Scharfe Pranken
Wagen zurückzusetzen und zu fliehen. Dabei hatte er noch nicht einmal mitbekommen, dass sie da waren. Er war so mit Blayne beschäftigt gewesen …
Er konnte sich deswegen jetzt keine Gedanken machen. Darüber, wie unaufmerksam er gewesen war. Wie dumm. Nicht, wenn er sie wieder zurückhaben wollte.
Er fasste hinter sich, bekam die Projektile zu fassen, die in seinem Rücken steckten, und riss sie ab.
»Mann«, stammelte der jüngere Vollmensch und stolperte rückwärts, wobei ihm die Elektroschockpistole aus der Hand fiel. Der Ältere griff nach der Waffe, die an seiner Seite in einem Holster steckte. Bo hatte keine Zeit, gegen die beiden zu kämpfen, und riss die Hintertür seines Wagens aus den Angeln.
Der ältere Mann hob seine Waffe und drückte ab. Die Kugel schlug in Bos Schulter ein, aber alles, was sie ausrichten konnte, war, ihn noch wütender zu machen.
Eine mächtige, unkontrollierbare Wut pulsierte in ihm, und er schleuderte die Tür von sich. Sie traf den Mann mit der Waffe und trennte einen Teil seines Kopfes ab. Der Jüngere schrie auf und rannte davon. Er unternahm noch nicht einmal den Versuch, in seinen Lieferwagen zu steigen und wegzufahren. Er rannte und rannte, ohne sich ein einziges Mal umzusehen.
Bos einziger Gedanke war Blayne. Er drehte sich um und stürzte dem anderen Lieferwagen hinterher. Da er die Rücklichter nicht mehr sehen konnte, ging er das Risiko ein, durch den Park abzukürzen, um den die Straße herumführte, und betete, dass er es rechtzeitig schaffen würde; betete, dass sie es noch nicht auf die Schnellstraße geschafft hatten. Seinen Wagen hatte er zurückgelassen, weil dieser ihn in seinen Möglichkeiten nur einschränkte. Und er weil er auch so schnell genug war, um mit den meisten Autos oder Lieferwagen mitzuhalten.
Während er Bäumen auswich und über Bänke sprang, nahm Bo in der Ferne vor sich Rücklichter wahr, die sich schnell bewegten. Knurrend legte er an Tempo zu, während er an Blayne dachte, die sich allein in diesem Lieferwagen befand.
Sie hatten sie. Sie hatten Blayne.
Ihre Entführer plauderten entspannt miteinander. Sie hatten so etwas schon öfter gemacht. So oft, dass sie sich angeregt über Basketballtickets und ihre Pläne für das kommende Wochenende unterhielten. Und während sie miteinander plauderten, entwichen die Drogen, die sie Blayne verabreicht hatten, um sie außer Gefecht zu setzen, allmählich wie Schweiß aus ihrem Körper. Ihr war kalt, und nicht einmal ihr dicker Pullover hielt sie noch warm, da sich der Stoff mit ihrem Schweiß vollsaugte. Ihre Zähne klapperten, aber sie presste ihre Kiefer aufeinander und harrte aus.
Jemand beugte sich zu ihr. Ein Vollmensch. Sie waren alle Vollmenschen.
»Mann, sie schwitzt wie ein Schwein.«
»Bei dieser Kälte?«, fragte eine Frau.
»Kettet sie fest«, befahl eine barsche Stimme aus dem vorderen Teil des Lieferwagens.
»Aber, Sir …«
»Tut es.«
Der Mann seufzte, und Blayne spürte, wie Hände ihre Handgelenke packten. Spürte die kalte Berührung von Metall auf ihrer Haut. Sie atmete tief ein und wappnete sich für das, was sie als Nächstes tun musste. In diesem Moment bebte der Lieferwagen.
»Mein Gott!«
»Was zur Hölle …?«
Blayne hörte ein Brüllen über sich und musste beinahe lächeln.
Bo.
Er war gekommen, um sie zu retten.
»Wir hätten ihn töten sollen«, winselte die Frauenstimme.
»Er ist auf dem Dach«, sagte jemand anders. Seine Stimme wurde von dem Geräusch von Metall, das von Krallen aufgerissen wurde, beinahe übertönt.
»Tötet ihn«, befahl die barsche Stimme. »Tötet ihn. Sofort.«
Blayne öffnete die Augen und blickte sich hastig um. Neben ihr saß ein junger Mann, dessen Aufmerksamkeit auf die Decke des Lieferwagens gerichtet war. Sie betrachtete ihn von oben bis unten und sah das Messer, das er an sein Bein geschnallt trug. Eine Armeewaffe.
»Und sperrt sie ein!«, schnauzte die barsche Stimme. Der junge Mann wandte seinen Blick von der Decke ab und richtete ihn wieder auf Blayne.
Sie lächelte ihn an. Er blinzelte verblüfft und versuchte hastig, ihre Handgelenke zu packen. Sie riss sie weg und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Sein Kopf wurde zur Seite geschleudert, und Blayne griff nach unten und schnappte sich sein Messer.
Während sie es aus dem Holster zog, dachte sie daran, was ihr Vater ihr stets eingebläut hatte: »Tu etwas, Blayne. Auch wenn es falsch ist, tu irgendetwas .«
Und genau das tat sie.
Bo kratzte mit
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