Scharfe Sachen für die Diva
verfolgen ist
nicht besonders schwer, so lange der Fahrer nicht damit rechnet und
entsprechend aufpaßt. Ich hoffte, sie würden annehmen, mir sei bei dem Gedanken
ungemütlich geworden, in Reichweite zu sein, wenn der Wagen kam, um Karen
Morgan abzuholen. Besonders für den Fall, daß womöglich Grant und Herbie darin
saßen mit genauen Anweisungen von Friar, mir übel mitzuspielen, bevor sie
wieder zurückfuhren. Wenn dem so war, würden sie nicht die ganze Zeit in den
Rückspiegel sehen.
Es herrschte noch genügend
Verkehr, um meinen Wagen nicht auffallen zu lassen. Zehn Minuten später
erklommen wir eine gewundene Canyonstraße , bis die
Limousine in einer Einfahrt verschwand. Ich fuhr daran vorbei um die nächste
Kurve, wendete und fuhr langsam zurück. Als ich meinerseits in die Einfahrt
bog, konnte ich nur hoffen, daß die Insassen der großen Limousine bereits ins
Haus gegangen waren.
Das Haus war ein mächtiger,
zweistöckiger Kasten ohne jeden architektonischen Stil. Ich stellte meinen
Wagen hinter der Limousine ab, stieg aus, ging zur Haustür und läutete. Nach
ein paar Sekunden bereits wurde die Tür von einem mißtrauisch aussehenden Grant
Denver geöffnet. Ich drückte ihm den Lauf der Achtunddreißiger in den Bauch, so
daß er unwillkürlich zurückwich und mich eintreten ließ.
»Rick Holman möchte Mr. Friar
einen Besuch abstatten«, erklärte ich. »Sie brauchen mich nicht erst
anzumelden. Zeigen Sie mir einfach den Weg .«
»Sind Sie übergeschnappt ?« fragte er heiser. »Er mag es nicht, wenn man ihm so auf
die Bude rückt .«
»Es ist Ihr Bauch«, sagte ich.
»Na gut«, brachte er mühsam
heraus. »Aber das werden Sie bedauern, Holman !«
»Was bedeutet schon ein
Bedauern mehr für die Spanne eines ganzen Lebens ?« versetzte ich philosophisch.
Wir durchquerten die große
Halle und betraten den Wohnraum. Die Möbel waren kostspielig, aber
geschmacklos. Karen Morgan saß auf einer Couch und plauderte angeregt. Bei
meinem Anblick hielt sie plötzlich inne. Der Mann, der ihr zuhörte, hatte mir
den Rücken zugewandt. Er drehte sich jedoch langsam um und folgte ihrer
Blickrichtung. Er war kräftig, beinahe massiv. Ein Muskelberg, der allmählich
Fett ansetzte. Um die Vierzig, schätzte ich, mit ordentlich geschnittenen
ergrauenden Haaren. Seine tief gebräunte Gesichtshaut ließ die breite Narbe,
die von seinem linken Auge bis hinunter zum Kinn lief, besonders hervortreten.
Die Farbe der Augen war von einem leblosen Grau, der Mund schmallippig und an
beiden Winkeln gesenkt. Er trug einen vorzüglich geschnittenen Anzug mit
sorgfältig ausgewähltem Zubehör und hätte jederzeit meine Stimme als
bestangezogener Mann des Jahres bekommen, falls er darauf Wert gelegt hätte.
»Wer, zum Teufel, ist das ?« verlangte er mit tiefer Baßstimme zu wissen.
»Holman«, antwortete Grant
nervös. »Ich habe die Haustür aufgemacht, und er rammte mir eine Pistole in den
Bauch .«
»Es klingelt um diese späte
Stunde an der Haustür, und du machst einfach ganz naiv auf ?« sagte Friar.
Grants Brillengläser begannen
vor Verzweiflung zu beschlagen. »Es tut mir leid«, murmelte er. »Ich...«
»Spar dir das für deine
Beerdigung auf !« schnitt ihm Friar das Wort ab. »Was
wollen Sie, Holman ?«
»Eine kleine Unterhaltung«,
erwiderte ich. »Gegen einen Drink hätte ich nichts einzuwenden .«
»Mach ihm einen Drink«, befahl
er Grant. »Und dann verschwinde hier und steck deinen Kopf ins Klobecken oder sonstwohin . Hauptsache, es kurbelt deinen Verstand ein
bißchen an!«
»Bourbon mit Eis«, sagte ich hilfreich.
Grant füllte ein Glas und
reichte es mir. Ich schob meine Pistole ins Halfter und bedankte mich mit einem
Lächeln. Wenn Blicke töten könnten, hätte mich Grants Blick wie mit einem
stumpfen Messer tausendfach durchlöchert. Er machte abrupt kehrt und verließ
den Raum.
»Willst du dir nicht die Nase
pudern oder so etwas ?« wandte sich Friar an Karen
Morgan.
Sie erhob sich gehorsam von der
Couch und folgte Grant hinaus.
»Allmählich beginnen Sie lästig
zu werden, Holman«, bemerkte Friar mit Nachdruck.
»Aber warum denn ?« versetzte ich unschuldsvoll.
»Was auf dieser verdammten
Kreuzfahrt passiert ist, gehört der Vergangenheit an«, sagte er. »Ich ziehe es
vor, die ganze Geschichte zu vergessen. Und ich will nicht, daß ein
berufsmäßiger Schnüffler wie Sie überall herumrennt und alles wieder
auszugraben versucht .«
»Ich habe einen Klienten, der
wissen will, was mit
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