Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
Vom Netzwerk:
verwaltet dein Geld, aber Sir Henry ist dein Stiefvater. Es würde zumindest einiges Aufsehen erregen, vielleicht sogar einen Skandal.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf und flüsterte: »Das Leben kann doch nicht wirklich so ungerecht sein, oder?«
    »Das Leben ist oft die reinste Hölle. Du musst den Tatsachen ins Auge sehen.«
    »Nein.«
    Sie wirkte ernsthaft verängstigt. Sie hatte ihre Haare nicht geflochten, und ihre langen Locken fielen ihr bis auf die Brust.
    Böse blickte sie ihn an und sagte mit gerunzelter Stirn: »Du hast mir gesagt, du seist kein Frauenverführer. Dann starr mich auch nicht an, als sei ich ein Pferd auf dem Markt.«
    »Ach, du hast gesehen, wie ich dich angestarrt habe? Nun, warum sollte ich das nicht tun? Ich habe dich schon so nackt wie am Tag deiner Geburt gesehen, Jack, und ich habe dich gepflegt. Ich habe dich gebadet, dir die Haare gewaschen, dich mit feuchten Tüchern abgewischt und dich vom Fenster weggezogen, als du nackt davorgestanden hast, damit dich die Männer unten auf der Straße nicht sehen. Ich habe dich in den Armen gehalten, als du Schüttelfrost hattest.
    Wenn du jedoch eine vorsichtigere, empfindsamere Annäherung möchtest, dann lass es mich einmal so sagen:
    >Jack, du bist ein äußerst hübscher Landstrich, den ich schon vollkommen erforscht habe.<«
    »Ich weiß nicht, ob das empfindsamer ist. Es ist auf jeden Fall peinlich. Am liebsten würde ich darüber lachen. Du meine Güte, ich kann mich noch nicht einmal mehr erinnern, warum ich unbedingt ans Fenster wollte. Es ist alles sehr seltsam, ich begreife es nicht.« Sie erschauerte und kroch wieder unter die Decken. »Und jetzt willst du mich heiraten, damit ich nicht gezwungen werden kann, Lord Rye zu heiraten? Du willst dich wirklich opfern?«
    »Nein, darum geht es gar nicht. Mein Schicksal war bereits besiegelt, noch bevor ich von Lord Rye erfahren habe. Er ist ein übler Kerl, und um ehrlich zu sein, dreht sich mir der Magen um, wenn ich mir vorstelle, dass er dich anfasst und dass er das Recht dazu hat, mit dir zu machen, was er will.«
    Sie wurde so blass wie die weiße Satindecke, unter der sie lag, schluckte schwer und sagte dann mit dünner Stimme: »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Das wäre ja schrecklich. Du meinst, er würde - nein, schweig. Ich will mir das gar nicht vorstellen. Dann ist es mir schon lieber, ein Landstrich zu sein.«
    »Er hätte das Recht, mit dir zu tun, was er wollte. Und ich nehme an, dass nichts von dem, was er mit dir tun würde, dich in Entzücken versetzen würde.
    Nun, es ist einfach so, dass mein Schicksal besiegelt war, seitdem du vier Tage mit mir allein warst. Wenn du mich nicht heiratest, werde ich aus meinem angenehmen Leben hier in London verstoßen. Niemand wird mehr mit mir reden. Niemand wird mehr mit mir durch den Park reiten. Höchstwahrscheinlich spucken meine Freunde eher in meine Richtung, als dass sie meine Gegenwart wahrnehmen. Vor mir liegt eine unerfreuliche Zukunft, Jack.«
    »Das verstehe ich nicht. Es weiß doch überhaupt niemand von mir. Und selbst wenn, ich spiele doch gar keine Rolle, ich bin ein Nichts.«
    »Das stimmt nicht. Du bist jemand. Du bist Thomas Bascombes Tochter, und Lord Burleigh ist dein Vormund.
    Ach ja, und falls du noch Fragen dazu hast, lass mich dir erklären, wie unsere Welt funktioniert. Ladys müssen beschützt werden, da sie sich nicht selbst vor Männern schützen können, die zweimal so groß sind wie sie und doppelt so stark. Männer wollen nicht, dass andere Männer Ladys entführen, die sie als Erben hervorbringendes Material ansehen, weil es ihr Vertrauen in die Erbfolge ernsthaft schädigen würde.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass ein Mann nicht mehr sicher sein könnte, dass das männliche Kind, das eine Frau zur Welt bringt, auch von ihm ist. Es könnte ja sein, dass ein anderer Mann sie genommen hatte. Verstehst du? Deshalb muss eine Lady beschützt werden.«
    »Das ist doch Unsinn!«
    »Erzähl das den Männern, die wegen der Ehre einer Frau im Duell getötet worden sind.«
    Sie erschauerte. »Nun gut, und wegen deines Samens musst du mich also jetzt heiraten?«
    »Ja, genau. Wenn ein Mann eine Lady entehrt, oder wenn man denkt, er habe sie entehrt, dann muss er zahlen. Da keiner von uns beiden verheiratet ist, muss ich mich mit keinem anderen Mann duellieren. Ich muss mich dir nur für ein ganzes Leben lang hingeben.«
    »Das ist eine lange Zeit.«
    »Ja, hoffentlich. Jack, du zögerst immer

Weitere Kostenlose Bücher