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Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich halten. »Lass mich endlich in Ruhe …«
    »Das werde ich, sobald meine Aufgabe beendet ist. Viel ist nicht mehr zu tun. Du aber hast wahrhaftig genug getan.« Seine Stimme klang tief und … sehr weich, wie eine kleine Meereswelle in einer karibischen Bucht, die auf dem Sand verlief.
    So hatte sie ihn noch nie gehört. Er wirkte überhaupt nicht mehr bedrohlich, eher im Gegenteil. Und sein Umhang, der einst jegliches Licht verschluckt hatte, glitzerte samten wie das All über dem Morgenhimmel.
    »Jetzt bist du auf einmal nett, du blöder Arsch!« Nadja brach in Tränen aus. Sie konnte einfach nicht mehr.
    »Ich weiß«, sagte er beschwichtigend. »Beruhige dich. Kein Kampf und Leid mehr, kein Schmerz und Blut. Hab keine Angst.« Er ließ seine Hände über ihren geschundenen Körper gleiten, und sie merkte, wie der Schmerz schwand und ihre Wunden heilten. Die verkrampften Muskeln entspannten sich, das Zittern hörte auf. Sogar die Risse in der Kleidung schlossen sich, Schmutz und Blut wurden getilgt.
    »Besser«, stellte der Getreue fest. Dann beugte er sich noch ein wenig tiefer, schob die Hände unter ihren Leib und hob sie hoch. »Was du getan hast, wird niemals vergessen werden. Es war ein langer und harter Weg, Nadja Oreso, aber ich habe nie an dir gezweifelt. Allein dir ist die Rettung zu verdanken.«
    Geborgen wie ein Kind lag sie in seinen mächtigen Armen. Behutsam hielt er sie umschlungen und wiegte sie leicht, nahm auch den letzten Rest von Angst und Schmerz.
    Zuversicht erfüllte sie, gefolgt von Zufriedenheit. Sie fühlte sich wie neugeboren; das Leben pochte in ihren Adern. Allerdings war sie sehr müde, und es tat ihr gut, wie er sie hielt und schützte. Das konnte er verdammt noch mal auch tun, nach allem, was sie durch ihn erlitten und für ihn getan hatte! Im Grunde war es schon vorbei und beendet, wie weggewischt. Und sie wusste, warum. Endlich.
    Für einen Moment konnte sie sich ganz gehen lassen und kuschelte sich an ihn, versank in seiner nachtdunklen Wärme. Für die meisten anderen Wesen mochte das nicht gelten, aber Nadja brauchte den Getreuen nie wieder zu fürchten. Bis ans Ende aller Zeiten stand er in ihrer Schuld, und sie würde ihn daran erinnern, sooft sie Gelegenheit dazu bekam. »Also wird es gut, ja?«
    »Alles.«
    »Weißt du, dass dein Sohn hier war und sein Opfer uns rettete?«
    »Natürlich. Er ist in mich zurückgekehrt, ich fühle ihn in mir. Wahrscheinlich stimmt mich das so milde.«
    »Was redest du nur? Du bist ein schauerliches, abscheuliches Wesen, das niemals Humor entwickeln wird, also unternimm lieber erst gar nicht den Versuch.«
    »Schon möglich«, sagte er gut gelaunt. »Was notwendig ist, muss getan werden, Menschenkind. Ich glaube nicht, dass du mein Wesen jemals wirklich verstehst.«
    »Das will ich auch gar nicht. Was ich weiß, ist gruselig genug.« Sie zögerte. »Sag mir noch eines …«
    »Was du willst.«
    »Hast du mich je wirklich begehrt?«
    »Bei jeder Begegnung aufs Neue.«
    Obwohl sie es nicht sehen konnte, wusste sie, dass er lächelte, und war beruhigt. Sie brauchte sich nicht benutzt zu fühlen. Er war … aufrichtig.
    Sie blickte hoch in die Finsternis seiner Kapuze und sah dort anstelle der Augen zwei Sterne glitzern – nicht länger kalt und tödlich, sondern warm, beinahe wie Sonnen.
    »Dein Gesicht …«, wisperte sie.
    »Ich habe keines«, sagte er. »Das dürfte keine Überraschung für dich sein.«
    »Nein … nicht so sehr … und … dein Name …?«
    »Ich trage keinen, ebenso wenig wie mein Bruder.«
    »Aber was ist mit Samhain?«
    »Auch der Graue Mann hatte ursprünglich keinen, bis die Elfen ihm den Namen Samhain gaben. Er gefiel ihm, also nahm er ihn an. Aber das weißt du alles längst, nicht wahr?«
    Sie nickte langsam, denn es hatte sich ihr endlich erschlossen, alle Puzzlestückchen waren zusammengefügt. »Du bist der Sinn …«
    »… wann immer ihr mich braucht und nach mir verlangt. Ja.« Sein Umhang schloss sich schützend um sie. »Und jetzt bringe ich dich zu deinem Sohn. Und den anderen die Heilung.«
    David taumelte. Die Halle, ja das ganze Reich erzitterte in einem gewaltigen Donnerschlag, und kurzzeitig wurde es völlig dunkel. Alles erstarrte in der Bewegung und hielt inne, selbst auf dem Schlachtfeld draußen. Großes kündigte sich an, und der Kampf musste warten.
    Als das Licht in die Halle zurückkehrte, stand der Getreue da, mit Nadja auf den Armen.
    Er setzte sie bei dem Prinzen ab. Sie sah erschöpft

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