Scharade der Liebe
Mädchen?«
Ryder Sherbrooke, voller Leben, Energie und Charme, bestrich seinen Toast dick mit Erdbeermarmelade, biss ein großes Stück ab und sagte: »Ihr Name ist Adrienne. Sie ist erst fünf Jahre alt, Douglas, aber so tapfer, wie du dir nur vorstellen kannst. Wie ich dir schon sagte, hatte ihr Vater sie Männern feilgeboten, die Kinder bevorzugen. Offenbar ist einer der Männer wütend geworden, weil sie so dünn und schweigsam war. Er hat sie einfach in den Rinnstein geworfen, und dort habe ich sie gefunden. Sie ist jetzt in Brandon House bei Jane und den anderen Kindern in Sicherheit, Gott sei Dank. Als ich ging, stand sie mit dreien der anderen Kinder zusammen, und ich hörte, wie sie sich gegenseitig überschlugen, um ihr ihre eigenen schrecklichen Geschichten zu erzählen. Und das letzte Geräusch, das ich aus Adriennes Mund hörte, war ein Lachen, zwar nur ein kleines, aber immerhin ein Lachen.«
»Wie viele Kinder sind jetzt in Brandon House, Ryder?«
»Nur dreizehn. Jane mault. Sie sagte mir, es sei nicht einmal halb voll. Ich habe sie nur angesehen. Deinen Jungen geht es gut, und unsere Frauen kommen ungefähr drei Tage vor deinem Glück verheißenden Geburtstag nach London.«
»Er ist nicht Glück verheißend, er ist deprimierend und traurig«, erwiderte Douglas.
»Du wirst fünfunddreißig, Douglas, du bist schließlich noch kein Tattergreis. Allerdings habe ich gehört, wie Alex etwas von einem grauen Haar erzählte, das sie bei dir gefunden hat. Außerdem hat sie meiner Sophie erzählt, es sei wahrscheinlich unvermeidlich, dass du das Interesse verlierst.«
»Was, zum Teufel, meint sie denn damit? Welches Interesse verlieren?«
Ryder betrachtete eingehend seine Fingernägel. »Deine Frau, Douglas, hat meiner Frau erzählt, du würdest offenbar ihrer überdrüssig, da du jetzt nur noch einmal am Tag mit ihr schläfst. Sie habe es beinahe aufgegeben, erzählte sie Sophie mit Tränen in den Augen. Sie habe versucht, dein Interesse an ihr neu zu beleben, indem sie dir im Garten unter einer der nackten Statuen ein italienisches Liebeslied vorgesungen habe; sie habe versucht, deine Leidenschaft zu wecken, indem sie dich mit Erdbeeren aus Lord Tomlins Gewächshaus gefüttert habe, und sie sei sogar so weit gegangen, ein Sonett im klassischen Stil zu schreiben. Du jedoch, sagte sie, hättest so laut gelacht, dass du es nicht einmal bis zur vierzehnten Zeile geschafft hättest, die, so sagte sie meiner Frau, wirklich ein Tribut an eheliche Liebe in jeder Form gewesen sei. Ja, sie sagte, sie sei mit ihrer Weisheit am Ende und habe bei dir versagt.«
Douglas lachte auch jetzt so laut, dass er sich an seinem heißen Kaffee verschluckte. »Diese beiden Frauen sind eine Gefahr für uns, Ryder, eine wirkliche Gefahr.
Großer Gott, du hättest dieses Sonett einmal sehen müssen!«
»Vielleicht, Douglas, aber ich glaube, Alex hat Recht. Mir ist auch aufgefallen, dass du dich in der letzten Zeit anders verhältst. Du bist zerstreut und nicht ganz bei der Sache, vielleicht machst du dir sogar Sorgen wegen irgendetwas. Und du bist offensichtlich wegen deines Geburtstags nach London gekommen und hast uns alle mitgeschleift. Was ist mit dir los, Douglas?«
»Das ist doch Unsinn«, erwiderte Douglas. »Mit mir ist überhaupt nichts los. Zufällig bin ich gern in London. Und wenn ich schon ein Jahr älter werden muss, dann ist London einfach der richtige Ort dazu. Alex bildet sich Probleme ein, wo es keine gibt. Ich bitte dich, das nicht auch noch zu tun. Und wie ich schon sagte, bei Alex' Sonett haben sich mir fast die Zehen gekringelt.«
Hinter ihnen sagte Gray: »Alex hat dir ein Sonett geschrieben? Kann ich mich dann darauf freuen, dass Jack mir auch Verse schreibt?«
Beide Männer drehten sich um und sahen Gray St. Cyre auf der Schwelle zum Esszimmer stehen. Douglas sagte: »Nun, wir sind jetzt fast acht Jahre miteinander verheiratet. Ich dachte, ich wüsste mittlerweile alles über Alex, aber anscheinend ist das keineswegs der Fall. Dieses Sonett werde ich euch beiden irgendwann einmal vorlesen. Der Ausdruck auf euren Gesichtern wird wahrscheinlich all eure Sticheleien wert sein.«
»Nun, Gray, du siehst ein wenig erschöpft um den Mund aus. Komm und frühstücke mit uns.« Douglas winkte seinem Butler Thurlow, stand auf und führte Gray zu dem Stuhl neben Ryder.
Ryder sagte: »Du hast Recht mit Ehefrauen - sie sind ein Geheimnis. Und sie sind anbetungswürdig, und ich schätze mich äußerst
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