Scharfe Pranken
diesem Hybriden?«, wollte die Wölfin wissen.
Da Sami wusste, dass es die Wölfin erst richtig scharf machen würde, wenn sie ihre Panik zeigte, antwortete sie wahrheitsgemäß: »Er ist unser Eisbär.«
Sie runzelte ein wenig die Stirn über Samis Antwort, schüttelte jedoch nur den Kopf. »Wie auch immer. Ich brauche Informationen. Über die Brooklyn-Bären. Dachte, ich würde hier vielleicht welche finden.«
»Bo weiß nichts über die Brooklyn-Bären.«
»Sie hassen ihn«, fügte Sander hinzu.
»Weil er ein Hybride ist?«
»Nein, weil er ein Jahr für die Jersey Stompers gespielt hat.«
»Ja. Er hat damals diesen Bären aus Brooklyn, der für die Long Island Devourers gespielt hat, förmlich ins Eis gestampft . Sie meinten, Bo hätte ihm jeden einzelnen seiner Wirbel gebrochen. Es hat Jahre gedauert, bis er wieder spielen konnte – und er war nie wieder derselbe.«
»Er hätte Bo eben seinen Puck nicht wegnehmen sollen«, bemerkte Sami, wie sie es in den fünf Jahren, seit es passiert war, immer wieder bemerkt hatte.
Die Wölfin atmete langsam aus. »Ich hatte wirklich gehofft, hier etwas zu finden, das mir helfen könnte.«
Sami, die niemals so vertrauensselig war wie Sander, fragte: »Warum?«
»Weil ich einer sehr nervtötenden kleinen Wolfshündin helfen muss, darum.«
Sami wusste genau, von wem sie sprach, und fragte sich, was sie wohl verpasst hatten, seit sie die Stadt verlassen hatten. Sie ließ sich auf den Ledersessel fallen, der gegenüber dem Schreibtisch stand, den die Wölfin durchwühlt hatte. »Wieso sagst du mir nicht, was hier los ist, und ich werde mal sehen, was für Informationen ich dir beschaffen kann?«
»Du könntest mir Informationen beschaffen?«
»In dieser Stadt gibt’s eine Menge Füchse, und wir halten uns immer gegenseitig über die Dinger auf dem Laufenden, die gerade gedreht werden. Über die besten Hehler, falls einer von uns mal schnell an Geld kommen muss, wann und wo die nächste Lieferung hochwertiger Diamanten eintrifft, solche Sachen eben. Wir sind alle richtig gut miteinander befreundet – solange wir nicht versuchen, einem anderen den Eisbär wegzuschnappen.«
»Ja«, stimmte Sander zu und ließ sich auf den anderen Sessel fallen. »Denn das wäre einfach nicht richtig.«
Blayne joggte eine Seitenstraße in der Stadt entlang, als sich plötzlich eine Tür öffnete und sie mit dem Kopf dagegenknallte.
Sie taumelte rückwärts, hielt sich mit beiden Händen die Stirn und hörte: »Oh! Oh! Du armes Ding! Blayne, geht’s dir gut?«
»Ja, Dr. Luntz.« Sie lächelte und versuchte, nicht zu zittern. »Ich hab einen echten Dickschädel.«
»Lass mich mal sehen.« Die freundliche Bärin untersuchte Blaynes Kopf ausführlich. »Ich glaube, da bleibt nicht mal eine Delle.« Sie tätschelte Blaynes Wange. »Du wirkst so … fröhlich.«
Blayne hob eine Augenbraue. »Sie aber auch.«
Die Augen der Ärztin weiteten sich, und Blayne flüsterte: »Ich werde kein Wort über Sie beide verlieren.« Dann zeigte sie der Bärin zwei erhobene Daumen. Dr. Luntz lief in einem wunderhübschen, tiefen Rotton an und schaute an Blayne vorbei.
»Du wirst von einer kleinen Armee verfolgt, Liebes.«
»Ja, ich weiß.« Blayne schaute über ihre Schulter auf das kleine Rudel Hunde, das sie verfolgte, seit sie mit dem Pitbull-Mischling Grigoris Haus verlassen hatte. »Wissen Sie vielleicht, wo die herkommen, Dr. Luntz?«
»Marci, Liebes, nenn mich Marci.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir nicht sicher, wo sie herkommen. Sie sind einfach aufgetaucht. Sie lassen uns in Ruhe, also lassen wir sie auch in Ruhe. Aber die Füchse geraten hin und wieder mit ihnen aneinander.« Sie legte ihre Stirn in Falten. »Ich bezweifle allerdings, dass die ihnen viel anhaben können.«
Konnten sie nicht. Kojoten-Wandler vielleicht, aber Füchse nicht. Bei Füchsen drehte sich alles ums Klauen, da blieb wenig Zeit für Schlägereien mit dahergelaufenen Hunden.
Aber woher kamen diese Hunde? Offensichtlich handelte es sich bei ihnen um entlaufene Kampfhunde, genau wie bei Blaynes Pitbull-Mischling. Viele von ihnen waren von oben bis unten mit Narben übersät, einigen fehlte ein oder sogar beide Ohren oder sie hatten Verletzungen an den Beinen. Es brach Blayne das Herz, sie anzusehen, und sie wusste, dass es nicht das Menschliche in ihr war, auf das sie ansprachen: Sie erkannten ihresgleichen. Jeder von ihnen war aus einer Kreuzung von Hund und Wolf entstanden. Rottweiler,
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