Scharfe Pranken
Blayne.«
»Wirklich? Aber sie sind so nett.«
»Das sind Heranwachsende. Und ich glaube, sie starren nur auf deine Brüste.«
»Oh. Also kein Sibirien?«
»Nein.«
»Was für eine Enttäuschung.«
»Tut mir leid.«
»Das muss es nicht. So hab ich immer noch etwas, wovon ich träumen kann.«
Er presste seine Lippen auf ihre Wange, und Blayne hob ihre Hand und streichelte sein Kinn. »Das war vielleicht ein Kuss, Novikov.«
Er lachte und umarmte sie noch fester. »Geht’s dir gut?«
»Ich atme noch. In meiner Welt ist das gut genug.« Sie sah auf seinen Arm hinunter und schnappte nach Luft. »Oh Gott, Bo. Dein Arm.«
»Ist schon okay.«
»Es ist nicht okay. Er ist eingegipst.« Sie löste sich von ihm, um ihn anzusehen. Ihr Blick fiel auf seine Schulter, und Bo erkannte Tränen in ihren Augen. »Deine Schulter.«
Da er keine Ahnung hatte, was sie meinte, senkte er seinen Blick. Erst jetzt bemerkte er den Verband, und nun, da er ihn wahrgenommen hatte, spürte er auch den Schmerz. Richtig. Er war angeschossen worden. Er erinnerte sich wieder.
»Ist schon okay.«
Sie schüttelte den Kopf, und Tränen strömten über ihr Gesicht. »Ich habe deine Karriere zerstört. Ich habe dich zerstört.«
Wow. Wenn sie sich in etwas hineinsteigerte, dann aber richtig.
»Blayne, du hast überhaupt nichts falsch gemacht.«
»Es tut mir so leid. Es tut mir so leid, dass ich dir das angetan habe.« Sie drückte sich fest an ihn und schluchzte gegen seine nackte Brust. »Gott, was habe ich nur getan?«
Nicht sicher, wie er mit der Situation umgehen sollte, tat Bo, was er schon vor zehn Jahren getan hatte, wenn er verstört gewesen war. »Dr. Luntz?«
Die Bärin tauchte mit besorgtem Gesichtsausdruck in der Tür auf. »Was ist, Bold?« Er deutete auf die Wolfshündin in seinen Armen.
»Was um alles in der Welt …?« Sie stürmte herbei und legte ihre Hand auf Blaynes Stirn. »Was ist hier los?«
»Äh … Sie glaubt, sie hätte meine Karriere und mein Leben zerstört. Anscheinend ist das alles ihre Schuld.«
»Oh, also, ehrlich. Ihr Novikov-Männer.« Sie nahm Blayne an den Schultern und führte sie von Bo weg. »Komm, Kleines.« Sie brachte sie wieder ins Bett. »Du musst dich beruhigen. Und du musst aufhören zu weinen. Du weißt, dass wir dir nichts geben können, das dir das abnehmen würde.«
Grigori erschien in der Tür. Sein Anblick überraschte Bo. Nicht, weil er so viel anders ausgesehen hätte – das tat er nicht. Er war zwar ein wenig älter, und sein weißes Haar war eindeutig etwas grauer, aber daran lag es nicht. Es war die schlichte Tatsache, ihn überhaupt wiederzusehen, nach all den Jahren. Und zu sehen, dass er so … besorgt wirkte.
»Was ist denn los?«, wollte er wissen und richtete seinen Blick auf Bo.
»Du beruhigst dich auch erst mal wieder«, knurrte Dr. Luntz Grigori an. »Es gibt nichts, was wir nicht in den Griff bekommen würden. Stimmt’s, Kleines?«, fragte sie Blayne in dem Versuch, sie abzulenken.
»Ich hab sein Leben zerstört«, sagte Blayne zwischen zwei Schluchzern. »Es ist meine Schuld.«
»Du hast überhaupt nichts zerstört. Er wird wieder gesund. Ihr beide.«
»Er wird nie wieder derselbe sein. Er wird immer angeschlagen sein. Lädiert. Nutzlos.«
Schockiert sah Bo zu seinem Onkel hinüber, der in Gelächter ausbrach, woraufhin Blayne herausplatzte: »Das ist nicht lustig!«
»Natürlich ist das nicht lustig«, bekräftigte Dr. Luntz, massierte Blaynes Schultern und gab sich alle Mühe, nicht ebenfalls loszuprusten. »Ignorier ihn einfach, Kleines. Er ist ein Idiot. Wir alle haben das inzwischen akzeptiert.« Dr. Luntz zwinkerte Bo zu, bevor sie sich neben Blayne setzte.
»Gut, ich möchte, dass du mir jetzt zuhörst …«
Dr. Luntz sah Bo an, und er vervollständigte: »Blayne Thorpe.«
»… Blayne Thorpe. Ich hasse es nämlich, mich wiederholen zu müssen. Bold Novikov wird wieder gesund. Wir haben hier in Ursus County, Maine, verdammt noch mal die besten Ärzte an der ganzen Ostküste. Besser, als der Junge es verdient hat, und das ist eine Tatsache. Sie haben ihn wieder perfekt zusammengeflickt und dafür gesorgt, dass er schneller wieder auf dem Eis sein wird, als er bis zehn zählen kann. Das Einzige, was seine Karriere zerstören wird, ist, dass sich das Alter nicht aufhalten lässt – und die Tatsache, dass er wissentlich anderen wehtut.«
»Nur, wenn sie mir im Weg sind«, warf er ein.
»Siehst du? Selbst jetzt ist er noch so
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