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Schandweib

Schandweib

Titel: Schandweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Weiss
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doch der blickte zufrieden auf seine Hände und nickte nur kurz zu Wrangel hinüber, bevor er Cäcilie Jürgens hereinrufen ließ.
    Wrangel war verwundert über diese Art der Vernehmung. Warum konfrontierte der Prätor den Beschuldigten nicht klar und deutlich mit den gegen ihn erhobenen Vorwürfen? Warum verschwieg er überhaupt den Hauptvorwurf des Mordes gegen ihn? Wilken war ein Fuchs, daran bestand kein Zweifel. Aber was dieses Schleichen um den heißen Brei sollte, verstand er nicht. Vielleicht hielt Wilken selbst die Anschuldigungen für so überzogen, dass er sich nicht grundlos lächerlich machen wollte. Aber warum dann überhaupt diese Inquisition?
    »Ihr Name ist Cäcilie Jürgens?«, riss Wilkens Stimme Wrangel aus seinen Gedanken.
    »Ja, Herr Prätor.«
    Wrangel erkannte sofort die ausnehmend hübsche junge Frau mit den vollen Locken aus der Frohnerei wieder, die so unflätig von Bunk beschimpft worden war. Mit ihren sanften braunen Augen den Prätor musternd, nickte sie ihm selbstbewusst lächelnd zu. Ihre perfekt verteilten üppigen weiblichen Formen waren in einem mit bunten Bändern verzierten Kleid auf das vorteilhafteste betont. Ein buntbesticktes Tuch bedeckte dabei züchtig ihre schmalen runden Schultern, eine kleine weiße Haube die dunkle Haarpracht.
    »Kennt Sie einen gewissen Hinrich Bunk?«
    Das Lächeln erlosch im Gesicht der jungen Frau, während sie ihren Rücken straffte. »Ja, aber warum, Herr Prätor?«
    »War Sie mit Bunk verlobt und hat mit ihm wie Mann und Frau am Neuen Markt zusammengelebt?«
    Cäcilie Jürgens erbleichte. Sie schaute sich verunsichert im Gerichtssaal um. Da sah sie Johann Jähner auf der hinteren Bank hocken. »Ja«, stieß sie schließlich hervor.
    »Dann wusste Sie auch, dass Hinrich Bunk gar kein Mann, sondern ein Weib ist, mit dem Sie in Sodomie verkehrte!«, donnerte Wilken plötzlich durch den Saal.
    »Nein, das hab ich nicht gewusst. Mir erschien Hinrich als Mann.«
    Wrangel bemerkte, wie der Brookvogt mit lüsternem Blick auf die junge Frau stierte, deren Busen vor Erregung heftig auf und ab wogte.
    »Aber Sie hat Bunk doch sogar geheiratet auf das Drängen von Johann Jähner hin, für den Sie gemeinsam mit Bunk gearbeitet hat. Wie konnte Sie die Ehe vollziehen und dabei nicht bemerken, dass Sie mit einem anderen Weib zusammen war?«
    Ein Zucken lief über Cäcilies Gesicht. »Der Johann Jähner hat doch für mich geprüft, ob Hinrich ein ganzer gesunder Mann sei, bevor wir geheiratet haben. Und erst als wir verheiratet waren, hab ich den Betrug bemerkt und Hinrich Bunk verlassen, weil ich nicht mit einer Frau in Sodomie leben wollte.«
    »Wann war das?«
    »Kurz nach der Hochzeit, vor über einem Jahr, im vergangenen Sommer.« Sie schluchzte auf. »Betrogen worden bin ich um meine Ehre. Unschuldig bin ich, Herr Prätor!« Mit einem butterweichen Augenaufschlag sah sie den Prätor unter Tränen an.
    Wrangel verspürte augenblicklich Mitleid mit der jungen Frau, der hier offenbar übel mitgespielt wurde. Worauf wollte Wilken nur hinaus?
    »Aber trotzdem hat Sie für den Arzneienkrämer Jähner weiterhin als Kräuterhökerin gearbeitet?«, setzte Wilken, von den Tränen der Frau unbeeindruckt, nach.
    »Wie hätt ich sonst meinen ehrlichen Lebensunterhalt verdienen sollen?«
    »Hat Sie auch auf Johann Jähners Wunsch hin Diebsdaumen für ihn besorgt?«
    Cäcilie Jürgens riss die Augen auf und starrte Wilken an. Dannwandte sie sich blitzschnell um und warf Jähner einen vernichtenden Blick zu.
    »Antworte Sie und schaue nicht in der Gegend herum!«, fuhr Wilken sie eisig an.
    »Nein, das hab ich nicht getan. Als man es von mir verlangen wollte, bin ich fortgelaufen und habe nicht mehr als Hökerin für Jähner gearbeitet.«
    »Was arbeitet Sie denn jetzt?«, fragte Wilken trocken.
    »Im Tagelohn auf dem Markt verdien ich mein ehrlich Brot.«
    »Setze Sie sich.« Wilken machte dem Gerichtsdiener ein Zeichen, die Frau zu einer Bank zu führen und Jähner wieder nach vorn zu holen.
    »Hat Er gehört, wessen die Befragte Cäcilie Jürgens ihn beschuldigt hat?«
    Jähner schaute verstört und ängstlich zu Wilken hinüber, konnte aber kaum reagieren.
    »Sie hat Ihn des Betruges und zur Anstiftung eines Verbrechens beschuldigt.«
    Jähners Lippen bebten. »Was hab ich sie denn betrogen, die Frau? Geholfen hab ich ihr und sie ausgehalten.«
    »Er hat ihr verschwiegen, dass Hinrich Bunk gar kein Mann, sondern ein Weib ist, und sie so trügerisch getäuscht, dass sie

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