lachte. »Stimmt allerdings.«
    »Also, um die Wahrheit zu sagen, bist du meine erste, ähm, Lebensabschnittsgefährtin, es sei denn, du zählst Kathy Bean aus der zweiten Klasse mit.«
    »Ach? Sie war also deine erste Freundin, hm?«
    »Ja. Sie mochte keine Quarkbällchen, und ich schon, also hat sie mir immer ihre überlassen.«
    »Wie romantisch.«
    »Ich dachte, das sei ein ganz gutes Fundament für eine Beziehung. Und im Grunde denk ich das auch immer noch.«

    »Na ja, du kannst meine Quarkbällchen auch gern haben.«
    Er zuckte die Achseln. »Das versuche ich doch schon die ganz Zeit.«
    »Nicht die , du Spinner!«
    Er lachte. »Tut mir leid. Die Vorlage war einfach zu günstig.«

VIERZEHN
    Ein feiner Sprühregen nieselte auf mich herab, als ich am Montagmorgen etwas früher zur Schule ging. Chorprobe. Die große Bekanntmachung. Beim Laufen lösten sich meine Rachegedanken gegenüber Anna Conrad allerdings in Luft auf, und stattdessen machte sich eine nervöse Anspannung breit. Ich hasse das Unbekannte, und sobald ich nicht mehr an Anna dachte, stellte ich mir vor, wie ich in diesen Raum gehen würde, und plötzlich fühlte ich mich wie ein kleines Mädchen an seinem ersten Tag im Kindergarten. Ich hoffte nur, dass Mrs Baird die ganze Sache nicht unnötig aufbauschen würde. Keine Galafeierlichkeit für die Neue, sondern eine kurze und schmerzlose Vorstellung.
    Ich hoffte gewissermaßen, dass Mrs Baird Anna beiseite nehmen würde, um es ihr zu erklären. Dass sie es ihr zumindest unter vier Augen beibringen würde. Man mochte es einen Moment des schlechten Gewissens oder Schwachsinn nennen, aber es gab gewisse Grenzen der Gemeinheit, die ich nicht zu überschreiten bereit war, und Anna hatte keine absolute, totale Demütigung verdient. Als ich das Musikgebäude betrat, kam ich zu dem Schluss, dass Mitgefühl ätzend war. Eigentlich sollte ich in diesen Raum marschieren, ohne auch nur eine Spur von Reue und mit einem vollen Teller Gehässigkeit, aber ich konnte mich einfach nicht dazu überwinden. Leichter gesagt als getan, wenn es darauf
ankam. Ich dachte an Theo, der gesagt hatte, so übel sei Anna gar nicht, und daran, wie ich mich fühlte, wenn mir solche Dinge widerfuhren. Das flaue Gefühl des Ausgeliefertseins. Der Drang, auf der Stelle zu schmelzen und einfach durch die Ritzen im Boden zu sickern.
    Fast hätte ich gekniffen, aber dann fiel mir etwas Wesentliches wieder ein: Ich ging in diesen Raum, um den Platz der ersten Solistin eines preisgekrönten Chors einzunehmen, in den man einzig und allein wegen seines Talents aufgenommen wurde.
    Als ich eintrat, standen die anderen bereits in Gruppen und Grüppchen zusammen und warteten darauf, dass der Unterricht begann. Einige kannte ich vom Sehen aus meinen Kursen, und ein paar nickten mir sogar zu oder

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