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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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sein teuflisch gut aussehendes Gesicht, in das sich ihre Mutter einst verliebt hatte. Und dann war sie gestorben. Sie hörte ihn mit seiner tiefen, tönenden Stimme zornig schreien.
    Und gestern hatte sie durch eine Botschaft, die die Haushälterin der Großtanten geschickt hatte, erfahren, dass Georgie wieder auf Carlisle Manor war.
    Großer Gott, was sollte sie bloß tun?

4
    Gray war müde. Außerdem war er immer noch wütend, mittlerweile auf eine ruhige und kalte Weise, aber er wusste, dass er Lilys Mann, hätte er nicht bei seinem Eintreten völlig betrunken in einer Ecke des Schlafzimmers gelegen, mit tödlicher Entschlossenheit niedergeschlagen hätte. Immerhin war Lily jetzt in Sicherheit, weil Charles Lumley zumindest so weit wieder zu Bewusstsein gekommen war, dass er begriff, dass Gray ihn ohne Zögern umbringen würde, wenn er jemals wieder seine Frau anfasste. Lumley, der zwar immer noch betrunken, aber kein Dummkopf war, hatte eingewilligt. Gray vertraute ihm nicht, aber er war gewillt abzuwarten.
    Er holte noch einmal tief Luft. Es war erst eine Stunde vergangen, aber er kochte immer noch vor Wut.
    Charles Lumley war ein schwacher Dreckskerl, der sich an sein Opfer nur herantraute, wenn es - wie seine Frau Lily - halb so groß war wie er. Nun, er würde sie nie mehr schlagen. Nie mehr, denn sonst würde Gray ihn umbringen.
    Er ließ die Kutsche an der Ecke des Portman Square halten, bezahlte den Fahrer und ging zu seinem Stadthaus. Er wollte niemanden aufwecken, vor allem seine Großtanten nicht, und ihre Fenster lagen zur Straße. Er steckte gerade den Schlüssel ins Schloss der Haustür, als er aus den Augenwinkeln einen Lichtstrahl sah. Nein, dachte er, da ist nichts, drehte sich aber doch um. Da war es wieder - aus den Ställen drang ein Lichtstrahl. Sicher war sein Oberstallknecht Byron bei einem der Pferde. Wenn es nun etwas Ernstes war? Vielleicht hatte Brewster, sein Hengst, eine Kolik? Oder Durban hatte sich verletzt? Er ging zu den Ställen, die an der Straße lagen.
    Das Licht ging aus. Die Ställe waren jetzt völlig dunkel.
    Das war äußerst seltsam. Sein Herz schlug schneller. Die Stalltür war aufgebrochen. Dann war es also nicht Byron.
    Es war ein Einbrecher.
    Du lieber Himmel, warum sollte jemand in die Ställe eines Mannes am Portman Square einbrechen? Das ergab einfach keinen Sinn. Er kannte sich in den Ställen gut aus. Er schlüpfte hinein und drückte sich sofort flach an die Wand zu seiner Rechten. Seine drei Reitpferde standen in separaten Boxen ein paar Meter entfernt. Gray verhielt sich ganz ruhig und lauschte. Dann hörte er, wie jemand mit einem der Pferde redete. Er sah, dass eine der Boxen offen stand, hörte wieder die leise, beruhigende Stimme. Der Einbrecher konnte ihn nicht sehen. Dann beobachtete er, wie sein grauer Wallach Durban den Kopf hochwarf und leise schnaubte. Der Einbrecher führte ihn heraus. Er sattelte den Grauen und schwang sich dann, mit der Leichtigkeit eines erfahrenen Reiters, auf seinen Rücken. Langsam kam Durban auf ihn zu.
    Gray lächelte. Er hatte dieses betrunkene Schwein Lumley nicht zusammenschlagen können, aber jetzt war da dieser Einbrecher, und es bestand kein Zweifel an seiner Schuld. Er hatte den Dieb auf frischer Tat ertappt. Ganz leise sagte er: »Du verdammter kleiner Dreckskerl! Du entkommst mir nicht!« Und dann packte er den Dieb am Bein und zog ihn vom Pferd. Der Dieb stürzte zu Boden.
    Gray trat ihn in die Rippen und hörte zufrieden, wie es knackte.
    »Du verkommenes Schwein! Ich trete dir die Rippen aus dem Leib!«
    »Das hast du schon getan.«
    Der Dieb hörte sich nicht sehr alt an, und seine Stimme klang schmerzerfüllt. Es war ein Junge - das sah er jetzt -, ein Junge, der versucht hatte, sein Pferd zu stehlen, und auch davongekommen wäre, wenn Gray nicht im richtigen Moment aufgetaucht wäre.
    »Ich sollte dich zusammenschlagen, du kleiner Gauner. Du stiehlst keins von meinen Pferden, verdammter Bettler.« Er packte den Jungen am Arm und zerrte ihn hoch, schüttelte ihn, verdrehte ihm den Arm. Am liebsten hätte er ihm den Kiefer zerschmettert. Und er lächelte dabei.
    Der Dieb trat Gray gegen das Bein. Es tat weh, und Gray sah rot. Er packte den Jungen am Genick und schleuderte ihn gegen die Box von Wilhelm dem Eroberer. Der Chef, wie ihn die Stalljungen immer nannten, wieherte laut. Brewster antwortete ihm.
    »Geht wieder schlafen, Chef, Brewster. Ich prügele nur die Schlechtigkeit aus einem Jungen, der Durban

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