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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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wie Ihr jeweils braucht, mit warmem Wasser an und lasst Eure Wunden fingerdick damit bestreichen.«
    »Die Kräuter riechen gut. Sagt, sind auch Gänseblümchen, Calendula und Hypericum dabei?«
    Kirchhoff lächelte. »Ihr seid ein größerer Kenner der Heilkunst, als ich dachte. Ja, ich habe jeweils zwei Unzen davon hinzugegeben sowie auch je zwei Unzen Arnika und Ringelblume und drei Unzen Kamille. Dazu noch etwas Eichenrinde, Blutwurz und Schafgarbe.«
45
    M it geringer Verspätung traf Wrangel am Nachmittag im Kaffeehaus am Kattrepel ein. Nach seinem Besuch bei dem Ratsapotheker hatte er sich kurzerhand eine Lohnkutsche genommen, um in seiner unpassenden Kleidung dem Novemberregen zu entfliehen, der am frühen Nachmittag eingesetzt hatte. Mit dem Schuhmacher war er sich schnell einig geworden, dieser hatte versprochen, das Paar Stiefel bis zum nächsten Montag fertigzustellen. In der Caffamacherreihe war allerdings mit der Kutsche kein Durchkommen, sodass er den Kutscher anwies, mit ihm zum Jungfernstieg zu fahren, wo zwei große Schneidersalons zu finden waren. Dort konnte er wenigstens im Warmen und in Ruhe die Stoffe besehen. Schließlich fiel seine Wahl auf ein solides englisches Tuch in dunklem Grau. Man nahm umgehend von ihm Maß und versprach, den Mantel ebenfalls bis zum nächsten Montag fertigzustellen. Am Freitag wollte der Schneider persönlich bei Wrangel zur Anprobe vorbeikommen, um den armen Verletzten nicht ein zweites Mal aus dem Haus treiben zu müssen.
    Müde und erschöpft betrat Wrangel das gut gefüllte Kaffeehaus. Sein Kopf schmerzte, und auch in der Seite stach es öfter, wenn er tief durchatmete. Aber er wollte Claussen nicht versetzen, sondern wenigstens kurz mit ihm über all die Ereignisse der vergangenen Woche reden. Was war nicht alles passiert seit ihrer letzten gemeinsamen Tasse Kaffee! Vor allem: Was war mit ihm selbst passiert? War er noch derselbe wie vor einer Woche?
    »Allmächtiger Gott, was ist Euch widerfahren?« Claussen sprang vom Stuhl des kleinen Kaffeetischchens auf, als er Wrangel erblickte. »Wrangel, mein Freund, kommt her und setzt Euch erst einmal hin!«
    »Bin ich wirklich so ein furchterregender Anblick, Claussen?«, lächelte der Prokurator matt.
    »Ihr seht entsetzlich aus, ich will es nicht verschweigen. Hattet Ihr auf der Reise nach Wandsbek einen Unfall?«
    »Weder auf der Reise nach Wandsbek noch einen Unfall, meinFreund. Hier in Hamburg bin ich überfallen, niedergeschlagen und ausgeraubt worden.«
    Wrangel nahm dankbar einen Schluck Kaffee, den der Wirt, ebenfalls mit besorgtem Blick, sogleich seinem Stammgast brachte. Dann erzählte er Claussen von dem Überfall und dem Glück, das er hatte, von Asthusens Knecht gefunden worden zu sein.
    Claussen hörte aufmerksam zu. »Was für ein unglücklicher Zufall, der Euch in die Hände dieser Kerle trieb.«
    »Um ehrlich zu sein, bezweifle ich, dass dies ein Zufall war.«
    Claussen schaute Wrangel erstaunt an. »Was wollt Ihr damit sagen?«
    »Ich glaube, die Männer suchten etwas, was sie bei mir vermuteten. Mir sind einige Erinnerungen an die Tat wieder ins Gedächtnis gekommen. Die Kerle redeten darüber, während sie mir die Sachen vom Leib rissen.«
    Claussens Miene verdunkelte sich zusehends. »Auf was für einem Terrain bewegt Ihr Euch, mein Freund? Hat es mit Eurer Arbeit zu tun?«
    »Ja. Und ich je mehr ich darüber nachdenke, glaube ich, dass noch viel mehr dahinterstecken könnte. Ich habe in Wandsbek einige Entdeckungen gemacht, die dem Fall Bunk eine entscheidende Wende geben können. Ich fand Beweisstücke dafür, dass Bunk nichts mit der Toten vom Schweinemarkt zu tun hat und auch ihre Geschichten und Beschuldigungen nicht der Wahrheit entsprechen. Und genau jene Beweisstücke – Briefe, die ich in Wandsbek fand – haben mir die Kerle, die mich überfielen, gestohlen.«
    »Und?«
    »Nun muss ich darauf hoffen, dass mir der Prätor Glauben schenkt, auch wenn ich die Briefe nicht mehr vorweisen kann.Ansonsten werde ich versuchen, die Wahrheit anders zu belegen. Ich habe noch eine Zeugin gefunden, die ich im schlimmsten Fall heranziehen muss.«
    »Aber wer sollte daran Interesse haben, eine Entlastung Eurer Mandantin zu verhindern?«
    »Zum Beispiel die beiden von ihr Beschuldigten. Die allerdings konnten kaum etwas von diesen Briefen wissen. Aber vielleicht kommt das Interesse auch aus einer ganz anderen Ecke, von jemandem, dem ein großer Prozess Nutzen brächte.«
    »Ihr meint den

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