Schartz, S: Elfenzeit 15: Die Goldenen Äpfel
Nacht in Kensington Gardens. Wir wissen nicht, wodurch, und jetzt haben sie ihn neben Peter Pan gestellt.« Chad schüttelte sich und würgte. »Ist das nicht grauenvoll? Neben diesen klugscheißerischen Hochstapler ... Der arme Pocky. So missbraucht zu werden!«
»Deswegen hat Ma ihn auch unsichtbar gemacht, dass er nur noch bei Vollmond zu sehen is’«, fügte Rocky hinzu. »Chad is’ danach abgehauen, und ich bin mitgegangen. Ma is’ bestimmt sauer, aber ich kann ja meinen Freund nich’ im Stich lassen, gell? Und ich will nich’ enden wie Pocky.«
»Aber wo wollt ihr denn hin?«, fragte Robert behutsam. »Nirgends ist es mehr sicher.«
»Du hast keine Ahnung, was in London abgeht, Alter. Überall ist es sicherer als dort.« Chad blickte zu Anne hoch. »Kannst du uns nicht helfen weiterzukommen? Ich möchte gern in die Bretagne. Es heißt, Merlin sei wieder da und beschütze das Land, also ist das wohl der beste Ort. Ich meine, er ist schließlich der mächtigste Zauberer, oder? Wir werden dort um Asyl bitten.« Unruhig trat er von einem Fuß auf den anderen. »Also, hilfst du uns?«
»Vielleicht«, antwortete Anne unbestimmt. Sie schien zu überlegen. »Wenn ihr im Gegenzug uns helft ... Findet heraus, was hier los ist. Ihr braucht nur zu beobachten, ohne euch einzumischen. Aber haltet Augen und Ohren offen. Wir kommen morgen Abend wieder.«
»Ich tue mich aber fürchten«, sagte Rocky, und ein knirschendes Geräusch erklang, als seine Knie zu schlottern anfingen.
Auf Annes Gesicht trat ein misstrauischer Ausdruck. »Demnach
wisst
ihr bereits etwas!«
»Nein, nein«, beeilte sich Chad zu versichern. »Wirklich, wir haben nur ein Gespräch von zwei Sterblichen belauscht, und die haben was von einem Monster erzählt, das hier unten leben soll ... So eine typische dunkle Menschenmär, aber Rocky regt sich dann immer furchtbar auf. Er kriegt die Krise, wenn einer Gespenstergeschichten für Dreijährige erzählt ...«
Anne verdrehte die Augen, und Robert hatte Mühe, nicht laut aufzulachen. Passend dazu steckte Rocky den Zeigefinger in den Mund. Ihm war nicht bewusst, wie groß und stark er war, und auch nicht, was er als Troll für einen Schrecken in der Menschenwelt darstellte. Aber anscheinend kam er kaum mit Menschen in Berührung, geschweige denn dass er sie aß, wie es Trolle üblicherweise taten. Vermutlich war er nicht gerade der Stolz seiner Mutter, die wohl froh sein dürfte, ihn los zu sein.
»Hör mal, Rocky, Chad passt schon auf, dass euch nichts passiert«, sagte Robert freundlich. »Und zieh nicht jedem gleich eins mit der Keule über, okay? Menschen vertragen das nicht so gut, und sie sind schon wegen der anderen Sache aufgescheucht genug. Das könnte sie ziemlich gegen euch aufbringen.«
»Uh, nee«, sagte Rocky erschrocken. »Ich steck die Keule weg!«
»Behalte sie, aber setze sie nicht ein – und versteck dich!«, befahl Anne. »Bis morgen. Wir werden so gegen Mitternacht kommen, also haltet euch bereit. Und dann erwarte ich Informationen, verstanden? Belauscht vor allem die Menschen.«
»Ja, gut«, sagte Chad. »Können wir auf deinen Schutz hoffen?«
Anne verdrehte erneut die Augen. »Ja, sicher. Wenn euch einer von uns bedroht, sagt ihm, ihr steht unter dem Schutz von Lan-an-Schie, der Tochter Sinenomens.«
Dem Kobold fielen eine Menge Haare aus, als er das hörte, und Rocky stammelte: »Uh-hu-hu.«
»Ja, Herrin, zu Befehl, Herrin, alles, was Ihr wollt, Herrin«, stieß Chad zähneklappernd hervor, und dann sausten die beiden in die Dunkelheit davon.
»Wow«, sagte Robert.
»Ach, die beiden sind doch totale Versager und eine peinliche Parodie unseres Volkes«, sagte Anne. »Die kann man leicht beeindrucken.«
»Ach so, dann gibt es nicht viele dieser Sorte?«
Sie seufzte.
»Elfen sind eben auch nur Menschen.« Robert kicherte. »Das ist das, was ich so an euch mag.«
»Beleidige uns nicht, Freundchen. Auch in deinen Adern kreist nunmehr Elfenblut.«
»Aber ein ganz besonderes, das es nur einmal gibt«, sagte er gespielt hochnäsig.
»Zurück zum Thema«, mahnte Anne. »Wie kommen wir jetzt an weitere Informationen? Ich glaube nicht, dass die beiden Schwachköpfe irgendwie von Nutzen sein werden.«
Robert nickte. »Die Sache mit der Mär von dem Monster hier unten hat mich auf eine Idee gebracht«, sagte er. »Nadjas neuer Freund, dieser Tom, hat sie doch mit dem Mystiker Nicholas Abe zusammengebracht.«
Ihre Miene verfinsterte sich. »Um Informationen über mich zu
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