Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
dem Nebel, welcher sich ehrerbietig vor ihm zurückzuziehen schien. Mit zwei Schritten Abstand folgte ihm eine zweite Gestalt, die etwas Katzenhaftes an sich hatte.
Der Erste trug schwarze Stiefel, eine schwarze, goldumrahmte Rüstung und schwarzgoldene Handschuhe. Sein makelloses Gesicht wurde von Härte und Strenge beherrscht, wozu sein eng an den Kopf gepresstes, kurzes schwarzes Haar passte. Ein Herrscher, zweifelsohne.
Wie viele, so schien es auf den ersten Blick.
Aber dann … diese Augen. Ihre oberflächliche Farbe war grau. Jedoch schluckte etwas, das darunter lauerte, alles Licht, das auf sie fiel. Diese Augen waren uralt und sehr fremd. Adelaide konnte nicht sagen, was für ein Wesen da vor ihnen stand. Eines, das die Trollin noch nie gesehen, von dem sie noch nie gehört hatte.
So erging es allen, die den Mann mit einer Mischung aus Furcht und Faszination anstarrten. Magie schien aus jeder seiner Hautporen zu tropfen.
Der zweite Mann, der einen Schritt hinter ihm an seiner Seite stand, war sehr viel jünger. Er war eindeutig ein Elf, wirkte aber auch wie ein Panther – mit einem asketischen Gesicht, hohen Wangenknochen, kurzem dunklem Haar und hellen, gelbblau leuchtenden Augen.
Hinter den beiden, im Nebel, waren nach wie vor Geräusche zu hören, Unruhe, Ungeduld.
Die Fee fasste sich und straffte ihre Haltung. Sie hatte den Ernst der Lage voll erkannt, keine Moodys waren zu sehen. Die Königin übernahm ihre Pflicht. »Ich bin Königin Bethlana von Llundain«, sagte sie würdevoll. »Wer wagt es, auf diese Weise in mein Reich einzudringen und es derart zu verunstalten?«
Der Elf verneigte sich leicht. »Meine Verehrung, Eure Hoheit. Mein Name ist Catan, und ich bin der Befehlshaber jenes Heeres, das hinter mir im Nebel aufgestellt ist. Mein Herr erwartet Eure bedingungslose Unterwerfung. Solltet Ihr diese friedliche Einigung ablehnen, wird Euer Land annektiert.«
Das verschlug selbst Adelaide die Sprache. Solche Dreistigkeit, dieser Mangel an erforderlichem Respekt …
Bethlana verzog keine Miene. »Ach, wirklich«, sagte sie nach einer Weile, und ihre Stimme klang völlig gelassen. Nichts von der sonst so nervösen, flatterigen Person war in diesem Moment zu merken. »Und wer ist dein Herr, Scherge? Ein Stummer, der nicht einmal seinen Namen aussprechen kann?«
»Ich habe keinen Namen«, erklang da die tiefe, aber kalte Stimme des Mannes in Rüstung. »Ich stamme aus einer Zeit, als die Dinge noch durch das bestimmt wurden, was sie sein sollten.«
Da wurde Adelaides Kehle feucht, und sie musste mehrmals schlucken. Der Namenlose war tatsächlich älter als … Ja, gab es überhaupt eine Vorstellung davon? Hatte es damals schon Trolle und Elfen gegeben? Wahrscheinlich nicht. Vermutlich war er der Einzige seiner Art.
»Aber ich habe mich an die Bezeichnung Sinenomen gewöhnt, und so könnt auch Ihr mich anreden«, fuhr der unheimliche Mann fort.
Gegen ihn war Cagliostro ein auf der Zunge zerspringender Scherzkeks. Seinetwegen hatte Adelaide sich Sorgen gemacht? Lächerlich!
»Nun, Sinenomen«, erwiderte Bethlana, »lasst Euch gesagt sein, dass Llundain ein unabhängiges Königreich ist, das dem Thron von Earrach verpflichtet ist, und ein Bündnispartner des Thrones von Crain. Der Hochkönig wird diese Art des Eindringens in seinen Herrschaftsbereich nicht dulden und per Notstandsgesetz den Oberbefehl über Llundain übernehmen, um es zu verteidigen.«
»Fanmór.« Sinenomen zog die Lippen leicht zurück und entblößte spitze lange Raubtierzähne. »Der hat derzeit andere Probleme, Königin. Er ist mit dem Krieg in seinem eigenen Reich beschäftigt und schert sich keinen Deut um ein unbedeutendes kleines Land, das ihm nichts zu bieten hat.«
»Und was wollt Ihr dann hier?«
»Mir gefällt es. Diese unglaublich gute strategische Lage, das gesunde Klima …«
»Aufhören!«, schrie Belanpan und blies seinen Froschkehlsack auf. »Was erlaubt Ihr Euch, Ihr unverschämter, dahergelaufener …«
Weiter kam er nicht. Sinenomen sagte nur ein einziges kurzes, scharfes Wort in einer Sprache, die wahrscheinlich keiner außer ihm mehr beherrschte, und seine Augen blitzten in einem silbrigen Funken auf. Der arme Belanpan schrumpfte mit einem hässlich pfeifenden Geräusch zusammen, als sei er ein Ballon, den jemand angepikt hatte. Übrig blieb nicht mehr als eine graugrüne Pfütze.
Erschrocken wichen die übrigen Berater zurück.
»Nur damit das allen klar ist«, sagte Sinenomen leise. »Es gibt
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