Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel
erstaunt.
»Sie wollen mir Schrecken bereiten ...«, antwortete der Getreue ächzend. »Eine Heimsuchung.«
Arethusa lachte. »Sie sind nur neugierig. Komm, Schwester, hilf mir ihn auszuziehen.«
»Aber geht das denn?«, rief Hestia erschrocken.
»Wir müssen. Die Robe und alles andere sind ein Teil von ihm, auch das muss geheilt werden. Wir werden es in einem Bottich mit speziellem Sud reinigen und stärken.«
»Aber ...«
»Sein Anblick wird dich nicht schrecken, vertrau mir.«
Arethusa kicherte leise, während sie dem Getreuen den Umhang abnahm. »Du scheinst dieses Aussehen zu bevorzugen, so kenne ich dich bereits.«
»Ich kann mich an kein anderes mehr erinnern«, murmelte er.
»Hestia«, mahnte Arethusa, »hör auf zu erröten und hilf mir lieber. Du wirst doch nicht zum ersten Mal einen Mann sehen. Und indem du ihn anschaust, verlierst du nicht gleich deine Jungfräulichkeit.«
»Ist ja schon gut«, sagte Hestia peinlich berührt. »Du musst es nicht so deutlich erwähnen.«
Der Getreue musste zugeben, dass er dankbar war, als er das kühle Linnen um sich spürte und die schmerzenden Glieder ausstrecken konnte. Er war so müde, dass er einfach die Augen schloss. Wie lange war es her, dass er zuletzt geschlafen hatte? Das musste vor Island gewesen sein. Weit davor.
»Komm, Hestia, du kannst mir bei dem Sud helfen. Nimm seine Sachen!«
»Was soll ich tun?«
»Eine Zutat kommt von dir.« Ein Flüstern folgte. Arethusa kicherte wieder, und Hestia schimpfte leise. Dann waren sie fort, und der Getreue ergab sich dem Schlaf.
Spät in der Nacht kam er zu sich, als er jemanden bei sich spürte. Ein weicher, warmer Körper, der zu ihm unter die Decke schlüpfte und sich an ihn schmiegte.
»Arethusa ...«, murmelte er schlaftrunken.
»Sch-scht, ich gebe dir Lebenskraft. Schlaf weiter.«
Sie summte, während er wieder einschlummerte, und er spürte noch im letzten Dämmer, wie etwas von ihr auf ihn überging.
Irgendwann gegen Morgen kam er so weit zu sich und fühlte sich kräftig genug, dass er seine Arme um sie legte und sie an sich zog.
Als die Sonne hereinschien, kam auch Hestia und zeigte sich empört. »Arethusa! Das schickt sich wohl kaum!«
Die Hesperide gähnte und rieb sich die Augen, während der Getreue seine Arme von ihr löste. »Ach, hab dich nicht so«, sagte sie und sprang munter aus dem Bett. »Wie soll er sonst zu Kräften kommen? Das ist nun einmal die Macht der Nymphen, und wir können sie nur so verschenken.«
»Und nebenbei noch was anderes, wie? Wenn ich mir so anschaue, wie zufrieden der Kerl wirkt ...«
Hestia erstarrte, als der Getreue die Augen aufschlug und sie ansah. Halb richtete er sich auf. »O Jungfrau, deine Hilfe benötige ich nicht weniger«, sagte er ruhig. »Bewahre dich ...«
Sie errötete bis zum Brustansatz. »Darauf kannst du wetten«, gab sie fauchend zurück und war draußen.
Arethusa musterte ihn eindringlich. »Du wirst sie nicht benutzen«, warnte sie.
»Im Gegenteil«, bestätigte er und streckte die Arme aus. »Komm wieder her. Es ist erst früh, und ich brauche noch ein bisschen Lebenskraft ...«
Sie zog die Lippen in die Breite, und ihre Augen leuchteten auf, als er die Decke zurückschlug. Schließlich wäre es kaum angemessen, ein Hilfsgesuch abzulehnen.
In den nächsten Tagen erholte der Getreue sich zusehends. Arethusa und Hestia versorgten ihn, und er lauschte ihren wundervollen Gesängen, die ihre Wirkung auf ihn nicht verfehlten. Bald konnte er seine Kleidung wieder anlegen, die nun nach entsprechender Pflege nahezu unversehrt aussah. Als er die Kapuze überschlug, spürte er, wie neue Kräfte ihn durchströmten. Noch immer war er weit von seiner früheren Stärke entfernt, doch er fühlte sich bedeutend besser als zuletzt und war bereit, sich der letzten Prüfung zu stellen.
Hestia gewöhnte sich zunehmend an seine Anwesenheit, und er brachte ihr mehr Aufmerksamkeit entgegen, sowie sie ihre Scheu verlor.
Arethusa entging dies nicht, und sie reagierte deutlich ungehalten. »Ich dulde nicht, wie du sie ansiehst!«, fuhr sie den Verhüllten an. »Ich werde dich des Hauses verweisen, wenn du es am nötigen Respekt mangeln lässt!«
»Ihr Duft ist an mir«, erwiderte er. »Das zieht sie an mich und mich an sie. Da ist eine Verbindung, die von Bedeutung ist ...«
»Ich werde sie fortschicken ...«
Hestia, die gerade hinzukam, unterbrach empört. »Aber ich werde nicht gehen! Du hast mir nichts vorzuschreiben!«
»Halte dich fern von
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