Scharfe Pranken
zurück.
Gegen ihren Willen musste sie erneut lachen, als sie die beiden rufen hörte: »Nur, wenn sie dich erwischen!«
Dee war nicht bewusst gewesen, wie grandios das Fuchs-Netzwerk tatsächlich war, bis sie vor dem Hauptquartier der Brooklyn-Bären stand. Im Gegensatz zum Bürogebäude der Gruppe belegten die Bären ein vierstöckiges Sandsteingebäude auf einem hübschen Grundstück, das von außen wie das Zuhause einer netten Familie in einem ruhigen Vorort von Brooklyn aussah. Als sie sich dem Haus jedoch näherte, hatte Dee sofort das Sicherheitssystem mit mehreren Kameras entdeckt, die rund um das Grundstück angebracht waren – und als sie ihren Blick zu den Bäumen hatte schweifen lassen, hatte sie auch die Bären erkannt, die darinsaßen und Wache hielten.
An den äußeren Sicherheitsvorkehrungen der Bären vorbeizukommen, stellte für Dee keine allzu große Herausforderung dar. Sie schlich schon seit Jahren heimlich zwischen den Bären von Collintown umher, genau wie ihr Vater es ihr beigebracht hatte. Diese Fähigkeiten waren besonders nützlich, wenn man mit dem Sohn des Sheriffs von Collintown ausging – was ihr Vater getan hätte, wenn er jemals davon erfahren hätte, konnte sich Dee sehr deutlich ausmalen.
Also nein, es war kein Problem für Dee gewesen, an diesen Kameras und den Bären in den Bäumen vorbeizukommen. Und es ins Erdgeschoss zu schaffen? Auch kein Problem. Aber in die Etage zu gelangen, wo sie die Leichen aufbewahrten, die sie, wie Dee von den Füchsen erfahren hatte, noch immer nicht entsorgt hatten …? Das war eine echte Herausforderung.
Als Erstes zog Dee sich splitternackt aus und legte ihre Kleider an einer Stelle ab, an der sie sie leicht wiederfinden würde, falls sie überstürzt fliehen musste. Dann löste sie das Metallgitter, das vor dem Lüftungsschacht angebracht war. Sie legte das Gitter auf den Boden, machte einen Schritt zurück, verwandelte sich in ihre Wolfsgestalt und sprang in durch die Öffnung. Sie blieb geduckt, während sie den Schacht hinabkroch, und versuchte angestrengt, nicht mit ihren Krallen auf dem Metall zu kratzen. Bären hatten ein unglaubliches Gehör. Natürlich hatten sie auch einen verdammt guten Geruchssinn, deshalb musste Dee es rein, wieder raus und nach Hause schaffen, bevor sie bemerkten, dass sich ein Wolf unter ihnen tummelte.
Als sie die unterste Ebene – etwa vierzehn Stockwerke unter dem Haus – erreichte, drückte sie ihre Schnauze gegen das Gitter, schnüffelte und ließ sich vorsichtig in den Raum gleiten. Sie landete auf dem Boden und verwandelte sich wieder in ihre menschliche Gestalt.
In dem Zimmer war es verdammt kalt, vermutlich damit die Leichen nicht verwesten. Dee öffnete den Reißverschluss des ersten Leichensacks. Ein Mann, menschlich, etwa Mitte vierzig. Tatsächlich … Dee neigte den Kopf zur Seite: Sie kannte diesen Typen. Ein Ex- SEAL und ein echter Mistkerl. Sie beugte sich nach unten. Seine Haut war verbrannt und seine Knochen waren gebrochen, aber Dee erkannte sofort, was ihn umgebracht hatte: Der Schnitt an seiner Kehle hatte die Arterien an beiden Seiten seines Halses durchtrennt. Sie ging zum nächsten Tisch und öffnete den Leichensack. Auch diesem Opfer war die Kehle aufgeschlitzt worden, aber nicht wie bei dem Ex- SEAL . Stattdessen wies es einzelne Schnittwunden an den Halsschlagadern auf. Dee machte einen Schritt zur Seite und erkannte dieselben Schnitte an den Oberarmen und den Innenseiten der Oberschenkel. Sehr präzise, perfekt gesetzte Schnittwunden. Ausgeführt von einem Profi.
Dee dachte an den Eishockeyspieler, Novikov. Sie hatte einige Nachforschungen angestellt. Nach dem Tod seiner Eltern war er von seinem Onkel aufgezogen worden, einem Marine und ehemaligen Mitglied der Einheit. Dee hatte ihn selbst zwar nie persönlich getroffen, aber Grigori Novikov hatte andere Teammitglieder trainiert, die sie kannte. Anscheinend war er ziemlich gut, und es wäre ihm ein Leichtes gewesen, seinem Neffen ein paar Dinge beizubringen.
Blayne Thorpe war also einmal mehr auf den Füßen gelandet, wie üblich. Sie war zusammen mit dem einzigen Kerl entführt worden, der zwar nicht dem Militär angehörte, sie aber trotzdem beschützen konnte. Dee fragte sich, wie es sich wohl anfühlte, so viel Glück zu haben.
Sie machte sich nicht die Mühe, auch die anderen Leichen zu inspizieren, sondern ging stattdessen zu dem Computer hinüber, der in einer Ecke des Raumes stand. Als sie auf die Tastatur
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