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Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenn ich nicht zurückkehre?
    Er zerbrach sich den Kopf, konnte sich aber nicht erinnern. Es galt, keine Zeit zu verlieren. Eine Menge stand auf dem Spiel. Hatte Ayoub nicht auch darüber gesprochen? Dass die Grenzen sich verschoben, sich öffneten und sich alles veränderte?
    Auf allen vieren kroch der Getreue zum Wasser, um noch einmal zu trinken, bevor er aufbrach. Er beugte gerade den Kopf über das sandige Ufer, als er einen dunklen Schatten bemerkte. Und dann geschah es auch schon.
    Etwas schoss aus dem Wasser hervor, riesengroß und graugrün, und schnappte mit langem Maul, in dem faulige Zähne steckten, nach dem Getreuen. Ein Geruch nach Moder und Verwesung verpestete die Luft.
    Zu seinem Glück war die Bestie schon sehr alt. Außerdem hatte der Getreue früher eine unglaublich schnelle Reaktionsfähigkeit besessen, auch wenn davon nicht mehr viel übrig war. Er war immer noch schneller als ein Mensch. Und ein wenig schneller als die Panzerechse.
    Der Getreue warf sich zur Seite, und das Maul schnappte nur Luft. Klickend und klirrend krachten die schief stehenden Zähne zusammen, und das Tier stieß einen grunzenden Laut aus, als einige zersplitterten und herausfielen. Der Gestank, der daraufhin dem wieder halb geöffneten Rachen entströmte, färbte die Luft grünlich.
    Das Krokodil störte sich kaum daran. Es fuhr herum und peitschte das Wasser mit dem wild schlagenden Schwanz auf, während es an Land kam, den Körper mit den seitlich am Leib gelegenen Beinen hochstemmte und den Getreuen erneut angriff. Wieder konnte er sich im letzten Augenblick zur Seite werfen, kam allerdings nicht schnell genug auf die Beine und wich halb kriechend, halb robbend aus.
    Schließlich rollte er in einem günstigen Moment unter die Echse. Seine Arme schossen nach oben, legten sich um das Maul des Krokodils und hielten es zu.
    So eine über sechs Meter lange Panzerechse kannte keine natürlichen Feinde mehr, denn sie war ein tödlicher Gegner. Mit einem Schlag ihres Schwanzes zertrümmerte sie selbst die Knochen eines Elefanten. Einmal zugebissen, entkam nichts mehr ihrem Rachen, und sogar Tonnengewichte schleppte sie mühelos ins Wasser. Wenn sie zubiss, lag der Druck, den sie auf ihre unglücklichen Opfer auswirkte, bei über einer Tonne. Nur zu einem fehlte ihr die Muskelkraft – das Maul zu öffnen, wenn es gewaltsam geschlossen worden war.
    Der Getreue umklammerte die Schnauze; gleichzeitig schlang er die Beine um den Leib der Echse, die sich wütend zur Wehr setzte und sich wild wand. Aber an der verletzlichen Bauchunterseite konnte sie den Gegner nicht erreichen. Trotz der heftigen Bewegungen ließ sich der Getreue nicht abschütteln und umklammerte die Echse so lange, bis sie in ihrer Gegenwehr endlich ermattete und Richtung Wasser strebte, um sich in Sicherheit zu bringen. Als sie dabei eine Sandgrube durchlief und auf der rechten Seite einsank, brachte der Getreue sie aus dem Gleichgewicht und zu Fall.
    Das Krokodil war alt, nicht mehr allzu sicher auf den Beinen, durch den unerwarteten Verlauf des Kampfes verwirrt und einzig auf die Flucht ins Wasser konzentriert. Sein Gehirn war nicht größer als eine Nuss, und es konnte nicht flexibel auf Veränderungen reagieren. Obwohl sein Gegner körperlich weit unterlegen war, war es ihm nicht gewachsen.
    Die Echse stürzte, und der Getreue kam obenauf. Sorgsam achtete er auf die empfindliche Stelle am Hals des Untiers, wo knapp unter dem gewaltigen Kieferknochen die Hauptschlagader verlief. Er schlug die gestreckten Finger hinein, woraufhin die Panzerechse augenblicklich bewusstlos zusammensackte, und riss die spröde Haut auf. Seine Zähne vergruben sich im Hals, seine Zunge fing das hervorsprudelnde Blut auf, und er trank gierig.
    Das Krokodil kam nicht mehr zu sich. Es starb, während es dem Getreuen sein Leben gab. Und mit seinem Blut nahm der Verhüllte zugleich seine Geschichte und die seiner Vorfahren in sich auf.
    Das Tier hatte über hundert Jahre gelebt, die meiste Zeit aber schlafend verbracht, um den Hunger und die Dürrezeiten zu überstehen. Es war der letzte Nachkomme einer Gruppe von Nilkrokodilen, die vor Jahrtausenden durch einen Flusslauf an diesen Ort gelangt waren und an einem See gelebt hatten, bevor das Wasser schwand und das Land zur Wüste wurde. Sie waren immer weniger geworden, und in den letzten neun oder mehr Jahrzehnten hatte es nur noch einen Überlebenden gegeben.
    »Du hast dein Leben gehabt«, sagte der Getreue brummend, nachdem er sich

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