Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
Maschine heraus. Die Landschaft verschwamm. Nur jetzt keinen Gegenverkehr. Bisher war ihnen niemand entgegengekommen, doch –
    Â»Paß auf!«
    Zyklop war fast auf gleicher Höhe mit ihnen. Sparky schoß auf die Gegenfahrbahn, um den Vorsprung zu halten. Wenn er zuließ, daß Zyklop sie einholte oder gar überholte, waren sie so gut wie tot.
    Es ging nun nicht mehr ganz so steil bergab. Es war nicht mehr weit bis zur Stadt. Wenn sie die erreichten, würden sie den wahnsinnigen Bastard schon abhängen.
    Er überlegte sich gerade eine Strategie, als es in eine weitere Kurve ging. Nachdem sie aus ihr herausgefahren waren, schien es, als würden sie in eine völlig andere Landschaft geschleudert. Unvermittelt lag die Ebene vor ihnen. Offene Straßen zogen sich wie ein straff gespanntes, silbernes Band dahin, das direkt in die Stadt führte. Hätte das Schicksal es gut mit ihnen gemeint, wäre dies ein willkommener Anblick gewesen.
    So aber schrie Kismet auf. Sparky fluchte. Sie rasten geradewegs auf eine breite Kreuzung zu. Von rechts kam ihnen ein Viehtransporter entgegen. Sie fuhren zu schnell, um ausweichen zu können. Zyklop hing ihnen am Auspuffrohr. Der Viehtransporter war zu langsam, um die Kreuzung rechtzeitig freizumachen.
    Es blieb keine Zeit, zu überlegen.

    Â 
    Eineinhalb Stunden später eilte ein milchgesichtiger Arzt den Korridor Richtung Warteraum der Notaufnahme entlang, wo eine Schar Motorradfahrer auf Auskunft über den Zustand ihrer Freunde wartete. Selbst der abgebrühteste unter ihnen mußte schlucken, angesichts des vielen Bluts auf dem Kittel des Arztes.
    Â»Tut mir leid«, sagte er zu ihnen. »Wir haben alles versucht. Jetzt müssen wir dringend mit einem Angehörigen sprechen – wegen einer Organspende. Und zwar rasch.«

Kapitel 5
    Mai 1991
    Â 
    Â»Hey, Pierce, nimm gefälligst die Füße runter. Das ist ein öffentliches Gebäude, verdammt noch mal.«
    Die Stimme hätte Tote aufwecken können. Auf jeden Fall ließ sie Alex Pierce vor Schreck zusammenfahren. Ein Lächeln trat auf sein ausgemergeltes Gesicht, als er die Gerichtsdienerin auf sich zukommen sah. Reuig und folgsam setzte er sich gerade hin.
    Â»Hallo, Linda.«
    Â»Mehr hast du nicht zu sagen als ›Hallo, Linda‹? Nach allem, was wir einander bedeutet haben?« Sie stemmte die fleischigen Fäuste in die Hüften und starrte ihn an, dann klopfte sie ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Wie geht’s meinem Hübschen?«
    Â»Kann nicht klagen. Und du?«
    Â»Dasselbe wie immer.« Sie schaute mit einem Stirnrunzeln zum dicht besetzten Gerichtssaal, wo Hunderte von Geschworenenkandidaten inständig hofften, von der Erfüllung ihrer öffentlichen Pflicht befreit zu werden.

    Â»Hier ändert sich nie was, nur die Gesichter. Immer dieselben lahmen Ausreden, das Zeter und Mordio, nur weil sie als Geschworene bei Gericht berufen wurden.«
    Ihr Blick glitt wieder zu ihm. »Wo hast du dich in letzter Zeit rumgetrieben? Hab gehört, du hättest Houston verlassen.«
    Vor dem vierten Juli letzten Jahres war er gelegentlich im Harris-County-Gericht gewesen, um als Zeuge bei Verfahren gegen Kriminelle auszusagen, bei deren Verhaftung er selber mitgemischt hatte.
    Â»Ich hab meine Postanschrift noch hier«, antwortete er ausweichend. »War die meiste Zeit auf Achse. Bin eine Weile in Mexiko gewesen. Angeln.«
    Â»Was gefangen?«
    Â»Nicht der Rede wert.«
    Â»Hoffentlich keinen Tripper eingefangen.«
    Er grinste trocken. »Heutzutage kann man doch froh sein, wenn es nur ein Tripper ist, was man sich eingefangen hat.«
    Â»Kann man wohl sagen.« Die kernige Gerichtsdienerin schüttelte traurig ihre rote Mähne. »Erst gestern habe ich in der Zeitung gelesen, daß mein Deo Löcher in die Ozonschicht macht. Meine Tampons können bei mir einen toxischen Schock auslösen. Alles, was ich esse, verstopft entweder meine Arterien oder verursacht Dickdarmkrebs. Und jetzt ist es auch vorbei mit dem Spaß beim Rumbumsen.«
    Alex lachte. Ihre vulgäre Art beleidigte ihn nicht. Sie kannten einander seit seiner Anfangszeit bei der Polizei von Houston, als er noch Streife gefahren war. Linda kannte jeder hier am Gericht. Man konnte sich darauf verlassen, daß sie den neuesten Klatsch wußte und die dreckigsten Witze, die zur Zeit im Umlauf waren. Ihre rauhe Schale sollte nur den

Weitere Kostenlose Bücher