Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
hier keine Verhandlung. Llundain gehört jetzt mir.«
Bethlana war sehr bleich, aber gefasst. »Dennoch habe ich das Recht, mir für meine nächsten Schritte Bedenkzeit zu erbitten«, sagte sie. »Ob ich mich in Eure Hände begebe oder meinem Leben ein Ende setze. Nicht einmal Ihr werdet mir dieses Recht verwehren.«
Sinenomen hob die rechte Hand. »Das ist mir einerlei. Ich gebe Euch eine Stunde. Danach setze ich mich auf Euren Thron, so oder so. Schlagt es Euch bloß aus dem Kopf, den Thronsaal zu betreten . Ihr bleibt schön hier draußen und tut, was Euch zu tun bleibt.« Er drehte sich um und verschwand im Nebel, gefolgt von Catan. Auch der Nebel selbst zog sich auf einen gewissen Abstand zurück.
Kaum war er fort, brach Bethlana fast zusammen. »Ich habe keine Wahl!«, klagte sie. »Ich muss mich selbst entleiben, diese Schande ertrage ich nicht!«
»Das tut Ihr auf keinen Fall, Majestät!« Meister Harmbickel zeigte sich sehr energisch, während Adelaide die Königin stützte. »Es war nur gut, dass Ihr um Bedenkzeit gebeten habt.«
»Aber was tun wir jetzt?«, fragte Bethlana unter Tränen. »Wo ist der Hochkönig, wenn man ihn braucht? Wieso beschützt er mich nicht? Das ist seine Pflicht! Wie kann er die Invasion eines solchen …
Fremdlings
dulden? Wie ist das überhaupt möglich, gibt es keine Schutz- und Grenzmagie?«
Die Berater blickten zuerst einander betreten an, dann auffordernd zu Adelaide. Also blieb es wieder einmal ihr überlassen, die Königin aufzuklären.
»Na, das is’ so«, fing sie auf ihre gedehnte Weise an, die in Bethlanas Kleidersaum umgehend steile Falten bildete.
»Du willst mir sagen, dass ich mich selbst um meinen Schutz hätte kümmern müssen?«, kam die Königin weiteren Erklärungen zuvor.
»Zusammengefasst, ja«, bestätigte die Trollin.
»Wir … wir haben bereits daran gearbeitet«, sagte Goru schnarrend. »Eure Erlaubnis dazu hatten wir, Königliche Hoheit, doch … wie es scheint, war Sinenomen schneller. Er hat die Lücke erkannt, durch die er unbemerkt in Earrach eindringen kann.«
Die Königin rang die Hände. »Dann geht es gar nicht um mich und mein Reich? Will er durch mich Earrach angreifen?«
»Zumindest könnte er sich hier in aller Ruhe etwas aufbauen«, stimmte Meister Harmbickel zu. »Weitere Kriegsscharen aus seinem eigenen Land hereinströmen lassen, bis Llundain fast aus den Nähten platzt. Dann wäre es durchaus möglich, dass er den Angriff vorbereitet.«
»Wenn er größenwahnsinnig ist, tut er das, bevor der Kampf zwischen Fanmór und Bandorchu entschieden ist«, ergänzte Goru. »Ansonsten wartet er ab, wer siegt, und fällt danach über ihn her, solange der Gegner vom vorherigen Kampf geschwächt ist.«
»Was für eine entsetzliche, abscheuliche, grauenvolle Vorstellung!«, rief Bethlana. »Ich weiß nicht, was das für ein Geschöpf ist, aber es ist scheußlich! So jemand auf Earrachs Thron wäre der Untergang!«
»Weil er sich wohl kaum damit zufriedengeben wird, wenn er erst mal so weit ist«, vermutete Meister Harmbickel. »Nach und nach wird er ein Reich der Anderswelt nach dem anderen mit Krieg überziehen, bis er sie alle unterworfen hat.«
»Übertreibt Ihr da nicht etwas?«
»Diese Strategie ist naheliegend. Und er macht den Eindruck, dass er
alles
will.«
»Genau wie Bandorchu es vorhat«, sagte Adelaide. »So oder so befinden wir uns am Rand einer Katastrophe.«
Bethlana liefen Tränen über die Wangen. Sie stand vor den Trümmern ihrer Welt. »Gebt mir einen scharfen Dolch«, forderte sie schluchzend. »Das will ich nicht mehr miterleben. Ich setze meinem Dasein ein Ende!«
»Kommt nicht infrage!«, riefen alle Berater im Chor, als hätten sie sich abgestimmt, einschließlich Adelaides.
»Ma’am, wir brauchen Euch. Llundain, Middleark, Crain und Earrach brauchen Euch noch.« Die Stimme der Trollin wurde zusehends energischer. Es war Adelaide gleichgültig, ob Sinenomen im Nebel mit Interesse zuhörte. »Ihr seid jetzt von großer, symbolischer Bedeutung! Ihr dürft nich’ gleich aufgeben, sondern müsst kämpfen!«
»Und wie?«, fragte Bethlana verzweifelt.
»Indem Ihr Euch gefangen nehmen lasst«, antwortete Meister Harmbickel.
Die Königin wäre beinahe ohnmächtig geworden, und Adelaide fing sie auf. »Hört doch mal zu, was Meister Harmbickel zu sagen hat«, raunte sie Bethlana zu. »Vielleicht hatter ja ’nen Plan.«
Der dürre Mann nickte heftig. Die weitere Unterhaltung wurde nur noch mit gedämpfter
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