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Scharade der Liebe

Titel: Scharade der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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ungläubig die Augen wieder auf. Hinter dem kleinen Mann ragte eine riesige Frau empor, und sie war wunderschön. Es sah so aus, als hätte sie große goldgelbe Räder über den Ohren.
    Langsam drehte er den Kopf. »Bist du das wirklich, Jack? Dieses Kleid habe ich noch nie zuvor gesehen. Wie kommst du hierher? Wo sind wir? Warum liege ich im Bett und nicht du?«
    »Es gibt einiges zu erzählen, Gray, aber zunächst einmal: Das ist Dr. Brainard. Helen sagt, er bringt dich schon nicht um.«
    »Warum brauche ich einen Arzt, Jack? Was ist passiert?«
    »Ich bin mit der Kutsche um die Kurve gefahren, und du kamst mir auf Durban entgegen, und ich konnte die Pferde nicht anhalten, und Durban hat sich erschreckt und dich abgeworfen, und du hast dir den Kopf an einer Eiche aufgeschlagen.«
    »Danke«, erwiderte Gray und schloss wieder die Augen. »Ja, ich fange an, mich zu erinnern.«
    »Hier, iss etwas.«
    Er wollte nicht schon wieder die Augen öffnen, es kostete ihn zu viel Kraft. Also öffnete er einfach nur den Mund. Er schmeckte einen trockenen Keks, der mit Jennys besten konkurrieren konnte. Er kaute, dann öffnete er wieder den Mund. Nach drei Bissen gelang es ihm, Augen und Mund zu öffnen.
    Die wunderschöne Riesin beugte sich über ihn. »Ich bin Miss Helen Mayberry. Mir gehört König Edwards Lampe.«
    »Ich wusste gar nicht, dass König Edward eine Lampe hatte, vor allem nicht eine, die jemand gern besitzen wollte.«
    »Sir, werdet nicht ironisch! Miss Helen ist die Besitzerin des Gasthauses, und das Gasthaus heißt König Edwards Lampe.«
    »Ich nehme an, Ossie, unser junger Herr hier ist wirklich ein Mylord. Habe ich Recht?«
    Gray sagte: »Kann ich bitte noch einen Keks haben?«
    »Natürlich. Bleibt einfach liegen und öffnet Euren Mund. Wenn Ihr satt seid, kann Ossie Eure Brust abklopfen, in Eure Ohren schauen und Eure Kopfhaut untersuchen, um zu entscheiden, welche grässliche Medizin er Euch verabreichen will.«
    Jack schüttelte nur den Kopf, während sie zusah, wie Helen Gray fütterte. Ihr Tag hatte schon äußerst seltsam begonnen, als Arthur ihr einen Sack über den Kopf gestülpt hatte, und jetzt saß sie hier in König Edwards Lampe und sah zu, wie Gray aus der weißen Hand einer schönen riesengroßen Frau einen Keks aß.
    Plötzlich kam ein etwa zehnjähriger Junge zur Tür he-reingerannt. »Helen! Schnell, da ist ein Mann, der brüllt und mit einer Pistole herumfuchtelt. Er will jemanden namens Winifrede!«
    Jack wirbelte herum. »O Gott! Das ist Arthur! Ich wette, er hat sich den Sack aus der Kutsche geholt und will sich rächen!«
    Gray schlug die Decke zurück, sah, dass er nackt war und zog sie sich wieder bis ans Kinn hoch. »Jack, gib mir schnell meine Kleider!«
    »Das kann ich nicht, Gray, sie sind ganz nass. Du wirst krank werden und ...«
    »Verdammt, Jack, tu, was ich dir sage. Ich bin in weniger als vierundzwanzig Stunden dein Ehemann. Du kannst mit deinen Pflichten jetzt schon mal beginnen, indem du mir gehorchst.«
    »Mylord«, sagte Helen und erhob sich, während sie den letzten Bissen in Grays Mund schob. »Erlaubt mir, mich um diesen Arthur zu kümmern. Und jetzt rasch - dieser Arthur ist der Mann, der Euch entführt hat, Jack?«
    »Ja, er wollte, dass ich ihn heirate. Er wollte mich zwingen, mit ihm nach Schottland zu fahren.«
    »Helen, er kommt hier herauf!«
    »Ist schon gut, Theo, lass ihn kommen.« Sie wandte sich an Jack. »Was soll ich mit ihm machen?«
    »Brecht ihm den rechten Arm«, erwiderte Jack. »Vielleicht auch noch den linken, wenn Ihr findet, dass er es verdient hat.«
    »Hmm, eine Frau, die weiß, was sie will. Seinen rechten Arm? Mal sehen«, sagte Helen und ging zur Schlafzimmertür.
    »Nein«, schrie Gray hinter ihr her, »brecht dem kleinen Schwein keinen Körperteil. Bringt ihn zu mir. Ich erledige das schon. O ja, und wenn Ihr mir bitte eine Pistole geben wollt. Ich muss Jack beschützen.«
    »Arthur und Jack«, sagte Helen zu sich. Sie hörten, wie Arthur brüllend die Treppe hinauftrampelte. Dann kam er über den Flur auf das Zimmer zu.
    »Macht Euch keine Sorgen«, sagte Helen über die
    Schulter, ruhig wie das Meer bei Windstille. Sie pflanzte sich in die offene Tür.
    »Mylord?«, sagte Dr. Ossie Brainard, »atmet tief ein, ich muss Eurem Atem lauschen. Nein, bewegt Euch nicht, wenn ich Eure Brust abklopfe. Miss Helen kümmert sich schon um den Mann.«
    »Jack, um Gottes willen, geh hinter diesen Wandschirm. Ich will nicht, dass Arthur dich sieht.

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