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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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die schwere Tür, und eine Wolke feuchtwarmer Luft, geschwängert von Branntwein, Essensdünsten und schwerem Parfüm, schlug ihnen entgegen.
    »Aah, das duftet nach Frohsinn«, lachte er fröhlich in die Runde.
    Im Saal mischten sich aufreizend hübsch gekleidete Frauen mit stark geschminkten Gesichtern und hochgetürmten Haaren unter Männer jeglicher Couleur. Bunk meinte, viele Fremde auszumachen, vor allem Matrosen und Händler, die man an ihren groben Stoffen erkannte.
    »Nein, Jungs, ich kann da nicht hinein. Ich bin ein ehrbarer und anständiger Mann«, versuchte Bunk in letzter Sekunde das Unvermeidliche zu verhindern.
    »Schnickschnack«, donnerte Jost, der älteste der drei Friesen. »Jeder anständige Mann kann ruhig in ein Spielhaus gehen, weil hier nichts Unehrenhaftes geschieht. Hier wird nur getrunken, getanzt und gelacht, mein Junge. Der Rest«, er grinste verschlagen, »spielt sich anderswo ab.«
    »Mensch, Hinrich, was bist du doch grün hinter den Ohren«, stimmte Maik ein. »Hast du überhaupt schon mal …?« Er schob mit kräftigem Schwung seine Hüfte vor und zurück. Die Männer grölten auf vor Vergnügen.
    Bunk spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. »Ich sag doch, ich bin ein ehrbarer und anständiger Mann«, polterte sie gegen das Gelächter an.
    »Na, dann los, Jungchen, dann hast du ja nichts zu befürchten.«
    Wieder bogen sich die Männer vor Lachen, nahmen Bunk mit kräftigen Armen in ihre Mitte und schoben sie hinein in den Saal. Um sie herum lachten und tanzten die Menschen, dieFrauen warfen den Männern begehrliche Blicke zu und zeigten aufreizend die hochgeschnürten Mieder.
    Die Männer setzten sich an einen Tisch und tranken noch ein paar Krüge Bier. Bunk musste pinkeln. Aber wo nur ungestört? Hin und wieder kamen Frauen an ihren Tisch, setzten sich den Männern auf den Schoß und flüsterten ihnen Schlüpfrigkeiten ins Ohr. Mit einem Mal stand eine füllige rothaarige Frau vor ihnen. Sie hatte die besten Jahre schon hinter sich, die starke Schminke auf ihren Wangen wirkte maskenhaft. Ihre Haare waren feuerrot aufgetürmt und mit bunten Schleifen verziert. Ihre Brüste drohten dem großzügigen Dekolleté zu entspringen, so kräftig wogten sie über die weiße Spitzenbordüre hinaus.
    »Goedenavond, Mijnheers, habt Ihr Interesse an einer privaten Zusammenkunft mit meinen reizenden jungen Damen?« Mit einer einladenden Handbewegung deutete sie auf drei hinter ihr tänzelnde junge Mädchen in bunten, tiefdekolletierten Kleidern, deren leuchtend rote Lippen selbst im Schein der Kerzen aufreizend lächelten. Zwei von ihnen hatten schon auf Maiks und Josts Schoß Probe gesessen.
    Maik grinste und wischte sich mit seinem Ärmel den Bierschaum vom Bart. »Na, das kann man wohl meinen. Drei solche Leckerbissen trifft man schon gern einmal für sich. Wo sind sie denn zu haben? Und zu welchem Preis?«
    Bunk stieg die Übelkeit im Magen auf. Wie kam sie hier bloß weg? Zum Glück waren es nur drei Weiber, und sie waren zu viert.
    »Ich habe ein stilles Haus nicht weit von hier mit gemütlichen Kammern für die Herren. Einen Gulden pro Mädchen und Kammer kostet es Euch.«
    »Einen Gulden? Sechs Stüber zahl ich für genauso fesche Weiber draußen!«, empörte sich Jost.
    »Na, dann sucht Euch ein Weibsbild draußen auf der Straße und einen guten dunklen Winkel dazu. Die Polizei macht dieser Tage jede Nacht Kontrollgänge unter jeder Brücke und durch jede Gasse.«
    »Nichts für ungut, gute Frau«, ging Maik dazwischen. »Eure Mädchen sind ja lecker prall. Doch sind sie auch gesund für diesen Preis?«
    »Das will ich wohl meinen! In meinem Haus gehen nur die besten ein und aus.«
    »Ihr habt drei Täubchen, doch wir sind vier. Und unser kleiner Hinrich hier«, er schlug Bunk kräftig auf die Schulter, sodass sie sich am Bier verschluckte, »ist heute zum ersten Mal dabei.«
    Die dicke Rothaarige musterte Bunk eindringlich. Dann lächelte sie breit und leckte sich die Lippen. »Nun, die Premiere für den jungen Kerl geb ich Euch gratis hinzu.«
    »Abgemacht, Wirtin, schlagt ein!« Maik streckte der Frau die große Hand entgegen, und sie schlug ein.
    »Madame Emilie nennt man mich, Mijnheers, aber nun kommt, der Weg ist nicht weit.«
    Bunk wurde schwindelig. Wenn sie das Gemisch aus Friesisch und Niederländisch richtig verstanden hatte, musste sie mit ins Hurenhaus.
    Da packten sie schon Jost und Maik beherzt grölend an den Armen. »Nur nicht kneifen, Kleiner! Irgendwann kommt

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