Schatten Blut
der ihm im Wege stand. Und doch erkannte ich dahinter deutlich die Unschuld und Sanftmut, mit der er mein Herz erobert hatte. War es nicht erstaunlich? Trotz seiner langen Unlebensdauer und all dem, was er durchlebt und erlebt, zudem selbst getan hatte, hatte er sich genau das bewahren können. Oder trug ich gerade eine rosarote Brille, die die Sicht auf jene Dinge zu sehr in ein weiches Licht setzten?
Er schmatzte leise und runzelte kurz die Stirn. Was er wohl träumte? Ich verbiss mir ein Lachen und strich ihm vorsichtig eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Ein leises Brummen ertönte, dann nur noch das Geräusch seines leisen, regelmäßigen Atmens.
Eine geraume Weile betrachtete ich ihn, ratschte dann vorsichtig unter seinem Arm hervor und aus dem Bett. Ich landete auf dem Boden, richtete mich auf und lugte behutsam über den Rand des Bettes. Aufatmend gewahrte ich, dass Darian weiterhin schlief.
Auf leisen Sohlen sammelte ich die Überreste meiner Kleidung auf, entnahm Darians Schrank ein weißes Hemd und warf es mir über. Es schlackerte mir am Oberkörper und reichte mir in der Läge bis an die Oberschenkel. Doch würde dieses provisorische Kleid meine Blöße bedecken und mich unbeschadet bis in mein Zimmer gelangen lassen.
Ich war noch nicht ganz bis zur Tür gekommen, als eine leicht schläfrige Frage mich innehalten ließ: »Möchtest du dich heimlich fortstehlen, Faye?«
Ertappt lächelnd drehte ich mich zu Darian um. Er hatte seinen Kopf auf dem Ellenbogen aufgestützt und sah mich interessiert an, machte jedoch keinerlei Anstalten, mich aufhalten zu wollen.
»Nein. Aber ich kann nicht schlafen. Ich habe … Ich wollte …« Ich stammelte unsicher, klappte den Mund zu und verdrehte die Augen. Sein Blick war fragender geworden und er hatte sich inzwischen ganz aufgesetzt.
»Also gut«, unternahm ich einen weiteren Anlauf. »Du hast geschlafen und ich wollte dich nicht wecken. Deswegen sieht es vermutlich so aus, als würde ich mich verdrücken wollen.« Ich lächelte schief. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mir dein Hemd ausleihe? Jason würde sicherlich irritiert gucken, käme ich ihm als Eva ohne Feigenblatt entgegen.«
»Jason würde dir seine Livree anbieten«, gab Darian amüsiert zurück und erhob sich nun aus dem Bett.
Mit einer absoluten Natürlichkeit trat er vollkommen unbedeckt auf mich zu und blickte lächelnd auf mich herab. Ich schluckte verhalten. Okay, das hier waren sein Raum, sein Bett, sein Haus überhaupt. Trotzdem überkam mich beim Anblick dieser erotisierenden Adonis Kopie ein Anflug von Peinlichkeit. Ich war ein solch selbstbewusstes Auftreten eines Mannes nach einer gewissen Tätigkeit einfach nicht gewohnt. Und mir ging auf, dass ich mich insgeheim wirklich gern verkrümelt hätte, um einer weiteren Begegnung mit ihm gewappnet zu sein. In bekleidetem Zustand! Himmel! Wie Sex doch das Blickfeld schlagartig verändern konnte!
Ich wusste gerade nicht wirklich, wohin ich schauen sollte. Wollte ich auf meine Füße sehen, trat genau das eine seiner Körperteile in mein Blickfeld, welches mir momentan vermutlich die Tomatentauglichkeit verpassen würde. Sah ich ihm in die Augen, würde ich eine Heiterkeit darin entdecken, die mich ebenfalls gen Knallrot verfärben würde. So wählte ich einen unverfänglicheren Punkt. Sein Kinn. Erstaunlich, ich hatte bislang nicht bemerkt, dass er ein ganz kleines Grübchen hatte!
Ich hörte ihn leise lachen und sein Finger umfasste eines der Bänder am Kragen des Hemdes. Sanft zog er daran. »Es steht dir gut, Liebes. Aber du solltest es hier oben noch etwas zubinden, ansonsten erlaubst du Fremden Blicke auf Früchte, die in den Garten eines anderen gehören.«
Mein Blick folgte seinem Finger und nun schoss mir die Röte ins Gesicht. Darian hatte Recht. Solange die Bänder offen standen, könnte ich auch gleich unbedeckt herumlaufen! Eilig zog ich die Bänder fest zu und zupfte mir das Hemd zusätzlich weiter nach unten, damit auch ja mein Hinterteil betucht blieb.
»Und wohin sollte deine Flucht führen?« erkundigte Darian sich mit sichtlicher Erheiterung in der Stimme.
Er hatte meinen Gedanken gelauscht! Ich maß ihn mit schmalen Augen, musste dann aber doch lachen. »In mein Zimmer. Duschen, etwas anziehen. Abgesehen davon.« Ich machte eine kleine Kunstpause und schürzte die Lippen, ehe ich weiter sprach: »Hätte ich nun gern einen Kaffee.«
»Letzteres lasse ich als Argument durchgehen«, grinste Darian mich an. Er öffnete
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