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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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Auch ohne Erlaubnis der Eltern wird dort getraut. Nun, da wundert es einen kaum, dass die Dänen noch nicht einmal bemerken, wenn sie zwei Frauen trauen. Aber spätestens in der Hochzeitsnacht muss Ihr doch aufgefallen sein, dass Ihr Mann kein Mann ist!«
    Elisabeth Pausten schluckte schwer und schüttelte nur den Kopf.
    »Hat Sie ihn denn nicht unbekleidet gesehen, so wie Gott ihn oder vielmehr sie«, er deutete energisch auf die mit hängendem Kopf in der Ecke stehende Bunk, »geschaffen hat?«
    »Nein, ich hab ihn nie ganz ohne Kleider gesehen. Wenn er sich mir näherte, war es immer dunkel.«
    »Aber wie kann er Sie ohne Membrum virilis kohabitiert haben?«
    Die Frau schaute den Prätor verständnislos an.
    Beherzt ergriff der Brookvogt das Wort. »Nun, wie kann er dich genommen haben, wenn seine Hose leer ist?«
    Elisabeth Paustens Gesicht wurde hochrot. »Nein, seine Hose war nicht leer.«
    Ein Raunen erfüllte den Raum.
    »Eine Hexe ist sie! Und verhext hat sie mein Kind!«, rief erneut Paustens Vater dazwischen.
    Wilken klopfte mit einem kleinen Hammer energisch auf den Tisch. »Wie es auch immer um die Hose dieses Weibes bestellt gewesen sein mag, so ist in jedem Falle weder die beschuldigte Verletzung noch sittliche Unzucht in Hamburg geschehen, und somit ist das Niedergericht nicht für diese Vergehen zuständig«, brachte der Prätor die Sachlage auf den Punkt.
    Wrangel atmete erleichtert auf. Vielleicht war der Prätor wirklich willens, nach dieser kleinen Einlage zur Ergötzung des Pöbels die Sache auf sich beruhen zu lassen und den Fall gar nicht erst anzunehmen. Natürlich hätte dann Asthusen wieder einmal jemanden umsonst durchgefüttert. Aber das Mannweib dürfte in der vergangenen Woche durch die Besichtigungen so einige Taler in seine Börse gespült haben. Und ihm selbst bliebe die Herausforderung als Prokurator erspart, in diesem Sündenpfuhl herumstochern zu müssen, um der Pflicht Genüge zu tun.
    Da erhob sich der Scharfrichter. »Erlaubt mir, hochgeehrter Prätor Wilken, Euch auf weitere Zeugen aufmerksam zu machen, die in diesem Mannweib hier jene wiedererkannt zu haben meinen, die ihre Tochter im vergangenen Januar entführt und nach Hamburg gebracht haben soll. Genau zu jener Zeit, als sich auf dem Schweinemarkt eine tote Frau fand.«
    Wilken erlaubte es. Seinem sich merklich aufhellenden Gesicht war anzusehen, dass er jene Zeugen nicht nur erlaubte, sondern sogar ersehnte.
    Wie hatte er so leichtgläubig sein können, warf sich Wrangel mit innerem Groll vor. Wieso auch sollte der Prätor ein so gefundenes Fressen wie dieses Weib wieder fortwerfen? Doch wer weiß? Vielleicht hatte diese Bunk tatsächlich mit dem Mord zu tun, und ihn zu klären lag Wrangel schließlich ebenfalls am Herzen, wenn auch nicht gerade als des Mörders Advocatus.
    Inzwischen war der Vater von Maria Rieken hervorgetreten. Wrangel erkannte in ihm sogleich den tobenden Mann aus der Frohnerei wieder, auch wenn er jetzt ruhig und gefasst mit fester Stimme vom Verschwinden seiner Tochter sprach.
    »Eine brave Tochter ist meine Maria. Stets war sie freundlich mit allen und half, wo es nottat. Ihrem Mann, dem Hans Rieken, war sie eine gute Ehefrau.« Mit einer knappen Handbewegung deutete er dabei auf den hinter ihm stehenden grobschlächtigen Bauern mit flachsblondem Haar und einem von Pockennarben entstellten Gesicht. Der nickte nur stumm und heftete den Blick angestrengt auf seine Holzpantinen.
    »Im zweiten Jahr waren sie bereits verheiratet, als diese Hexe zu uns in den Dorfkrug kam und meine Tochter entführte. Am Dienstag nach dem Sonntag Septuagesima war es. Beschwatzt hat sie das gute Kind und dann einfach mit sich fortgeführt. Überall haben wir nach ihr gesucht, aber kein Lebenszeichen mehr von Maria erhalten.«
    »Zur Ergänzung, Prätor Wilken«, mischte sich der Brookvogt in die Schilderung ein, »sei zu erwähnen, dass an jenem Mittwoch, dem 26.  Januar, eine Frau ohne Kopf am Schweinemarkt gefunden worden ist, von der man bis heute nicht weiß, wer sie war und woher sie kam, nur dass sie grausam in Hamburg ermordet wurde.«
    Ein lautes Schluchzen unterbrach den Brookvogt. Riekens Mutter hielt sich die knotigen Hände vors Gesicht und brach inungestümes Weinen aus. Ihr Mann nahm sie in den Arm und flüsterte beruhigende Worte in ihr Ohr.
    »Danke für die Erinnerung an jenen Fall, Brookvogt, der mir nicht in Vergessenheit geraten ist und auf dessen Sühne der Scharfrichter noch wartet.«
    Mit

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