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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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magischen Ausfluss. Er streckte die Hand aus und sah fasziniert zu, wie das grünliche Wabern über seinen Arm kroch. »Ich kann diese Magie deutlich erkennen«, sagte er. »Aber nicht fühlen.«
    »Und was ist mit der Ley-Linie?«, fragte Anne.
    »Hmm.« Er beobachtete die Wand angestrengt. »Ja, ich glaube, da ist etwas.«
    »Ich höre ihn atmen.« Robert ging hastig nach vorn. »Hinter der Biegung ist der Gang zu Ende. Wahrscheinlich finden wir dort den Sitz des Elfen.«
    »Dann lasst mich vorangehen«, verlangte Anne. »Wir wissen nicht, was uns erwartet. Möglicherweise hat er Wächter, oder er greift uns selbst an ...«
    »Das werden wir gleich erfahren.«
    Robert ging neben Tom, und sie betraten kurz darauf einen halbkugelförmigen Raum, dessen Wände in den verschiedensten Farben leuchteten. Am Boden entlang verlief die Ley-Linie.
    Ansonsten gab es keine Einrichtung, nichts ... bis auf den Archivar.
    »Oh mein Gott«, flüsterte Tom.
    Robert konnte ihn verstehen. Was einst ein Elf gewesen sein mochte, war kaum mehr als solcher zu erkennen. Ein gut zwei Meter hohes, unförmiges Wesen, dessen Leib einen Durchmesser von gut fünf Metern erreichen mochte. Eine teigig gelbe, wabblige Masse, die ständig auseinanderfloss und sich wieder zusammenzog, über die Wellen wibbelten und wie im Fieberschauer zitterten. Die Masse sah nässend aus, und aus großen Poren oder Wunden floss und dampfte unablässig grünliche Magie.
    Der schwere Atem des Wesens hallte durch die Kuppel.
    Oben auf dem bizarr entstellten Leib saß etwas, das entfernt an einen Elfenkopf erinnerte, doch ebenfalls dabei war, jegliche Form zu verlieren. Riesige, bleiche Augen bewegten sich so orientierungslos, als könnten sie nicht mehr als Hell und Dunkel unterscheiden.
    Auf einmal bildete die Masse Pseudopodien aus, die sich in die Länge streckten und am Ende Hände ausbildeten, die abwehrend erhoben wurden. Der Archivar hatte seine Besucher bemerkt.
    »Nicht ... näher«, erklang eine nichtmenschliche Stimme, wobei nicht erkennbar war, von woher sie kam. Sie hatte einen fast kindlichen Klang.
    »Er kann noch sprechen«, sagte Anne erfreut. »Das erleichtert alles.« Sie trat näher an den Archivar heran, ohne auf die hektisch wedelnden Hände zu achten.
    Robert blieb auf Abstand und behielt die Umgebung im Auge. Tom stand einfach nur da und gaffte.
    »Ich grüße dich, Archivar«, sagte Anne. »Ich bin Lan-an-Sc hie, Tochter von Sinenomen.«
    »Ich kenne dich ...«
    »Und wie ist dein Name?«
    Die Stimme stieß ein Husten aus. »Ich habe schon lange keinen mehr ... Du kannst bei Archivar bleiben, das bin ich nun mal ...«
    Tom neigte sich leicht zu Robert. »Wieso kann ich die beiden verstehen?«
    »Das liegt an der Magie«, antwortete Robert. »Sie verwandelt alles, was man sagt, in eine Universalsprache. Dagegen scheinst du übrigens nicht immun zu sein.«
    »Cool.«
    »Archivar, wer bist du? Ich würde gern deine Geschichte hören«, fuhr Anne fort.
    Die Stimme klang traurig. »Wer ich bin? Das ist so lange her ... War ich nicht ein Elf? Doch an meine Herkunft erinnere ich mich nicht mehr. Ich glaube, ich lebte zu Beginn auf einer Insel mit einem Feuer speienden Berg. Da war eine herrliche Stadt ... Aber ich weiß, dass ich nie etwas anderes getan habe. Das war meine Berufung von Anfang an ... Ich habe immer gesammelt und katalogisiert, Geschichte bewahrt ...«
    »Und dann kamst du hierher?«
    »Es ist eine Weile her, ich war schon alt. Ich fing an zu graben und fand so vieles ... legte das System an ... füllte es ... viele Jahrhunderte. Doch es geschah Schreckliches ...«
    »Ja?«
    »Die Trennung der Welten ...« Ein wellenförmiges Zittern durchlief das unförmige Ding. »Ich war zu vertieft in meine Arbeit ... bemerkte es erst zu spät ... Die Tore wurden geschlossen, und ich war abgeschnitten ...«
    Anne sah kurz zu Robert und Tom. »Das war eine harte Zeit, damals«, sagte sie leise. »Wer den Anschluss verpasst hatte, musste in dieser Sphäre bleiben. Fanmór fürchtete wohl, dass einige Anhänger Bandorchus in die Menschenwelt geflüchtet waren, um von dort aus einen Aufstand zu planen. Er hob das Reiseverbot zwar Jahrhunderte später wieder auf, aber das kam vermutlich für viele zu spät.«
    »Für den Archivar auf alle Fälle«, murmelte Tom.
    »Als du hier gefangen warst, was hast du gemacht, Archivar?«
    »Ich habe weiter archiviert, das wollte ich ohnehin tun. Insofern sah ich es nicht als Verbannung an. Aber was dann geschah ...

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