Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Scharade

Scharade

Titel: Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brown Sandra
Vom Netzwerk:
ausgesprochen.«
    Cats Lächeln erlosch. Sie spürte zornige Röte auf ihren Wangen. Das war nicht das erste Mal, daß Dean das gesagt hatte. Sein Selbstverständnis ließ ihn ihre Ablehnung auf seine wiederholten Anträge einfach nicht ernst nehmen.
    Anfangs hatte ihre sich vertiefende Beziehung seine Objektivität als ihr behandelnder Kardiologe beeinträchtigt. Während ihrer Krankheit und in der Zeit nach der Operation hatte sie sich auf diese Freundschaft gestützt. Während des vergangenen Jahres war diese noch tiefer und reifer geworden. Er war ihr wichtig, doch er verstand die Natur ihrer Liebe zu ihm weiterhin falsch.
    Â»Danke, Bill, sehr nett. Aber Dean und ich haben noch keinen endgültigen Termin festgelegt.«
    Trotz ihres Bemühens, sich ihre Verärgerung nicht anmerken zu lassen, mußte Webster es gespürt haben. Verlegen räusperte er sich und sagte: »Nun, da warten bestimmt eine Menge Leute darauf, mit Ihnen zu reden, Cat. Also sage ich für heute auf Wiedersehen.«
    Sie gab ihm die Hand. »War mir ein Vergnügen, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder.«

    Er erwiderte ihren Händedruck. »Worauf Sie sich verlassen können.« Und genau das tat sie.

Kapitel 8
    10. Oktober 1991
    Â 
    Der neue Tag war erst wenige Minuten alt, als sie fanden, daß sie genug von den Videospielen hatten.
    Nach der Dunkelheit der Spielhalle, in der sich die einzelnen Gesichter kaum voneinander unterscheiden ließen, wirkte das gleißende Licht des menschenleeren Einkaufszentrums unnatürlich grell. Sie lachten, weil sich ihre Augen erst daran gewöhnen mußten.
    Die Geschäfte, Cafes und Imbisse des Einkaufszentrums waren schon seit Stunden geschlossen. Ihre Stimmen hallten in der leeren Halle wider, aber es war eine Erholung, sich unterhalten zu können, ohne sich über das Getöse in der Automatenspielhalle hinweg anschreien zu müssen.
    Â»Und du bist sicher, daß das in Ordnung geht?«
    Jerry Ward warf seinem neuen Bekannten diesen hochnäsigen, selbstsicheren Blick eines sorglosen, gut erzogenen Sechzehnjährigen zu. »Meine Alten schlafen schon. Die bleiben nicht mehr wegen mir auf.«
    Â»Ich weiß nicht. Sieht doch bestimmt komisch aus, daß du mich einfach so zu dir nach Hause einlädst. Ich meine, wo wir uns doch gar nicht kennen.«
    Â»Gibt’s ’ne bessere Art, sich kennenzulernen?« Jerry sah, daß er noch immer Überzeugungsarbeit leisten mußte. »Schau, du bist gerade vor die Tür gesetzt worden und brauchst einen Job, richtig? Mein Dad hat eine Firma. Er stellt ständig neue Leute ein.

    Und heute nacht brauchst du einen Platz zum Pennen. Ich erspare dir ein teures Hotel, wenn du bei uns übernachtest. Wir haben ein Gästezimmer. Wenn du dir Gedanken machst, was meine Eltern darüber denken, dann wecke ich dich vor ihnen auf, lasse dich morgen früh raus und mache dich später mit ihnen bekannt. Sie müssen gar nicht mitkriegen, daß du bei uns geschlafen hast. Also, entspann dich.« Er lachte und breitete die Arme weit aus. »Okay? Alles klar?«
    Jerrys liebenswerte Art war ansteckend und wurde mit einem unsicheren Lächeln beantwortet. »Alles klar.«
    Â»Astrein. Oh, wow! Guck dir mal die Blades an!« Jerry lief zur Auslage eines Sportgeschäftes. Im Schaufenster waren Inline-Skates samt Sicherheitsutensilien ausgestellt. »Guck dir mal die an, die mit den grünen Rädern. Die sind stark. Die wünsch ich mir zu Weihnachten. Und den Helm auch. Das komplette Outfit.«
    Â»Ich bin noch nie mit solchen Dingern gelaufen. Sieht gefährlich aus.«
    Â»Sagt meine Mom auch dauernd, aber ich denke, bis Weihnachten hat sie sich eingekriegt. Sie ist so froh, daß ich endlich wieder normale Sachen machen kann, daß sie echt ein weiches Herz hat.« Jerry schaute mit einem letzten sehnsüchtigen Blick ins Schaufenster, ehe er weiterging.
    Â»Was meinst du mit ›normalen Sachen‹?«
    Â»Was? Ach, nichts.«
    Â»â€™tschuldige. Wollte meine Nase nicht in Privatangelegenheiten stecken.«
    Jerry hatte es nicht böse gemeint. Aber er war so viele Jahre lang schwächlich gewesen, daß er die Erinnerung an seine Gebrechlichkeit haßte.
    Â»Es ist nur... schau, ich war sehr krank als Kind. Ich meine, echt krank. Seit ich fünf war bis letztes Jahr. Morgen ist es genau ein Jahr

Weitere Kostenlose Bücher