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Scharfe Sachen für die Diva

Scharfe Sachen für die Diva

Titel: Scharfe Sachen für die Diva Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sagte ich. »Der stille Hafen, für den Fall, daß das Weltende kommt.«
    »Wovon reden Sie eigentlich ?« fragte sie befremdet.
    »Von dem kleinen Blockhaus, das
über das Tal hinwegblickt«, antwortete ich. »Es hat mir ein Gruseln über den
Rücken gejagt. Nur Natur und Landschaft, und die ganze Zeit goß es in Strömen .«
    »Und was war sonst ?«
    »Alles adrett und unberührt«,
versetzte ich. »Als warte das Häuschen, daß jemand kommt und wieder darin lebt .«
    Der Ober brachte ihren Kaffee
und den Käsekuchen. Ich wartete, bis der Mann wieder verschwunden war.
    »Er fuhr weg und wurde an jenem
Wochenende zurückerwartet. Aber er tauchte nicht wieder auf. Stimmt’s ?«
    »Ach, Sie reden von Don Blake!
Ja, das stimmt .«
    »Und das war vor zwei Monaten ?«
    »Vielleicht ist es schon ein
bißchen länger her. Aber nicht viel.«
    »Sie haben also einen Monat
abgewartet, und dann dachten Sie beide, er würde vielleicht überhaupt nicht
mehr zurückkommen und entschieden sich, nach Los Angeles zu kommen ?«
    »Genau.«
    Ich nahm einen Schluck aus
meinem Glas und musterte sie prüfend. Ihre kurzgeschnittenen blonden Haare
waren glatt an den Kopf gebürstet, und die weich geschwungene Oberlippe sah
noch immer aus, als könne man darüber ins Träumen geraten. Aber inzwischen
wußte ich, daß meine Träume oder die eines anderen Mannes, was Tracy betraf
vergeblich sein würden. Ihre wachen blauen Augen betrachteten mich fragend,
aber nicht ungeduldig. Sie wußte, daß ich schließlich einmal zum Kern der Sache
kommen mußte, und sie hatte recht damit.
    »Sonst kam nie jemand anders in
das Blockhaus ?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Keine Eindringlinge nachts
vielleicht? Irgendwelche Landstreicher?«
    »Sie haben doch gesehen, wie
das Haus liegt«, erwiderte sie. »Motorengeräusch kann man fast zehn Kilometer
weit hören .«
    »Als Sie Don Blake zum letztenmal gesehen haben«, sagte ich. »Wann war das genau ?«
    »An einem Montagmorgen«,
antwortete sie. »Er verabschiedete sich von Sam, und ich begleitete ihn bis zu
seinem Wagen. Er sei sehr zufrieden über ihre Fortschritte, sagte er mir und
bedankte sich ausdrücklich. Dann stieg er ein und fuhr los .«
    »Ein Mann etwa Anfang vierzig«,
meinte ich nachdenklich, »mit dünn werdenden sandfarbenen Haaren und blaßblauen Augen.«
    »Haben Sie ihn gesehen ?«
    »Was trug er an jenem Morgen ?«
    »Ich kann mich doch nicht mehr
erinnern, was er anhatte !«
    »Freizeitkluft? Ein Sportsakko
und Rollkragenpullover vielleicht?«
    »Er trug einen Anzug, ganz
korrekt mit Schlips .«
    »Und er war ein Bastler«,
ergänzte ich. »Arbeitete gern mit den Händen .«
    Sie nickte. »Das stimmt .«
    »Ich habe den Raum unter dem
Blockhaus entdeckt mit der ganzen Heimwerkerausstattung .«
    »Er verbrachte immer viel Zeit
da unten, wenn er in Montana war«, berichtete sie. »Eigentlich hat er nie etwas
Besonderes gebastelt. Es schien ihm einfach nur Spaß zu machen und ihn zu
entspannen .«
    »Nun, über mangelnde
Entspannung kann er jetzt nicht mehr klagen .«
    Ihre Miene erstarrte, und sie
öffnete den Mund, um etwas zu sagen. In dem Moment erschien jedoch der Ober mit
meinem Steak und legte es mir samt den Pommes frites und dem Salat mit einem
Aufwand vor, als handele es sich um eine besondere kulinarische Offenbarung.
    »Erinnern Sie sich an die große
Holzkiste da unten ?« fragte ich, nachdem der Ober sich
endlich wieder zurückgezogen hatte.
    »Die an der Wand steht ?« fragte sie zurück. »Ja.«
    »Darin ist er beigesetzt .«
    Sie schluckte trocken und
starrte mich an. »Er ist... was ?« brachte sie
flüsternd heraus.
    »Haben Sie je etwas von
Leichenwachs gehört ?«
    Sie schüttelte stumm den Kopf.
Ich erläuterte ihr den Begriff in plastischen Details, und ihr Gesicht wurde
immer blasser, während sie zuhörte.
    »Der Prozeß setzt frühestens
sechs Wochen nach dem Tode ein«, schloß ich meinen eindrucksvollen Monolog.
    »O mein Gott!« Sie preßte eine
Hand vor den Mund. »Soll das heißen, Don muß schon so lange tot sein ?«
    »Jemand hat ihm die Gurgel
durchgeschnitten«, erklärte ich. »Und der Betreffende muß dabei äußerst
geräuschlos vorgegangen sein. Ich meine, wenn man das Geräusch eines Wagens
mehrere Kilometer weit hören konnte, hätten Sie doch sonst irgend
etwas gemerkt. Es sei denn, der Mörder und sein Opfer hätten keinen Laut
von sich gegeben .«
    »Woher wissen Sie, daß es
passiert ist, während wir noch dort waren ?«
    »Ganz simple

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