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Scharfe Pranken

Scharfe Pranken

Titel: Scharfe Pranken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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letzten Dachsangriff reagiert hast, nach dem Bold mich angerufen hat.«
    »Ich verstehe nicht. Ein Mikrochip?«
    »Du weißt schon«, sagte die Bärin und wandte sich wieder der Tür zu. »Ein Chip, wie man ihn seinem Hund oder seiner Katze einpflanzt. Ich hab ihn zur Untersuchung ins Labor geschickt, und der hier sendet ein Peilsignal aus. Der Labortechniker meinte, man könne dich damit aus fast fünfhundert Kilometer Entfernung ausfindig machen. Ich bin in ein paar Minuten wieder da«, versprach sie, bevor sie hinausging und eine verwirrte Blayne zurückließ, die nur stumm auf den Chip in ihrer Hand starrte.
    Niemals. Nie und nimmer.
    Das würden sie nicht tun, oder doch? Sie würden Blayne nicht wirklich einen … Mikrochip einpflanzen, oder?
    Aber als Bo sah, wie sie ein paar Schritte zurückging, um sich aufs Bett zu setzen, es jedoch komplett verfehlte und mit dem Hintern auf dem Boden landete, wusste er, dass Blayne genau das dachte.
    Er ging vor ihr auf die Knie und legte eine Hand auf ihre Schulter.
    »Ric … hat mir einen Mikrochip einpflanzen lassen? Wie einem Haustier?«
    Der eifersüchtige, verschlagene Teil von ihm – den er gern als seine Löwenseite bezeichnete – hätte am liebsten geschrien: »Ja! Dieser Mistkerl hat dir einen Mikrochip verpasst, und du solltest ihn nie wiedersehen! Ich könnte ihn aber auch für dich umbringen! Bitte, lass mich ihn für dich umbringen!« Doch der Ausdruck auf ihrem Gesicht schnitt tiefer in Bos Herz, als seine Krallen Fabis Gesicht aufgeschlitzt hatten, daher erwiderte seine nettere Bärenseite: »Das bezweifle ich. Und wenn doch, dann bin ich mir sicher, dass er einen guten Grund dafür hatte.« Als er diesen Nachsatz aussprach, musste Bo beinahe würgen, aber er brachte ihn dennoch über die Lippen. Trotzdem genoss er den Ausdruck auf Blaynes Gesicht, als sie den Kopf hob: Sie kniff die Augenbrauen zusammen, zog eine Seite ihrer Oberlippe hoch und glotzte ihn an, als habe er den Verstand verloren.
    »Grigori ist hier«, verkündete Dr.   Luntz, als sie zurück ins Zimmer kam. Sie hatte ihren Laborkittel abgelegt und trug ein Sweatshirt der Boston Bruins in Kombination mit einer Boston-Bruins-Strickmütze. »Wir sollten uns besser auf den Weg machen. Ein Sturm zieht auf.«
    Bo nickte und wandte sich wieder Blayne zu. »Bist du bereit?«
    Sie stieß den Atem aus und erhob sich. »Ich bin bereit.«
    Er stellte fest, dass es die Kälte, die von ihr ausging, mit jedem Atlantiksturm aufnehmen konnte, den diese Stadt in den vergangenen hundert Jahren erlebt hatte.
    Ric tigerte rastlos vor Niles Van Holtz auf und ab, bis Van seinen Cousin schließlich am Arm packte und festhielt. Ihn persönlich störte das nervöse Auf- und Abgehen nicht, aber offensichtlich störte es die über zwanzig Bären, die um sie herumstanden und nur darauf warteten, dass sie sich wieder aus dem Staub machten. Sie hatten zwar Rics Freund Lock als Begleitung mitgenommen, aber die Bären schienen sich kein bisschen für die Grizzly-Eskorte der Van Holtzs zu interessieren. Diese Bären mochten keine Wölfe, und am allerwenigsten mochten sie die Van Holtzs. Daher wünschten sich auch nichts sehnlicher, als die beiden wieder von hinten zu sehen.
    Sie warteten vor dem Büro des Polizeichefs. Die Bären hatten es ihnen noch nicht einmal gestattet, sich in ein warmes Zimmer zu setzen, während sie auf Blaynes Ankunft warteten. Schön. Van hatte für diesen ganzen überspannten Unsinn der Bären nur ein höhnisches Grinsen übrig. Seine Frau hatte ihn immer gefragt, warum er die Augen verdrehte, sobald jemand Bären auch nur erwähnte, und er hatte ihr stets geantwortet: »Weil sie längst nicht so bedeutend sind, wie sie glauben.«
    »Ric«, sagte Lock, und Van und Ric drehten sich um und beobachteten den großen Geländewagen, der um die Ecke bog und ein paar Meter entfernt stehen blieb. Ein Eisbär und eine Schwarzbärin stiegen aus dem Fahrzeug, gefolgt vom Marodeur – ein Spieler, der Van mit seiner unerreichten Rücksichtslosigkeit auf dem Eis und seiner unerschütterlichen Unnahbarkeit außerhalb der Eisfläche schon immer beeindruckt hatte. Und allem Anschein nach hatte sich daran nicht das Geringste geändert: Novikov richtete seinen typischen finsteren Blick auf Ric, wobei auf seinem Gesicht ein Ausdruck lag, der an Mordlust grenzte und den Van unter diesen Umständen ein wenig beunruhigend fand.
    Nachdem sie alle aus dem Wagen gestiegen waren, folgte die kleine Wolfshündin. Sie

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