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Schandtat

Titel: Schandtat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wischte sich seine Hände an einem Taschentuch
ab, und die beiden schüttelten einander die Hand. »Gehst du heute Abend aus, Poe?«
    Ich nickte gleichgültig. »Ja.«
    Er zögerte. »Wohin?«
    »Zu Theo nach Hause.«
    Theo lächelte. »Sie bleibt wahrscheinlich auch zum Abendessen, Mr Holly.«
    Dad nickte. »Also gut.« Er stand eine Sekunde lang unbeholfen da, dann räusperte er sich und sah mir in die Augen. »Sei um neun wieder zu Hause, Poe.«
    Ich musterte ihn forschend, und in seinem Blick lag eine gewisse Schärfe. »Klar doch.«
    »Bis später«, sagte er, dann kümmerte er sich wieder um den Gehweg.
    An der Ecke schüttelte Theo den Kopf. »Was war das denn gerade?«
    »Was?«
    »Dein Dad. Die Art, wie er … ich weiß auch nicht. Es war einfach schräg.«
    Ich lächelte. »Wir haben uns gestern Abend gestritten.«
    »Worüber?«
    Ich kicherte. »Darüber, was man als Dad tun sollte.«

    Die eine Meile bis zu Theos Haus gingen wir zu Fuß. Am Stadtrand auf der anderen Seite von Benders Hollow besaß seine Familie einige Hektar Land, und inmitten der runden Auffahrt stand ein Springbrunnen. Das Ganze machte einen reichen, aber auch ranchmäßigen Eindruck, wie die Villa Dallas mit J. R. Ewing und seinem blöden Cowboyhut. Das
Haus war riesig, und Flügeltüren führten in einen Flur, der so groß war wie unser Wohnzimmer. Theo ging hinein, blieb stehen und breitete die Arme aus. »Willkommen auf der Happy Happy Ranch! Wenn du irgendetwas brauchst, schlag einfach dreimal die Hacken zusammen, und eine neurotische und total berauschte gute Fee wird erscheinen, um dir alle deine Wünsche zu erfüllen.«
    »So schlimm kann sie doch gar nicht sein.«
    »Sie schneidet immer noch die Kanten von meinen Sandwiches.«
    »Oh.«
    »Ja genau, so schlimm. Folg mir.« Theo führte mich durch die Eingeweide des Hauses bis in die Küche. Die granitenen Theken waren übersät mit Serviertellern voller Snacks und Appetithäppchen. Er schnappte sich einen riesigen Cocktailshrimp und stopfte ihn sich in den Mund. »Hunger?«
    »Na klar. Wann fängt die Party an?«
    Er sah auf die Uhr. »Die ersten Gäste sollten in den nächsten paar Minuten eintreffen. Dabei gilt natürlich: je höher der Status, desto später das Erscheinen. Dafür gibt es eine richtige Rangordnung.«
    Ich nahm mir etwas Grünes, das in Tortillastreifen eingewickelt war, und schmatzte. »Hmmm. Lecker.«
    »Da ist Kaninchenfleisch drin.«
    Ich hörte auf zu kauen.
    Er lachte. »War nur ein Witz. Meiner Mom wurde es irgendwann zu langweilig, nichts für ihren Lebensunterhalt tun zu müssen, also hat sie einen Kochkurs besucht. Als sie damit fertig war, hat der Dozent sich in die Psychiatrie einweisen
lassen, aber sie hatte immerhin gelernt, wie man Gourmet-Appetithäppchen macht.«
    Ich wusste wirklich nicht, was ich von der Frau zu erwarten hatte, und ich wusste nicht einmal, ob ich ihr überhaupt begegnen wollte, aber nachdem ich ein halbes Dutzend Shrimps und noch mehrere von diesen grünen Rolldingern gegessen hatte, kam Theos Dad herein. Dunkle Augen, schwarzes Haar und ein zerfurchtes Gesicht mittleren Alters mit Doppelkinn begrüßten mich. Er sah aus, als könne er bei den Sopranos mitspielen, und in seinen Augen erkannte ich die Ähnlichkeit mit Theo. Undurchsichtig und eindringlich.
    Er schlenderte direkt auf mich zu; seine blassen, haarigen Beine ragten aus Khakishorts, und sein dicker Bauch wölbte sich unter einem Freizeithemd, das ihm locker über der Hose hing. Vier große Ringe, alle aus Gold, schmückten seine behaarten Wurstfinger, die er mir entgegenstreckte. »Hi. Ich bin Theos Dad. Oder zumindest wird das behauptet.« Er lächelte. »Poe, richtig?«
    Ich schüttelte ihm die Hand und mochte ihn auf Anhieb. »Ja. Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    Er betrachtete das Festessen. »Sieht so aus, als hättet ihr euch einen Vorsprung verschafft. Schnappt euch all die guten Sachen, bevor die Meute darüber herfällt.« Dann suchte er sich selbst etwas aus. »Oooooh. Teriyaki-Fleischbällchen.« Er griff sich eins aus dem Schmortopf, schob es sich in den Mund und kaute genau wie Theo. »Also«, mampfte er, »wie gefällt dir unser bezauberndes Städtchen?«
    »Ich find’s schön hier.«
    Er sah Theo an. »Du hast doch nicht etwa angefangen, dich mit normalen Leuten abzugeben, oder, Sohn?«

    Theo verdrehte die Augen und lächelte. »Keine Sorge, Pops, sie ist nicht normal.«
    Er musterte mich. »Ich weiß nicht. Für mich klingt sie schrecklich

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