Schartz, S: Elfenzeit 20: Der Atem der Unsterblichkeit
Areop-Enap mir mitzuteilen versuchte und worauf Eigigu mich aufmerksam machte! Ich konnte mich nicht erinnern, da ich ohne Wissen wiedergeboren wurde. Um mich zu schützen, legte der Getreue deshalb einen Bann über meine Jungfräulichkeit und sorgte dafür, dass ich behütet im Baumschloss aufwuchs. Zusammen mit meinem Bruder, der von kaum geringerer Bedeutung ist.«
Sie lächelte David zärtlich an. »Du bist das ersehnte Geschenk der Göttin an das Volk der Elfen, wie es ursprünglich geplant war. Deine Kinder, angefangen mit Talamh, werden es wieder zur Blüte führen.«
Sie ergriff die Hand ihrer Mutter und nahm sie mit sich. »Wir aber fügen jetzt zusammen, was zusammengehört.«
Bandorchu wich zurück. »Nein!«, rief sie. »Das könnt ihr nicht tun …«
»Wir können. Wir werden«, sagte Rhiannon. »Und es ist genau das, was du willst. Wonach du dich die ganze Zeit gesehnt hast. Danach wirst du keine Lücke mehr spüren, keinen Trennungsschmerz.«
»Hör auf sie«, riet Gwynbaen. »Hör auf meine Tochter, von der du immer ahntest, wer sie ist.«
Bandorchu flüchtete zu dem Getreuen. »Das darfst du nicht zulassen!«
»Aber deswegen ist alles geschehen, meine Königin«, widersprach er ruhig. »Deswegen bin ich an deine Seite gekommen und habe nach deinem verlorenen Ich gesucht. Es ist das, was du brauchst. Was wir alle brauchen. Es ist das, was den Sinn ergibt. Danach wird es dir besser gehen und uns allen. Die Trinität muss geheilt werden.«
»Aber was wird aus mir? Aus uns?«
»Was wir vorher gewesen sind und wieder sein werden. Wir werden nie mehr getrennt sein. Deshalb muss dies jetzt enden.«
Als sie fliehen wollte, hielt er sie fest. »Es gibt keinen Grund zu flüchten, Geliebte. Bald ist der Moment gekommen, an dem du dich wieder an mich erinnerst.«
Bandorchu gab ihre Gegenwehr auf und sah zu ihm hoch. »Das war es, was du meintest, nachdem du mir den Goldenen Apfel gabst«, flüsterte sie. »Deshalb konnten wir ohne den anderen nicht existieren …«
»Wir standen uns immer sehr nahe«, sagte der Getreue. »Und jede Trinität ist auch Eins. So wie wir.«
»Rian …«, begann David verzweifelt.
Sie wandte sich ihm zu und lächelte. »Tut mir leid, Bruder«, sagte sie sanft. Ihr Blick war bereits abwesend. Sie hatte mit allem abgeschlossen, die Trennung vollendet. »Aber das ist mein Weg. So, wie es der deine ist, das neue Reich der Elfen zu gründen und eines Tages deine eigene Entscheidung zu treffen. Aber ich glaube, ich werde mich erinnern. Ich
will
mich erinnern!« Sie sah den Getreuen an. »Ist das möglich?«
»Alles ist möglich«, antwortete er. »Kommt zu mir.« Damit breitete er seinen Umhang aus und schlug ihn um die drei Frauen und um sich, den Kopf darunter verborgen.
»Seht mich an«, erklang seine tiefe Stimme ein letztes Mal durch den Umhang.
Dann schlug der Blitz ein.
Der Umhang des Getreuen fiel zu Boden, und ihm entstieg eine strahlende, in gleißendem weißem Licht schimmernde, ätherische Gestalt, größer noch als Fanmór.
Nadja ergriff Davids Hand, drückte sie fest, tröstend. Tränen liefen über seine Wangen, ebenso über ihre.
Ein Seufzen wehte durch die Halle, und Nadja sah die Lichtgestalt lächeln. Zärtlich, liebevoll, erlöst und befreit. Sie schwebte auf David zu. Als sie ihn küsste, schloss er die Augen.
»Schwester«, wisperte er andächtig. »Ich fühle dich in mir …«
Und so wird es immer sein
. Nadja hörte die Stimme auch in ihrem Kopf.
»Daa…nuu …« Talamh gluckste und schlug die Händchen aneinander.
Dann hob Danu die Arme. Schleier schienen um sie zu wehen, während sie sich in reines Licht auflöste und wie ein Sonnenstrahl über die Elfenwelt verteilte, in Millionen Lichtfunken aus dem Äther herabregnete. Über die gesamte Elfenwelt, Nadja konnte es spüren, als vieltausendfaches Echo tief in ihrem Inneren. Und sie sah, wie in alle Elfen um sie herum ein strahlendes Licht einkehrte und sie erfüllte, und so geschah es gleichzeitig überall.
Die besetzten neun Knoten glühten auf, und in einer wahren Explosion und farbenprächtigem Funkenregen kehrte die Unsterblichkeit zurück, rückte die Ordnung wieder gerade. Sämtliche Grenzen schlossen sich, die Welten stabilisierten sich an ihren Plätzen, und der Zeitverlauf in der Menschenwelt setzte sich ohne Unterbrechung fort. Die Sterblichen würden nie erfahren, was geschehen war.
Ein leiser Ton ging durch die Welt, ausgestoßen von allen Elfen – ein Laut der Erlösung und
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