Scharfe Sachen für die Diva
allemal
vergessen sein lassen. Friar habe ich vorhin auch aufgesucht. Er will, daß ich
meinen Auftrag zurückgebe und droht mir widrigenfalls große Unannehmlichkeiten
an .«
»Das kann unmöglich alles
sein«, meinte Tracy nachdenklich. »Es klingt viel zu trivial. Jedem einzelnen
auf der Yacht muß doch klar gewesen sein, daß Sam gar nicht in der Lage gewesen
wäre, ihre Drohung zu verwirklichen .«
»Ihre eigene Position war viel
zu gefährdet«, meinte ich. »Und Don Blake hätte es schon deswegen niemals
zugelassen, nicht wahr ?«
Sie nickte.
»Okay«, sagte ich. »Dann lügen
sie also. Oder vielleicht lügt Sam ?«
Tracys Miene erstarrte. »Was
haben Sie gesagt ?«
»Nicht vorsätzlich«,
besänftigte ich sie. »Vielleicht ist es so gewesen, wie Karen Morgan erzählt
hat. Sam befand sich seinerzeit in keiner guten Verfassung. Beruhigungs- und
Aufputschmittel, Alkohol und Drogen. Der Schock, plötzlich blind zu sein und
die Zeit im Krankenhaus anschließend. Womöglich hat sich ihr Gedächtnis
verwirrt, und sie bildet sich nun diese gewaltige Enthüllung ein, die sie
damals gemacht zu haben meint .«
»Warum sollte ihr dann jemand
Säure ins Gesicht geschüttet haben ?«
»Aus irgend einem ganz anderen
Grund«, entgegnete ich. »Das wäre doch möglich. Ich sage nicht, es ist sogar
wahrscheinlich, aber möglich immerhin .«
»Und das hieße ?«
»Daß ich bis jetzt auf dem ganz
falschen Dampfer gewesen bin und vielleicht mein Glück woanders versuchen
sollte .«
»Wo etwa?«
»In Montana«, erwiderte ich.
»In Don Blakes kleinem Häuschen.«
»Wozu denn das?«
»Ich weiß nicht«, erklärte ich
aufrichtig. »Ich möchte mich dort einfach einmal umsehen, das ist alles .«
»Sie sind verrückt .«
»Nein, das ist er nicht .«
Wir wandten beide ruckartig die
Köpfe und sahen Samantha Dane auf der Schwelle zu einem der Schlafzimmer
stehen. Sie hatte daran gedacht, ihre große Sonnenbrille aufzusetzen, aber
sonst trug sie nichts am Leib. Ihre kurzen Haare waren zersaust und sahen beinahe
jungenhaft aus, ebenso wie ihre Figur. Es war fast unglaublich, Samantha Dane
nackt mit einem knabenhaft wirkenden Körper. Kleinen Brüsten, deren Warzen sich
an der kühlen Luft zusammengezogen hatten, schmaler Taille und einem flachen
Bauch.
»Ich habe zugehört«, bekannte
sie. »Ich war neugierig, als du aufgestanden bist, um die Tür zu öffnen, Tracy.
Als ich merkte, daß es Rick war, wurde ich ein bißchen eifersüchtig. Ich
dachte, also deshalb wollte sie mir heute abend unbedingt die Beruhigungspillen aufschwatzen. Zufällig habe ich sie nicht
genommen, sondern die Toilette hinuntergespült und nur ein Glas Wasser
getrunken. Ich muß mich deswegen bei dir entschuldigen, Schätzchen !«
»Sam«, sagte Tracy steif.
»Weißt du, daß du überhaupt nichts anhast ?«
»Wirklich?« Sie lachte
unterdrückt, und wieder klang der dunkle, gurgelnde Laut ungeheuer sexy. »Was
hat das für eine Wirkung auf Rick? Wird er schon unruhig ?«
»Sam !«
»Okay.« Sie stieß einen leisen
Seufzer aus. »Dann hole ich mir eben einen Morgenrock, wenn dir das lieber ist.
Und von Ihnen bin ich enttäuscht, Rick Holman. Wie uncharmant, so negativ auf
eine nackte Dame zu reagieren.«
»Eine nackte, blinde Dame«,
versetzte Tracy scharf. »Vielleicht zum erstenmal in seinem Leben hat sich
Holman wie ein Gentleman benommen .«
»Natürlich«, sagte Sam steif.
»Eine nackte, blinde Dame. Wie dumm von mir, für einen Augenblick nicht daran
gedacht zu haben. Ich nehme an, das ganze zärtliche Getue von meiner
liebreichen, mitfühlenden Krankenschwester ist im Grunde rein therapeutisch .«
Sie machte kehrt und verschwand
ins Schlafzimmer.
Tracy Simons leuchtend blaue
Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, die ihr jetzt langsam die Wangen
herunterkullerten.
»Ich bin so ein gemeines
Biest«, flüsterte sie.
Sam kehrte mit einem blauen Bademantel
bekleidet zurück, der sie vom Hals bis zu den Knöcheln einhüllte. In der
Türöffnung blieb sie einen Augenblick stehen, machte dann fünf Schritte
vorwärts und streckte die rechte Hand aus, um nach der Stuhllehne zu tasten,
bevor sie sich niederließ.
»Wenn man eine nackte, blinde
Dame erblickt«, sagte ich in möglichst unbefangenem Plauderton, »empfindet man
eine gewisse Verlegenheit, weil man unwillkürlich Blindheit mit
Geistesabwesenheit gleichsetzt, was natürlich höchst töricht ist. Aber als Sie
zu lachen anfingen, wurde ich sofort sehr, sehr unruhig. So ist es mir
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