Scharade
so sind die Briefe unheimlich. Man kann nicht gegen etwas kämpfen, was nicht zu sehen ist. Aber auch wenn ich die Gefahr nicht sehen kann, weià ich, daà sie da ist. Mag sein, daà meine Phantasie mit mir durchgeht, aber in letzter Zeit habe ich mich beim Verlassen des Hauses dabei ertappt, daà ich mir selber über die Schulter schaue. Ich fühle mich...«
»Beobachtet.«
»Ja.«
Er sann über ihre Antwort nach. »Was, glaubst du, hat das alles zu bedeuten?«
»Was glaubst du ? Ich wollte deine Meinung hören. Als Gegenleistung für die miÃlungenen Eier zum Frühstück.«
»Ich habe schon schlechtere gegessen.«
»Danke.«
Er hob die Finger und tippte sich damit an die Lippen. Cat schwieg und gab ihm Zeit, die Gedanken zu ordnen. Er hatte sich über ihre Angst nicht lustig gemacht, auch wenn sie in gewisser Weise wünschte, er hätte es getan. Sie hätte sich gewünscht, von ihm zu hören, daà sie sich grundlos Sorgen wegen dieser anonymen Zuschriften machte.
»Also gut, ich werde dir sagen, wie ich die Sache sehe«, sagte er. »Aber es ist nicht mehr als eine Theorie.«
»Ja, sicher.«
»Mal den schlimmsten Fall angenommen â«
Sie nickte.
»So viele Zufälle gehören ins Guiness-Buch der Rekorde.«
»Finde ich auch.«
»Einzeln betrachtet mögen die Unglücksfälle ungewöhnlich,
aber glaubhaft sein. Betrachtet man sie jedoch im Zusammenhang, fängt die Sache an zu stinken.«
Sie schnappte kurz nach Luft. »Weiter.«
»Zieht man die Zeit und Entfernung dabei in Betracht, ist die Person, die dir diese Ausschnitte geschickt hatte, wahrscheinlich nicht zufällig darauf gestoÃen.«
»Sie wuÃte von den Todesfällen.«
»Und ist möglicherweise sogar verantwortlich dafür. Wenn es Morde waren und keine höhere Gewalt.«
»Also... womit haben wir es zu tun?«
»Wenn der Briefeschreiber â und das ist an diesem Punkt noch ein groÃes Wenn â dahintersteckt, dann ist er nicht der übliche Serienmörder. Er sucht sich seine Opfer nicht zufällig aus. Das Schicksal hat dies bereits für ihn getan. Aber er muà groÃe Mühen auf sich nehmen, um sie zu finden und sie dann auf sehr einfallsreiche Weise ins Jenseits zu befördern.«
»Welches Motiv könnte er haben?«
»Das ist einfach, Cat.«
»Das Spenderherz«, sagte sie mit belegter Stimme. Ihre Brust fühlte sich bleischwer an. Alex hatte genau das gesagt, was sie befürchtet hatte. Seine Hypothese entsprach völlig der ihren.
»Diese drei Personen, die ums Leben gekommen sind, haben alle am selben Tag wie du ihr neues Herz bekommen«, sagte Alex. »Dieser Psycho kennt einen Herzspender, und aus irgendeinem Grund erträgt er es nicht, daà sein oder ihr Herz weiterschlägt. Offensichtlich weià er nicht genau, wer der Empfänger des bestimmten Herzens ist, also eliminiert er alle in Frage kommenden Personen, eine nach der anderen, in dem Wissen, daà er dabei früher oder später auch den Richtigen treffen muÃ.«
»Aber warum?«
»Damit das Herz aufhört zu schlagen.«
»Das weià ich â aber warum? Wenn er dem Spender oder der Spenderin derart nahestand, war er doch sehr wahrscheinlich derjenige, der die Erlaubnis zur Organentnahme gegeben hat. Warum sollte er nun plötzlich seine Meinung ändern?«
»Das weià der Himmel allein. Vielleicht ist er Monate später eines Morgens aufgewacht und hat gedacht: âºOh, mein Gott, was habe ich getan?â¹ Die Angehörigen von Spendern müssen ihr Ja oder Nein oft sehr rasch und in den extremsten Situationen geben. Möglicherweise fühlte er sich überrumpelt. Es fing an, ihn zu verfolgen, und er konnte nicht länger mit dieser Schuld leben. Aber genausogut ist es möglich, daà wir völlig daneben liegen, Cat. Du hast mich nach meiner Meinung gefragt. Jetzt hast du sie gehört. Ich hoffe, ich irre mich.«
»Aber du glaubst nicht, daà du dich irrst.«
Er sagte nichts darauf, aber das muÃte er auch nicht. Sie las ihm die Antwort von den Augen ab. »Gehen wir mal davon aus, daà wir mit der Vermutung richtigliegen. Wie hat er dann diese Personen, dich eingeschlossen, ausfindig gemacht?«
Sie gab ihm dieselbe Erklärung wie zuvor schon Hunsaker und erzählte ihm von der UNOS-Nummer.
Alex nahm
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