Scharade
»Viele Transplantationspatienten haben zwanzig Jahre und mehr ohne jedes Anzeichen von AbstoÃung gelebt, Cat. Und die haben ihr Herz bekommen, als diese Art von Operationen noch im Experimentierstadium waren. Die Technologie hat in der Zwischenzeit groÃe Fortschritte gemacht. Du hast eine ausgezeichnete Chance, ein ganz normales und langes Leben zu leben.«
»Und jeden Tag dieses âºnormalen Lebensâ¹ werden meine Lebenszeichen überwacht.«
Er schaute sie irritiert an.
»Ich war zuerst deine Patientin, Dean, ehe ich deine Freundin und Geliebte wurde. Ich denke, du wirst mich immer als Patientin betrachten.«
»Unsinn.«
Doch sie wuÃte es besser. Er gab ständig auf sie acht, eine unentwegte Erinnerung an ihre einstige Zerbrechlichkeit. Er behandelte sie noch immer, als wäre sie aus Glas. Selbst wenn sie sich liebten, tat er es, als habe er Angst, sie könne zerbrechen. Diese Zurückhaltung gab ihr eher das Gefühl, betrogen, nicht begehrt, zu werden, und sie wirkte wie eine kalte Dusche auf ihre Leidenschaft.
Aus Furcht, sein Ego zu verletzen, hatte sie ihre Frustration im stillen ausgetragen, während sie sich danach sehnte, wie eine Frau behandelt zu werden, ohne gleich als Patientin einer Herztransplantation eingestuft zu werden. Bei Dean hatte sie groÃe Zweifel, ob dies jemals der Fall sein würde.
Doch sie wuÃte auch, daà seine übereifrige Beschützerhaltung nur ein Symptom war. Das wahre Problem war, daà sie ihn nicht liebte. Nicht so, wie sie sollte, um eine Ehe mit ihm einzugehen. Das Leben wäre einfacher, wenn sie ihn lieben würde. Mitunter wünschte sie sich sehr, es sei so.
Sie hatte versucht, auf seine Gefühle Rücksicht zu nehmen, doch nun war sie der Ansicht, daà es an der Zeit war, die Dinge klipp und klar beim Namen zu nennen.
»Ich will dich nicht heiraten, Dean. Ich empfinde sehr viel für dich. Ohne dich hätte ich es niemals geschafft.« Ihm zärtlich zulächelnd, fügte sie hinzu: »Aber ich bin nicht gerade Hals über Kopf in dich verknallt.«
»Das ist mir klar. Ich erwarte das auch gar nicht von dir. So was ist für Teenager. Ãber derartige romantische Albernheiten sind wir doch hinaus. Und wir beide geben ein gutes Team ab.«
»Ein Team«, wiederholte sie. »Das finde ich auch nicht so toll. Ich habe seit meinem achten Lebensjahr zu niemandem mehr gehört, als meine Eltern... starben.«
»Um so mehr ein Grund, dich umsorgen zu lassen.«
»Aber das will ich gar nicht! Ich möchte ich sein. Cat. Die neue Cat. Die gesunde, starke Cat. Seit meiner Operation ist jeder Tag eine Entdeckung meines neuen Ichs. Ich gewöhne mich gerade erst wieder an diese Frau, die Treppen steigen kann, anstatt den Fahrstuhl nehmen zu müssen. Die sich die Haare in drei Minuten waschen kann und nicht mehr eine halbe Stunde dafür braucht.«
Sie preÃte die Fäuste gegen die Brust. »Zeit hat eine ganz neue Dimension für mich, Dean. Sie ist kostbar. Ich wache sorgsam über die Zeit, die ich für mich habe. Bis ich diese neue Cat Delaney noch nicht ganz kenne, bin ich nicht bereit, sie mit einem anderen Menschen zu teilen.«
»Ich verstehe«, sagte er gespreizt und klang eher beleidigt als betrübt.
Sie lachte. »Nun hör auf zu schmollen. Das nehme ich dir nicht ab. Du wirst schon nicht davon sterben, daà wir nicht heiraten. Was du am meisten an mir liebst, ist doch meine Popularität. Du liebst es, mit mir im Rampenlicht zu stehen, zu Hollywood-Premieren zu gehen und dich im Spagoâs in Begleitung eines Fernsehstars sehen zu lassen.« Sie nahm die Pose eines Starlets ein, eine Hand auf der Hüfte, die andere hinter dem Kopf.
Er lachte; sein verschmitztes Grinsen war so gut wie ein Eingeständnis. Doch sie lieà nicht locker. »Mal ehrlich, Dean. Wenn ich eine kleine Verkäuferin in einem Supermarkt wäre, würdest du dann auch um meine Hand anhalten?« Sie hatte den Kern getroffen, und sie beide wuÃten es.
»Du bist eine eiskalte Frau, Cat Delaney.«
»Ich spreche nur die Wahrheit aus.«
Wäre Deans Liebe zu ihr anderer Natur gewesen, hätte sie die Beziehung schon längst beendet, um ihm wirklichen Kummer zu ersparen. So aber gab er zu, sie nur so sehr zu lieben, wie er in der Lage war, zu lieben.
Er schloà sie in die Arme und küÃte sie auf die Stirn. »Auf meine Weise, Cat, liebe
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