Scharade
werden.«
»Ohne dich hätte sie nie die Chance dazu bekommen.«
Cat kaute nachdenklich auf der Unterlippe. »Wenn Sparky den Unfall überlebt hätte, wäre ihr Leben wahrscheinlich ganz anders verlaufen. Sie wären bestimmt aus der Gang ausgestiegen, wenn sie gewuÃt hätten, daà Patricia schwanger war.
Sie hätten Michael mit Liebe und Fürsorge groÃgezogen. Sie hätte ihr künstlerisches Talent entwickelt. Ich habe gehört, daà Sparky enorm intelligent gewesen sein soll, an Literatur und Philosophie interessiert. Vielleicht wäre ein Lehrer oder Schriftsteller aus ihm geworden.«
»Das ist doch durch die rosarote Brille gesehen, Cat. Wahrscheinlich wäre es ganz anders gelaufen.«
»Aber wissen werden wir es nie, weil Sparky gestorben ist.«
»Und ein anderer dafür lebt«, sagte Jeff.
Sie schaute auf, rià sich aus ihren trüben Gedanken und räusperte sich, um den Kloà im Hals loszuwerden. »Ja, ein anderer lebt.«
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Später am Nachmittag steckte Jeff den Kopf zur Tür herein. »Mr. Webster hat gerade angerufen. Er möchte uns sehen.«
»Jetzt gleich? Ich stecke bis zum Hals in Arbeit.«
»Er meinte, es sei sehr dringend. Gibt es einen Grund, warum er sauer sein könnte?«
»Klang er so?«
»Sehr.«
Cat hatte Bill seit mehreren Tagen nicht gesehen. Als seine Sekretärin sie und Jeff mit ernster Miene in sein Büro führte, zeigte er einen erstaunlichen Mangel an Herzlichkeit. »Setzen Sie sich, bitte.«
Als sie auf dem Ledersofa Platz genommen hatten, deutete er auf den anderen Gast. »Darf ich vorstellen? Ronald Truitt. Wie Sie ja wissen, ist er TV-Kritiker beim Light .«
Dieser plumpe Schwachkopf in den Vierzigern mit leichter Glatze war also Ron Truitt, ihre journalistische Nemesis, der Kritiker der Hölle.
Er wirkte nervös; wahrscheinlich brauchte er dringend eine Zigarette. Immer wieder tätschelte er die Schachtel Camel in der Brusttasche seines Hemdes, als wolle er sich vergewissern, daà seine Zigaretten noch da waren, auch wenn er jetzt nicht rauchen konnte.
Er gab sich Mühe, locker und lässig zu wirken, doch mit mäÃigem Erfolg. Er wippte mit den Beinen, rutschte nervös auf seinem Platz herum und blinzelte hektisch.
Cat sagte nichts, sondern wandte sich direkt an Bill. »Was gibtâs?«
»Aus kollegialer Höflichkeit kam Mr. Truitt zu mir, um mich bezüglich des Inhalts seiner morgen erscheinenden Kolumne vorzuwarnen. Ich dachte mir, Sie beide sollten ebenfalls informiert und gewarnt werden.«
»Gewarnt? Das hört sich aber bedrohlich an.«
»Bedauerlicherweise ist der Inhalt der Kolumne entsprechend.«
»Geht es um Cats Kids ?« fragte Jeff.
»Ja.« Bill wandte sich an den Journalisten. »Aber ich denke, Sie sollten es besser selber darlegen, Mr. Truitt. Aber vorher möchte ich betonen, daà alles, was in diesem Raum gesagt wird, absolut vertraulich ist.«
»Sicher.« Truitt richtete sich auf und schlug unnötigerweise einen Spiralblock auf, als wolle er seine Notizen noch einmal kurz überfliegen. Doch Cat bemerkte, daà das alles nur Show war.
»Ich habe heute morgen einen Anruf erhalten«, sagte Truitt. »Von jemandem, der sich Zyklop nannte.«
»Zyklop hat Sie angerufen?« Cat war überrascht.
»Demnach kennen Sie ihn?« fragte Bill.
»Ja. Sein richtiger Name ist George Murphy, und er wird von der Polizei gesucht. Hat er Ihnen gesagt, von wo aus er anruft?«
»Nein.« Truitts Grinsen war schwach. »Und er sagte, Sie würden sicher alles umdrehen und ihn als den bösen Buben hinstellen.«
»Aber das ist er auch. Die Liste seiner Straftaten ist so lang wie mein Arm, angefangen von KindesmiÃhandlung bis hin zur Erpressung.«
»Mag sein«, sagte Truitt. »Aber er lieà anklingen, daà auch Sie keine Heilige sind.«
»Was ich auch nie behauptet habe«, erwiderte Cat ärgerlich. »Aber darum geht es gar nicht. Haben Sie nichts Besseres, worüber Sie schreiben können, als die gegenseitigen Titulierungen zwischen mir und einem koksenden Motorradfreak, der von der Polizei gesucht wird?«
»Hier geht es um etwas sehr viel Ernsteres als das«, mischte sich Bill ein. Er hielt einen Moment inne, dann lieà er die Bombe platzen. »Cat... Mr. Murphy hat Sie der Belästigung eines Minderjährigen
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