Schandweib
eine ehrenrührige Ehe einging.«
Cäcilie nickte heftig und schluchzte dabei leise, als wollte sie ihre Zustimmung zu den Worten des Prätors kundtun.
»Aber ich hab es doch nicht gewusst! Ich hab ihm doch nicht in die Hose geschaut!«
»Aber das war doch genau die Bitte der jungen Frau an Ihn, zu prüfen, ob Bunk für eine Ehe und zur Zeugung gesunder Nachkommen befähigt ist. Wenn Er denn dies nicht geprüft hat, aberbehauptete, es getan zu haben, so hat Er ebenfalls die junge Frau trügerisch getäuscht.«
Wrangel beobachtete, wie sich Cäcilies Gesicht zusehends aufklarte. Mit einem kleinen Tuch tupfte sie sich die Tränen aus den Augenwinkeln und legte dann züchtig die Hände in den Schoß, das Tüchlein wie einen Rettungsanker haltend.
Jähner war sprachlos. Wrangel begriff sofort, dass der Arzneienkrämer in der Falle saß, ganz gleich, wie er sich drehte und wendete. Doch die hübsche Cäcilie würde wohl gleich als in ihrer Ehre rehabilitiert den Saal verlassen können. Ungläubig über dieses Schauspiel, schüttelte Wrangel den Kopf. Indessen fuhr Wilken donnernd mit der Anklage gegen Jähner fort.
»Zudem hat er sowohl Cäcilie Jürgens wie auch Hinrich Bunk, wie beide einmütig behaupten, dazu genötigt, ihm Diebsdaumen für seine Arzneienküche zu besorgen, was eine Anstiftung zu einem Verbrechen ist.«
Jetzt schoss Jähner das Blut in den Kopf, und seine Halsschlagader trat hervor. Sein aufgedunsenes Gesicht fing an zu glühen. »Gelogen ist das! Nie hab ich die beiden nach Diebsdaumen gefragt! Vielmehr geholfen hab ich diesem lästerlichen Pärchen, es beschützt, wohl ahnend, dass ihr Zusammenleben nicht gottgefällig sein konnte, auch nicht, nachdem sie geheiratet hatten.«
»So hat Er doch darum gewusst, dass Bunk kein Mann, sondern ein Weib ist!«
»Ja
Nein!« Jähner raufte sich das Haar.
»Nun, da Er noch nicht einmal auf so eine einfache Frage eine Antwort zu geben weiß, wird er mir wohl auch kaum auf die letzte schwere Beschuldigung, die gegen ihn erhoben wurde, eine treffliche Antwort geben können.«
»Ja, was denn noch?«, stieß Jähner verzweifelt hervor.
»Johann Friedrich Jähner wird beschuldigt, sich von HinrichBunk und von Cäcilie Jürgens eine junge Frau mit Namen Maria Rieken gebracht haben zu lassen, die er dann kaltblütig ermordet und der er den Kopf abgeschnitten hat.« Wilken fixierte Jähner wie eine Raubkatze vor dem Sprung.
Jähners Blick irrte völlig hilflos umher. Er schien nicht mehr zu wissen, wie ihm geschah. »Nein, nein, das ist ja alles verrückt! Was sind denn das für Dinge?«, stammelte er verwirrt.
»Zur Prüfung dieser schweren Beschuldigung und wegen der zweifelhaften Glaubwürdigkeit von Johann Friedrich Jähner ordne ich als Prätor des Hamburger Niedergerichtes die Untersuchungshaft des Beschuldigten in der städtischen Frohnerei an, bis seine Schuld oder Unschuld zweifelsfrei bewiesen ist.«
Dazu schlug Wilken unterstützend mit seinem kleinen Hämmerchen auf das Pult. Zwei Gerichtsdiener traten an Jähner heran und ergriffen seine Oberarme. Der schaute immer noch wie im Rausch auf den Prätor und verstand nicht, was ihm geschah. Erst als die Männer ihn umdrehten und zur Tür hinausführten, setzte er sich heftig zur Wehr. Aber im Nu waren der Brookvogt und zwei seiner Röper zur Stelle, um ihn zu binden und aus dem Saal zu führen.
Dann wandte sich Wilken wieder Cäcilie Jürgens zu. »Was nun Sie, Cäcilie Jürgens, angeht, ordne ich als Prätor des Hamburger Niedergerichtes ebenfalls die Untersuchungshaft der Beschuldigten in der städtischen Frohnerei an, bis zweifelsfrei geklärt ist, ob Cäcilie Jürgens, wie ihr von Hinrich Bunk und Johann Friedrich Jähner vorgehalten wird, wissentlich und willentlich in schändlicher Sodomie mit Hinrich Bunk gelebt und mit ihm, alias ihr, zusammen Beihilfe zum Mord an Maria Rieken geleistet hat, als sie die unschuldige Frau ihrem Mörder auslieferte.«
Wieder schlug das kleine Hämmerchen auf das Pult, wurde aber von Cäcilies entsetztem Aufschrei übertönt, die wie eineFurie aufsprang und unflätig losschimpfte, wobei sich ihr hübsches Puppengesicht zu einer Fratze verzog. Wrangel traute seinen Augen kaum. Aber schnell waren die Gerichtsdiener zur Stelle und führten die kreischende Frau ab.
Wilken sah zufrieden auf seine Hände und wandte sich dann an Wrangel. »Nun, Prokurator Wrangel, wie Ihr seht, trifft manchmal die Gunst der Stunde sogar unser Gericht, und ein reuiges
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