Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel
gestärkt hatte. Er spürte, dass das Blut des Krokodils nun durch seine Adern floss. »Du bist nicht sinnlos gestorben.«
Er stand auf und streckte sich, fühlte, dass er nun die Kraft hatte zu gehen. Ihm blieb nicht viel Zeit, aber immerhin war er nicht mehr hilflos.
Ohne das tote Fossil noch eines Blickes zu würdigen, wandte er sich in Richtung Norden.
3 Mord am Stachus
Normalerweise«, sagte Robert, während er ein Buchregal umsortierte, »enden Romane an der Stelle, wo ich angekommen bin.«
»
Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
« Der Spott in Annes Stimme war angemessen. Sie sprach, ohne aufzusehen, da sie gerade auf allen vieren über das Parkett kroch und unter Sessel und Regale schaute.
»Stimmt genau. Aber meine Geschichte geht weiter ... oder fängt neu an.« Robert seufzte. »Das verunsichert mich.«
»Warum? Immerhin hast du als Sterblicher stets im Ungewissen gelebt.« Sie wandte sich der anderen Wand zu.
Robert runzelte die Stirn, räumte eine Reihe wieder aus und sortierte sie neu. »Nicht ganz. Ich kannte meine ungefähre Lebensspanne, Unfälle oder Krankheiten mal außen vor gelassen. Meine Möglichkeiten waren begrenzt.«
»Du bist eine Nervensäge«, stellte Anne in scharfem Tonfall fest. »Ständig geht deine Stimmung rauf und runter. Da warst du mir als andauernd im Selbstmitleid versunkener Alkoholiker lieber ...«
Robert hielt inne und sah zu ihr hinunter. »Was machst du da eigentlich?«
»Moment ... ah!« Plötzlich sprang Anne los, wie eine Katze auf die Beute. Ihre rechte Hand schoss vor, und Robert hörte ein leises Quieken. Verdutzt sah er zu, wie Anne sich aufrichtete und eine kleine graue Hausmaus in ihren Krallen präsentierte. »Die wollte deine Bücher anknabbern!« In ihren Augen lag ein gieriges, wildes Glitzern, das Robert einen eiskalten Schauer den Rücken hinunterjagte. Ein Raubtier, das sich genüsslich über die Fangzähne leckte.
»Tu ihr nichts!«, sagte er schnell.
Sie zog die Brauen zusammen. »Warum?«
»Ich dachte, Catan wäre die Katze ...«
»Falsch gedacht.« Die Hand näherte sich ihrem Mund, und die Maus quietschte in Panik auf.
»Nein!«, rief Robert und hielt Anne am Arm fest. »Sie ... Das ist doch ein ganz harmloses und sehr niedliches Wesen. Lass es laufen, bitte!«
Anne war nun deutlich ungehalten. »In unserer Wohnung? Ausgeschlossen. Lasse ich sie im Treppenhaus frei, findet sie wieder ein Schlupfloch zu uns. Lasse ich sie auf der Straße frei, erfriert sie. Nun erklär mir, was mit der Maus geschehen soll und ihr nicht schadet!«
Robert sah ein, dass sie recht hatte. »Tut mir leid, kleine Maus«, murmelte er und wandte sich ab. Kurz darauf hörte er das Klappen der Wohnungstür, Anne und die Maus waren verschwunden. Erleichtert atmete er auf.
Eine halbe Stunde später war sie zurück. »Ich weiß gar nicht, warum ich das alles mache!«, bemerkte sie. Unsicher sah er sie an und konnte ihrem Tonfall nicht entnehmen, ob sie wütend war. »Mein Leben ist völlig auf den Kopf gestellt.«
Aber sie hatte die Maus am Leben gelassen. Sie an einen sicheren Ort gebracht. »Und ... äh ... gefällt es dir?«
»Es ist nicht uninteressant«, gab sie zu. »Mal was Neues.« Dann grinste sie.
Er lächelte erleichtert zurück. Nachdem er das Regal zu seiner Zufriedenheit sortiert hatte, setzten sie sich gemeinsam aufs Sofa und sahen dem Schneetreiben vor dem Fenster zu.
»Ob Nadja unsere Nachricht bekommen hat?«, fragte Robert. Der Gedanke spukte ihm schon lange im Kopf herum. Er hatte ein Belegexemplar seines Buches mit einer Widmung zum Baumschloss der Crain geschickt, Anne hatte den Transport übernommen.
»Ganz sicher. Sie wird wissen, dass wir noch leben.«
»Und ... wie denkst du jetzt über sie?«
»Ich respektiere sie. Nadja ist sehr mutig und eine echte Kämpferin. Ich stehe nicht mehr zwischen dir und ihr, falls du das wissen willst.« Anne setzte sich auf. »Aber du und ich werden uns nicht mehr einmischen. Nadja kann auf sich selbst aufpassen und ebenso auf ihren Sohn. Außerdem sind da noch David und Rian und der ganze Rest der Bande. Sie braucht uns nicht. Ich bin weit genug gegangen und werde nicht anfangen, mich in die Dienste Fanmórs zu stellen.«
»Das verlange ich ja gar nicht«, beschwichtigte er. »Ich habe nur das Gefühl, als stecke sie schon wieder in Schwierigkeiten ...«
Annes Blick verfinsterte sich. »Und du möchtest, dass ich das via Elfenkanal herausfinde.«
»Ähm ... ja.«
»Vergiss es. Ende
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