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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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selbstverständlich durchaus ein.
    Blayne nahm das Tablett und trug es zum Tisch hinüber.
    »Nun, meine Liebe«, begann Kerry-Ann, aber Blayne schnitt ihr das Wort ab.
    »Ich helfe Ihnen unter einer Bedingung.«
    Die gerissene Bärin blickte zu Marci hinüber, als wolle sie sagen: »Hab’s dir doch gesagt.«
    »Und welche Bedingung wäre das, meine Liebe?«
    »Ihr hört auf, Bo ›Fleck‹ zu nennen.«
    Dies schien nicht die Antwort zu sein, die die Bärin erwartet hatte, und sie versuchte sofort, sich und den Rest der Stadt zu verteidigen. »Aber das ist doch nur ein Spitzname. Wir haben schließlich alle einen, und …«
    »Er mag ihn nicht. Und ich finde ihn ziemlich gemein. Ich hasse Gemeinheiten, und deshalb helfe ich gemeinen Leuten nicht. Weil gemeine Leute mich traurig machen.« Sie stellte das Tablett auf den Tisch. »Und Sie wollen mich doch sicher nicht traurig machen, oder?«
    Die Bärin sank auf ihrem Stuhl zurück. »Du bist ’ne echte Heulsuse, was, Blayne Thorpe?«
    »Ich bevorzuge den Ausdruck ›sensibel‹.«
    »Du hast ja ewig im Bad gebraucht«, beschwerte sich Grigori, als sie in die Stadt schlenderten. »Du bist so schlimm wie ’ne Frau.«
    »Laut meiner Freundin Blayne«, knurrte Bo, »muss ich die Spülung fünfzehn Minuten einwirken lassen.«
    »Spülung?«
    »Ja. Laut meiner Freundin Blayne …«
    »Wie alt bist du? Zwölf?«
    »… brauche ich eine bessere Spülung als dieses Zwei-in-Eins-Zeug, das du benutzt. Ich brauche etwas rein Natürliches ohne Silikone, das meine Mähne wunderbar zum Glänzen bringt.«
    »Du kannst unmöglich der Sohn meines Bruders sein. Völlig unmöglich.«
    »Sie hat außerdem gesagt – und mit ›sie‹ meine ich meine Freundin Blayne –, dass ich mir im Gegensatz zu dir keine Sorgen um meinen schwindenden Haaransatz machen muss, wenn ich mir ein bisschen mehr Mühe mit meinem Haar gebe.«
    Bo wich dem Schwinger des kräftigen Arms mit Leichtigkeit aus und grinste. »Auf deine alten Tage bist du auch nicht mehr der Schnellste.«
    »Und du entwickelst dich zu einem echten Klugscheißer.«
    Als sie die Stadt erreichten, steuerten sie direkt auf das Büro des Polizeichefs in der Main Street zu. Sämtliche Passanten, die ihnen unterwegs begegneten, begrüßten sie mit: »Morgen, Grigori, Morgen, Bold.«
    Nach dem fünften Mal blieb Bo stehen, und sein Onkel drehte sich zu ihm um.
    »Was?«
    »Wieso nennen mich alle Bold?«
    »Weil das dein Name ist, du Idiot. Oder hast du den auch schon vergessen, weil du zu viele Pucks an den Kopf gekriegt hast?«
    »Ich vergesse nie etwas, und deshalb weiß ich auch, dass hier irgendwas nicht stimmt. Niemand in dieser Stadt nennt mich Bold, außer Dr.   Luntz und dir.«
    »Kannst du nicht wenigstens versuchen, sie Marci zu nennen? Sie nimmt es richtig persönlich, dass du das nicht tust.«
    Bo kniff die Augen zusammen. »Seit wann interessiert es dich, wie Dr.   Luntz irgendetwas aufnimmt?«
    »Das geht dich einen gottverdammten Kehricht an, Junge.«
    »Seit wann?«
    »Warum streiten wir uns überhaupt über so was?«, bellte Grigori.
    »Keine Ahnung!«, bellte Bo zurück.
    Grummelnd stürmte sein Onkel davon, und Bo folgte ihm. Auf dem ganzen Weg bis zum Büro des Chiefs überschlugen sich die Leute förmlich, um Bo zu begrüßen, und einige erkundigten sich sogar nach Blayne. Er fand es nicht nur merkwürdig, es beunruhigte ihn auch. Als sie Adams’ Büro erreichten, war Bo äußerst angespannt und nervös. Ohne darüber nachzudenken, begann er, den furchtbar unorganisierten Schreibtisch des Chiefs aufzuräumen. Er ignorierte die anderen Polizisten und seinen Onkel, die ihn aufmerksam beäugten.
    »Tut mir leid«, sagte Adams, als er aus dem Hinterzimmer kam. »Ich habe gerade mit unseren Leuten in New … Was tut der Junge da?«
    »Ignorier in einfach«, erwiderte Grigori.
    »Ja, aber …«
    »Ignorier ihn, sonst sind wir den ganzen verdammten Tag hier.«
    Bo hielt eine beinahe leere Pepsi-Dose hoch, die schon warm war und vermutlich bereits seit Tagen dort gestanden hatte. »Bewahren Sie die aus einem bestimmten Grund auf?«
    »Nein, aber …«
    Er warf die Dose in den Müll und räumte weiter auf, während Adams zu sprechen begann. Offensichtlich hatte der Chief sich damit abgefunden, dass er zwei Alternativen hatte: Er konnte Bo aufräumen lassen – oder sich mit einem nervösen Hybriden mit riesigen Reißzähnen auseinandersetzen.
    »Ich hab von unseren Leuten in New York gehört. Diese Van-Holtz-Typen

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