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Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
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    Â»Eine Trittleiter. Das ist ja praktisch...«

Kapitel 11
    November 1993
    Â 
    Â»Ich habe nicht geklingelt.«
    Â»Ich habe deinen Wagen gehört.« Cat trat zur Seite und ließ Dean schweigend eintreten; dann ging sie ihm voran ins Wohnzimmer ihres Hauses in Malibu.
    Drei Emmy-Trophäen standen auf einem extra dafür angebrachten Regal. An den weißen Wänden hingen eingerahmte Titelbilder verschiedener Magazine mit ihrem Porträt. Es war ein sehr persönlicher Raum, der trotz der hohen Wände und breiten Fensterfront eine warme und behagliche Atmosphäre verbreitete. Die Architektur des Hauses war modern; es stand an einem Steilhang direkt an der Küste, mittels einer gewundenen Holztreppe mit dem Strand verbunden. Das Feuer im Kamin nahm dem bedeckten Himmel die fröstelnde Kühle. Jenseits der Glasfront erstreckte sich der Pazifik, ein monochromer Anblick, der Horizont nicht auszumachen; das Meer hatte dasselbe stumpfe Grau wie die dichte Wolkendecke.
    Selbst an weniger schönen Tagen wie diesem liebte Cat das Leben am Meer. Es faszinierte sie stets aufs neue. Immer wenn sie hinaus auf die unendliche Weite des Meeres blickte, kam es ihr vor wie das erste Mal. Der unablässige Rhythmus der Brandung erfüllte sie mit Ehrfurcht; es war ein ewiges Rätsel für sie und gab ihr das Gefühl, angesichts solcher Naturgewalt klein und unbedeutend zu sein.
    In letzter Zeit hatte sie ausgedehnte Spaziergänge am Strand unternommen. Stundenlang schaute sie hinaus auf die Wellen, wägte ihre Möglichkeiten ab, suchte in der schäumenden Brandung nach Antworten.
    Â»Möchtest du was trinken?« fragte sie Dean.

    Â»Nein danke.«
    Sie setzte sich wieder in ihren gemütlichen Sessel, aus dem sie sich erhoben hatte, als sie Deans Auto hörte. Auf einem Beistelltisch stand eine Tasse Kräutertee; eine Leselampe war auf ihren Schoß gerichtet.
    Dean nahm ihr gegenüber in einem Sessel Platz. »Was liest du da?«
    Â»Scriptentwürfe. Jeder Autor des Teams macht Vorschläge, wie es mit Laura Madison enden soll. Die Ideen sind alle sehr gut, aber auch sehr traurig. Ich habe ja darauf gedrängt, die Rolle mit einer anderen Schauspielerin zu besetzen, anstatt Laura rauszuschreiben.« Seufzend fuhr sie sich durchs Haar. »Aber sie bestehen darauf.«
    Â»Weil es keine andere gibt, die deine Rolle übernehmen könnte«, sagte Dean. »Du bist einfach viel zu gut. Nicht mal Meryl Streep würde es hinkriegen. Du bist Laura Madison.«
    Sie sah ihm die Frustration und Besorgnis an, was jemandem, der Dean nicht so gut kannte, vielleicht gar nicht aufgefallen wäre. Und sie war schuld an seiner schlechten Laune; ein Umstand, der ihr zu schaffen machte.
    Â»Aber es ist ja wohl nicht mehr zu ändern, stimmt’s?« sagte er. »Gestern stand’s im Entertainment Today. Du steigst also bei Der Lauf der Dinge mit Ablauf deines Vertrages aus, kurz nach Beginn des neuen Jahres, wenn ich das richtig gelesen habe.«
    Sie nickte, sagte aber nichts. Der Wind schlug gegen die Fenster, so als wollte er die Kerzen auf dem Kaminsims auspusten. Cat spielte mit den Fransen der Decke auf ihrem Schoß. Als sie aufschaute, blickte Dean aus dem Fenster, seine Miene war so aufgewühlt wie das Meer.
    Â»Wie groß ist Bill Websters Einfluß bei dieser Entscheidung?«
    Ihre Antwort kam zögerlich. »WWSA ist sein Sender.«
    Â»Das meinte ich nicht.«

    Â»Wenn du damit andeuten willst, daß unser Verhältnis über das Berufliche hinausgeht, liegst du völlig falsch. Ich habe meine Macken, Dean, aber ich bin keine Lügnerin. Eher bin ich manchmal zu ehrlich. Außerdem ist Bill glücklich verheiratet mit einer Frau, die ebenso attraktiv und charmant ist wie er.«
    Seine Miene blieb gespannt. »Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, zu verstehen, weshalb du deine Karriere beendest, warum du alles wegwirfst, wofür du gearbeitet hast. Ich habe alle Möglichkeiten in Betracht gezogen. Und selbstverständlich auch den Faktor einer eventuellen Romanze.«
    Â»Aber dem ist nicht so«, ereiferte sie sich. »Die Websters haben sechs Kinder. Eine Tochter ist vor einigen Jahren gestorben. Ihr erstes Kind. Ihr Tod hat sie sehr hart getroffen.
    Ich war eine ganze Weile mit meinem Leben unzufrieden. Aber als mir Bill von seiner verstorbenen Tochter erzählte – vor einem halben Jahr etwa –, wurde

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